In der Halle, die Lufthansa Systems eigens für die Tests seines Infotainmentsystems gemietet hat, flimmern Hunderte von Bildschirmen. Einige zeigen Hollywoodfilme, andere ein Kreuzfahrtschiff in voller Fahrt. Auf den meisten Monitoren erscheint der Schriftzug "Herzlich Willkommen Herr und Frau...".
"Volldigitales Mobile Infotainmentsystem" heißt das Netzwerk, das Lufthansa Systems für die Rostocker Kreuzfahrtreederei Aida baut. Das System existiert bereits auf einigen Luxuslinern. So kommt es beispielsweise auf der MS Europa, dem Flaggschiff von Hapag-Lloyd, zum Einsatz. "Die Neuheit an der derzeit getesteten Plattform ist ihre Dimension", freut sich Jörg Liebe von Lufthansa Systems.
Allein um die Komponenten für den Testaufbau in der 1.000 Quadratmeter großen Halle untereinander zu verbinden, waren 22.000 Meter Datenleitung erforderlich. Bis vor wenigen Tagen waren es insgesamt 1.500 Geräte, die hier gleichzeitig abgespielt und auf Hertz und Viren überprüft wurden. Jetzt sind es einige hundert weniger, da ein Teil der Rechner bereits in das emsländische Papenburg gebracht wurde.
Auf dem Kreuzfahrtschiff Aida Diva, das derzeit in der Meyer Werft gebaut wird und im April kommenden Jahres in Hamburg getauft werden soll, werden Techniker weitere Tests durchführen. Alle vier neuen Aida-Schiffe, die bis 2010 in Papenburg gebaut werden, sollen mit dem System ausgerüstet werden.
Im Laufe der Zeit werden voraussichtlich auch die älteren Modelle der Flotte mit der modernen Technik nachgerüstet. Branchenkenner schätzen den Wert des Auftrags an Lufthansa Systems auf vier bis fünf Millionen Euro pro Schiff. Allein den Versuchsaufbau hat sich die Lufthansa-Tochter 500.000 Euro kosten lassen.
Internet mit Einschränkungen
Mit dem Infotainmentsystem können die Passagiere von ihren Kabinen aus auf ein bordeigenes Intranet mit Reiseinformationen zugreifen, über das sie zum Beispiel Landausflüge buchen, einkaufen und ihre aktuelle Abrechnung einsehen können. Jeder Gast erhält außerdem einen eigenen E-Mail-Zugang, den er von der Kabine aus nutzen kann.
Auch auf das Internet kann an Bord zugegriffen werden. Allerdings mit Einschränkungen, wie Liebe zugibt: "Stellen Sie sich vor, mehrere hundert Passagiere gehen gleichzeitig online. Dann könnte jeder nur noch mit Analogmodem-Geschwindigkeit surfen." Die Gäste sollten deshalb lieber die Internetcafés des Schiffes nutzen. An Details werde momentan noch gefeilt. Beispielsweise denke man darüber nach, nur eine begrenzte Anzahl von Internetseiten für die Kabinencomputer zur Verfügung zu stellen.
Stolz ist Liebe auch auf das Video- und Audio-on-Demand-System, über das an allen Rechnern Spielfilme und Musiktitel nach eigenen Wünschen gewählt werden können. Dieser Luxus wird allerdings nicht umsonst zu haben sein. Wie hoch der Preis für das Wunschprogramm sein wird, will Aida-Mitarbeiter Alexander Esslinger allerdings noch nicht verraten: "Wir kalkulieren momentan noch."
Bei der Vielzahl an Möglichkeiten des Infotainmentsystems fällt die Menüsteuerung vergleichsweise komplex aus. Zumindest für die Passagiere der Aida-Schiffe sollte das aber kein Problem sein, denn "Mit einem Durchschnittsalter von 42 Jahren sind unsere Gäste deutlich jünger als die der Konkurrenz", betont Esslinger.
Dieser Artikel erscheint mit freundlicher Genehmigung von Manager Magazin Online.