CW: Gemeinsam mit der Universität Bremen haben Sie untersucht, wie gefragt bestimmte Berufsgruppen bei der Partnersuche sind. Wo stehen die Informatiker?
Christiane Schnabel: Generell lässt sich sagen, dass Berufe mit einem hohen Status bei der Partnersuche sehr gefragt sind. Wir haben 80 Berufsgruppen analysiert, Informatiker landeten im Mittelfeld. Männer belegten in der Beliebtheitsliste, gemessen an Klickraten der Profile, Rang 21, die Informatikerinnen kamen auf Rang 30. Dass sie nicht weiter vorn platziert sind, liegt vermutlich an den Klischees, die viele mit Informatikern verbinden. Man stellt sich jemanden vor, der sehr viel Zeit am Computer verbringt und wenig Initiative in der Partnerschaft zeigt.
CW: Ihre aktuelle Studie bestätigt, dass in vielen Klischees ein wahrer Kern steckt. Was haben Sie diesmal über die Informatiker herausgefunden?
Schnabel: Die Informatiker sind die introvertierteste Berufsgruppe, sowohl die männlichen als auch die weiblichen ITler. Unter introvertiert verstehen wir zum Beispiel, dass jemand Wahrnehmungen primär in der Auseinandersetzung mit sich selbst verarbeitet und Entscheidungen erst nach reiflicher innerer Erwägung trifft. Auf neue Bekanntschaften können Introvertierte vielleicht erst einmal teilnahmslos oder vielleicht sogar abgehoben wirken.
CW: Welche weiteren Persönlichkeitsmerkmale zeigen Informatiker?
Schnabel: Informatiker sind nicht nur die introvertierteste sondern auch die pragmatischste Berufsgruppe. Ihr Handeln ist stark am Nutzen orientiert, und sie können sich intensiv auf Aufgaben fokussieren. Vor allem bei den männlichen ITlern sehen wir darüber hinaus eine Kontakthemmung. Das heißt, ihnen fällt es eher schwer, auf andere Menschen zuzugehen und sich auf neue Situationen einzulassen.
CW: Ist Ihnen bei den Informatikerinnen ein bestimmtes Persönlichkeitsmerkmal besonders aufgefallen?
Schnabel: Neben der Introversion und dem Pragmatismus beobachten wir bei Frauen in IT-Berufen einen starken so genannten Animus. Das ist ein Konzept aus der Tiefenpsychologie, das davon ausgeht, dass wir alle sowohl weibliche als auch männliche Anteile in uns tragen. Animus steht für die männlichen Anteile, die bei Informatikerinnen stark ausgeprägt sind. Eine noch stärkere männliche Seite haben wir in unserer Auswertung zum Beispiel bei Geschäftsführerinnen und Ingenieurinnen gefunden.
Selbst-Marketing hilft bei der Partnersuche
CW: Formt der Beruf uns denn so stark oder verfügt man bereits vor dem Berufsstart über all diese Persönlichkeitsmerkmale?
Schnabel: Grundlegende Charakterzüge bilden sich schon in der frühesten Kindheit. Bis zum Zeitpunkt der Berufswahl sind die Persönlichkeitsmerkmale bereits entwickelt, und in der Regel wählt man einen Beruf, der der eigenen Persönlichkeitsstruktur entspricht. Im Laufe des Lebens ändert sich die Persönlichkeit nur noch minimal, extreme Veränderungen sind dann nicht mehr zu erwarten. War man als Kind eher still, wird man als Erwachsener kaum mit Leidenschaft Vorträge vor großem Publikum halten.
CW: Wir haben bereits häufiger Tipps für ITler veröffentlicht, wie sie sich in der Bewerbungsphase geschickt selbst vermarkten können. Hilft das Selbstmarketing denn auch bei der Partnersuche?
Schnabel: Informatiker sind nicht die besten Selbstvermarkter. Ihnen hilft es sicher, wenn sie sich überwinden und auf andere Menschen zugehen. Denn ein aufgeschlossenes Auftreten hilft nicht nur im Bewerbungsgespräch sondern auch bei der Partnersuche.
Über die Studie: Im Rahmen der Untersuchung von Parship mit der Universität Bremen wurde der Frage nachgegangen, ob ein Zusammenhang zwischen der beruflichen Tätigkeit und bestimmten partnerschaftsrelevanten Persönlichkeitsmerkmalen besteht. Bei den Berufsangaben handelt es sich um freie Einträge der Mitglieder im Profil. Die Studie basiert auf einer Auswertung von 3.900 anonymisierten Parship-Mitgliederdatensätzen, davon 200 Informatiker und Informatikerinnen. Die Untersuchung wurde im Frühjahr 2012 von der Universität Bremen durchgeführt.
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation CIO.