Der Ministerpräsident Bayerns, Horst Seehofer, gibt die Richtung vor, und er hat im Informatikprofessor Manfred Broy, TU München, einen sehr kompetenten Umsetzer gefunden: Das südlichste Bundesland will die Nummer eins sein in puncto Digitalisierung, und dafür stellt der bayerische Staat viel Geld zur Verfügung, wofür "uns die anderen Bundesländer stark beneiden", wie Broy erzählt.
Durch die Schaffung der 20 Professorenstellen an möglichst vielen bayerischen Hochschulen soll das Thema Digitalisierung stärker in der Hochschullandschaft verankert werden, und Ziel des Doktorandenprogramms und der Einrichtung eines Innovationslabors ist es, eine schlagkräftige Nachwuchsgruppe aufzubauen.
Eingerichtet werden zunächst sogenannte Themennetzwerke zu Energie, Gesundheit, Sicherheit, vernetzte Mobilität und Produktion. Später soll es auch um die Bereiche Gesellschaft, Wissenschaft und Kunst gehen. Zudem sollen die Themen Entrepreneurship und Gründungen nicht zu kurz kommen.
Informatikexperten sind für die Digitalisierung unersetzlich
Die Firmen müssen lernen, so Broy weiter, dass die Digitalisierung ihr Geschäft sehr stark beeinflusst und verändern wird und dass sie dafür neue Kompetenzen benötigen. "Wir werden die Digitalisierung in den Unternehmen nicht durch ein paar Millionen Fördergelder erreichen", gibt der Wissenschaftler zu bedenken.
Er sehe seine Aufgabe eher darin, die richtigen Prozesse in den Unternehmen anzustoßen, damit das Management die Notwendigkeit dieser Transformation erkennt. So sei man bereits mit der Versicherungswirtschaft im Gespräch, denn immerhin ist München der weltweit größte Assekuranzstandort, und hier erwartet der Professor radikale Veränderungen des Geschäftsmodells.
Zu beobachten sei auch die veränderte Rolle der IT. Früher standen etwa Infrastrukturthemen im Vordergrund oder die Frage, wie IT Prozesse unterstütze. Heute gehe es strategischer zu; die IT im Allgemeinen und die Softwaretechnik im Besonderen werde der Treiber der Digitalisierung sein. Für Broy gibt es dazu nur eine Konsequenz: "Wir müssen mehr Informatiker ausbilden, die bereit sind, Führungsaufgaben zu übernehmen."
Und er setzt nach: "Es ist viel zu wenig verstanden worden, dass Informatik eine der Führungsdisziplinen der Zukunft ist." Die Unternehmen bräuchten in ihren Führungsetagen viel mehr Experten, die technisches Know-how mitbrächten und dieses stärker mit den strategischen Zielen verbinden könnten.