Im dritten Kalenderquartal 2006 soll der Kauf in trockenen Tüchern sein. Aktionäre, die 84 Prozent der ausgegebenen SSA Global-Aktien repräsentieren, haben dem Merger bereits zugestimmt. "Mit dieser Übernahme wird Infor zum drittgrößten Anbieter von Unternehmens-Software, mit einem Umsatz von rund 1,6 Milliarden Dollar", sagte Jim Schaper, Chairman und CEO von Infor.
Größe war das ausschlaggebende Argument, dass beide Unternehmen für den Zusammenschluss anführen. "Wir haben erkannt, dass Größe eine wichtige Rolle spielt", kommentierte Mike Greenough, Chairman, President und CEO von SSA Global.
"Vor allem um weltweit agierende Unternehmen zu betreuen, wird unsere globale Präsenz entscheidend sein", ergänzt Wolfgang Kobek, Vice President und Geschäftsführer der Infor. Gegen den Vorwurf, Infor gleiche einem wachsenden Gemischtwarenladen ohne klare Strategie, wehrt er sich. "Wir haben eine klare, offene SOA-Strategie. Wir bieten unseren Kunden die Wahl, die richtige Lösung für ihr Geschäft zu integrieren. Darüber hinaus ist es uns wichtig, dass es für jede Lösung in unserem Portfolio eine langfristige Roadmap gibt.", verspricht er. Und schließlich gebe es eine Reihe von Punkten, in denen sich die beiden Unternehmen ergänzten. "Es gibt wesentlich weniger Überschneidungen, als man auf den ersten Blick wahrnimmt."
Beispiel die Kundschaft: Wie Infor zielt auch SSA Global auf mittelständische Kunden aus der Fertigungsindustrie und dem Handel. Doch: "Darüber hinaus wird die SSA-Lösung gerne im öffentlichen Sektor eingesetzt, ein Segment, das Infor bislang überhaupt nicht fokussiert hat", argumentiert Kobek. Hinzu komme, dass das SSA Produkt "ERP LN" (ehemals Baan ERP) auch für Kunden im oberen Segment, also dem gehobenen Mittelstand, interessant sei.
Dadurch könne sich Infor neue Kundenkreise erschließen. Außerdem ergänzt die CRM-Lösung von SSA (ehemals E.piphany) die Produktpalette. Kobek: "Das ist ein sehr interessantes Produkt, das bei uns eine Lücke füllen kann." Auch regional gibt es nicht nur Überschneidungen. In Italien und Spanien, wo Infor eher schwach vertreten ist, verfügt SSA auf eine gute Kundenbasis.
In den nächsten Monaten, so Kobek, wolle man die Integration von SSA planen. Ein konkreter Zeitplan für die Integration der Produkte wird derzeit erarbeitet. Erst im vergangenen Jahr hatte Infor eine Acht-Jahres-Strategie ausgearbeitet, um die Produkte der bisher übernommenen Firmen zu verbinden. Diese dürfte nun noch einmal auf den Prüfstand gestellt werden.