Unternehmen, die langfristig am Markt bestehen wollen, müssen laufend innovative Produkte und Services entwickeln oder ihr Geschäftsmodell verändern. Vorhandene Arbeitsabläufe müssen daher laufend angepasst werden und parallel dazu sind immer neue Betriebsabläufe aufzubauen. Damit die Geschäftsprozesse möglichst reibungslos laufen, ist auch eine tief gehende IT-Unterstützung erforderlich. Was banal und nach Plattitüde klingt, ist in Wirklichkeit schwieriges Unterfangen. Dazu müssen alle Räder ineinandergreifen: Innovationen, Prozesse und die unterstützenden IT-Lösungen.
Innovations-Management mangelhaft
Häufig hapert es in Unternehmen schon beim Innovations-Management, schreibt die Management- und Technologieberatung Accenture in der Studie "Why ‘Low Risk’ Innovation Is Costly". Laut Erhebung glauben nur 18 Prozent der Manager, dass zusätzliche Investitionen in ihre Innovationsprogramme sich auch tatsächlich Wettbewerbsvorteile ummünzen lässt. Dennoch sind 93 Prozent der 500 Umfrageteilnehmer aus zwölf Branchen davon überzeugt, dass der langfristige Firmenerfolg direkt von der Fähigkeit zur ständigen Erneuerung abhängt. 70 Prozent der Befragten wählen das Thema in die Top-five-Liste der strategischen Prioritäten.
Das ist nur auf den ersten Blick ein Widerspruch, denn: "In vielen Betrieben gibt es keine strukturierte und disziplinierte Herangehensweise bei der Verwaltung von Innovationsrisiken", schreibt Wouter Koetzier, bei Accenture verantwortlich für Innovationen und die Produktentwicklung. So teilten 38 Prozent der Befragten mit, dass es in ihrem Unternehmen kein formelles End-to-End-Managementsystem für Innovationen gibt, das von der ersten Produktidee über die Entwicklung und Produktion bis hin zur Markteinführung reicht.
Fünf Kernelemente eines Innovationssystems Accenture hat im Rahmen der Studie fünf Kernelemente identifiziert, die ein solches System beinhalten muss. Dazu zählen 1. die Vereinfachung der Innovationsprozesse, um neue Produkte und Services schneller am Markt einführen zu können. 2. ein Customer Experience Management (CEM) zur Schaffung positiver individueller Kundenerfahrungen, die zu mehr Kundenloyalität führen. 3. die Etablierung eines Innovations-Risikomanagements auf der Basis von Analysen, Tools und Prozessen 4. IT-gestützte End-to-End-Geschäftsprozesse für mehr Geschwindigkeit und Flexibilität im Business. 5. Die Einbindung von Kundenmeinungen, indem soziale Netze auf Kundenäußerungen durchsucht und mit Big-Data-Technologien ausgewertet werden, um Marketingkampagnen und Serviceaktivitäten eng an der Stimmung am Markt auszurichten. |
Der verhaltene Einschätzung der Manager gegenüber ihren implementierten Innovations-Prozessen hat einen Grund, wie eine weitere Studie zeigt: Obwohl ein effizientes Innovationsmanagement ohne moderne IT-Technologien nicht mehr auskommt, fehlt den CIOs das zur Modernisierung ihrer IT-Landschaften nötige Geld. Das zeigt die Studie "Investitionsschwerpunkte und Beratungsbedarfe in 2013" der Kommunikationsberatung Faktenkontor, die mehr als 160 Entscheider in deutschen Unternehmen befragte.
Veraltete IT hemmt Innovationen
Die zur Modernisierung der IT-Systeme notwendigen Investitionen bleiben wegen Budgetkürzungen aus klagen 46 Prozent der Befragten. 56 Prozent machen dafür Personalengpässe in der IT-Abteilung verantwortlich. Dabei sehen fast 60 Prozent der Entscheider dringenden Handlungsbedarf bei der Erneuerung ihrer IT-Systeme.
Knapp die Hälfte der deutschen Manager plant zwar IT-Investitionen. Das Geld wird aber nicht primär für neue IT-Lösungen und Softwarekomponenten ausgegeben, sondern es fließt zu 82 Prozent in den Erhalt der bestehenden IT-Landschaft und deren Weiterentwicklung. Es verwundert daher kaum, dass laut Accenture-Studie 26 Prozent der Firmen ein Problem haben, neue IT-Technologien richtig und somit effizient einzusetzen.
Bezogen auf die Versicherungsbranche werden diese Ergebnisse von einer Untersuchung der Software- und Beratungsfirma PPI gestützt. Demnach sind in Versicherungen rund zwei Drittel der IT-Systeme veraltet. Obwohl dort die Informationstechnologie zu den Grundpfeilern der Wertschöpfungskette zählt, "fallen die IT-Budgets meist als erste dem Spardiktat zum Opfer", sagt Tobias Kohl, Leiter CIO-Services bei PPI. Auch Gartner-Analyst Frank Ridder sieht im Budgetdruck ein Investitionshindernis. CIOs müssten laufende IT-Kosten drücken, um zusätzliches Budget für Innovationen und Transformationen zu bekommen.
CFOs knausern und treten auf die Investitionsbremse
Häufig werden neue IT-Vorhaben und die damit verbundenen Ausgaben - jedenfalls in deutschen Unternehmen - auch von den Finanzchefs ausgebremst. So stehen für 61 Prozent der CFOs Kostensenkungen an oberster Stelle, Erst mit Abstand folgen offensive Strategien wie die Einführung neuer Produkte und Dienstleistungen (51 Prozent) oder die Expansion in neue Märkte (35 Prozent).
Das hat Deloitte im aktuellen CFO-Survey festgestellt, an dem 124 CFOs deutscher Großunternehmen teilnahmen. CFOs planen auch die Ausgaben für die nächsten zwölf Monate sehr defensiv. Bei 36 Prozent stehen Rationalisierungsinvestitionen ganz oben auf der Agenda. Nur 21 Prozent wollen Geld Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten stecken. Weit abgeschlagen folgen Ausgabenarten, die auf Wachstum ausgerichtet sind. Dazu zählen Investitionen in Erweiterungen (zehn Prozent), Marketing (drei Prozent) und für neue Projekte (zwei Prozent).
Der Kreis schließt sich
Und genau hier schließt sich der Teufelskreis: Haben Unternehmen zu wenig Budget für die Modernisierung ihrer IT-Systeme und den Aufbau eines IT-gestützten formellen Innovationssystems, beeinträchtigt dies ihre Innovationsfähigkeit. 43 Prozent der Firmen, die ein solches System haben, sind laut Accenture mit der "Generierung von Ideen" sehr zufrieden, doch nur 24 Prozent der Betriebe ohne System.
Von den Betrieben, die ein formelles Innovationssystem etabliert haben, sind auch jeweils 32 Prozent sehr zufrieden mit den Datenanalysen für Forschungs- und Entwicklungsentscheidungen sowie mit der Produkteinführung und 36 Prozent mit der Produktentwicklung. Nicht zuletzt glaubt die Hälfte dieser Unternehmen, dass sie auf der Basis von Neuentwicklungen ihr Geschäftsmodell innerhalb der nächsten drei bis fünf Jahre transformieren können; bei den anderen Betrieben ist es dagegen nur ein Viertel.