Die Verbraucherpreise legten um 1,8 Prozent im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresmonat zu, wie das Statistikamt Eurostat am Dienstag in Luxemburg nach einer ersten Schätzung mitteilte. Dies ist der niedrigste Stand seit April 2021.
Volkswirte hatten den deutlichen Rückgang der Teuerung im Schnitt erwartet. Im August hatte die Inflationsrate noch bei 2,2 Prozent gelegen. Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt mittelfristig eine Inflationsrate von zwei Prozent an.
Im Vergleich zum Vormonat sanken die Verbraucherpreise um 0,1 Prozent. Eine Stagnation war erwartet worden.
Deutlicher Rückgang bei Energiepreisen
Der deutliche Rückgang der Teuerung ist mit der Entwicklung der Energiepreise zu erklären. Sie fielen im Jahresvergleich um sechs Prozent. Der Rückgang ist auf einen Basiseffekt zurückzuführen, da im Vorjahreszeitraum die Energiepreise noch deutlich gestiegen waren. Die Dienstleistungspreise legten im September hingegen mit vier Prozent besonders stark zu.
Die Kernteuerung ohne schwankungsanfällige Preise für Energie-, Nahrungs- und Genussmittel ging im September leicht zurück. Sie fiel um 0,1 Prozentpunkte auf 2,7 Prozent. Die Kerninflation bildet die grundlegende Teuerung ab und stellt den Inflationstrend nach Meinung vieler Ökonomen besser dar als die Gesamtrate.
Ab November erwarten Experten wieder einen vorübergehenden Anstieg der Inflationsrate. Schließlich fällt dann der Basiseffekt bei den Energiepreisen weg. Wie es dann weiter geht, hängt wohl vor allem von der Entwicklung im Dienstleistungssektor ab. "In Anbetracht der sich eintrübenden konjunkturellen Situation und den zunehmenden Entlassungsmeldungen aus dem Unternehmenssektor wird der Preisanpassungsspielraum eingeschränkt", erwartet Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. "Wir rechnen damit, dass der Preisauftrieb deshalb mittelfristig weiter abebbt."
Leitzins könnte sinken
Die rückläufige Inflation und die schwache Wirtschaft in der Eurozone hat zuletzt die Erwartung genährt, dass die EZB bereits im Oktober erneut die Zinsen senken könnte. Zuletzt hatte sie mit Mitte September den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 3,50 Prozent gesenkt. Es war die zweite Zinssenkung nach der starken Inflationswelle. So war die Inflationsrate im Oktober 2022 noch bis auf 10,7 Prozent gestiegen.
"Dass die Inflationsrate heute deutlich unter die Ziel-Marke der EZB gefallen ist und die Einkaufsmanagerindizes zuletzt Konjunktursorgen angezeigt haben, dürfte für die EZB ein Zeitfenster für einen zusätzlichen Zinsschritt weit aufstoßen", kommentierte Vincent Stamer, Volkswirt bei der Commerzbank. Er verweist auch auf die Rede von EZB-Präsidentin Christine Lagarde, die am Montag vor dem Europäischen Parlament die Tür für eine Zinssenkung geöffnet habe. Auch die Commerzbank-Volkswirte erwarten jetzt daher im Oktober eine Leitzinssenkung um 0,25 Prozentpunkte. (dpa/rs)