Bei Arcandor (früher KarstadtQuelle) kracht es im Gebälk. Personalwechsel, juristische Klagen und eine Neuordnung des IT-Dienstleisters EDS Itellium beschäftigen den Essener Konzern.
Zumindest, was letzteres betrifft, gibt es Klarheit. Die HP-Tochter EDS gibt ihren Anteil von 74,9 Prozent am Gemeinschaftsunternehmen EDS Itellium in die Hände von Arcandor. Damit ist Arcandor wieder alleiniger Besitzer. Die EDS Itellium war im Mai 2007 gegründet worden, als Karstadt Teile seiner IT-Tochter Itellium an den US-Dienstleister EDS verkauft hatte.
Der Wirtschaftszeitung FAZ zufolge soll Arcandor für den Rückkauf 28 Millionen Euro bezahlt haben. Es handele sich zum Großteil um Ausgleichszahlungen für erbrachte Leistungen und offene Rechnungen. Eine EDS-Sprecherin wollte das weder bestätigen noch dementieren.
Auch zu den Gründen für den Rückkauf gibt es keine offizielle Äußerung. Die Sprecherin sagte lediglich, die gemeinsame Presseerklärung zeige ja, dass man sich "partnerschaftlich getrennt" habe. Aus dem Unternehmensumfeld von Arcandor hieß es gegenüber cio.de allerdings, dass die erwarteten Einsparungen nicht erbracht wurden.
Nach eigener Darstellung wird Arcandor eine neue Geschäftsführung für Itellium ernennen. Die neue Spitze soll "zügig ein neues Geschäftsmodell entwickeln". Einen Zeitplan gibt es aber erst, wenn das Kartellamt dem Rückkauf zugestimmt hat.
Jetziger Geschäftsführer der EDS Itellium ist Joachim Brands. Der 49-Jährige arbeitet seit 1981 für Karstadt und gehörte von Anfang an zum Management der 2000 gegründeten Itellium.
EDS will trotz der Trennung von Itellium weiter auf die Kernbereiche Consumer IT und Retail setzen. Das Unternehmen hatte 2007 gemeinsam mit Arcandor ein "Centre of Retail Excellence" (CORE) gegründet, um den Drittmarkt aufzurollen. Der damalige IT-Koordinator bei Arcandor, Steven James Stockdale, hielt es für realistisch, bis 2010 Marktführer in Sachen Retail-IT zu sein.
Probleme zwischen Arcandor-IT-Chef und Thomas Cook
Der gebürtige Waliser hat Arcandor jedoch im November 2007 auf eigenen Wunsch verlassen. Seine Aufgaben gingen an Uwe Brückner. Hintergrund scheinen Kommunikationsprobleme gewesen zu sein: Stockdale hatte im Mai 2007 verkündet, die IT von Arcandor-Tochter Thomas Cook binnen Jahresfrist in die EDS Itellium einzubringen - was Thomas Cook dementierte.
Die Partnerschaft zwischen dem Handelsriesen und seinem IT-Dienstleister hat eine bewegte Geschichte: Bereits im Herbst 2004 hatte Arcandor, damals noch KarstadtQuelle, Teile von Itellium an Atos Origin verkauft. Davon waren 900 Mitarbeiter betroffen. Als Grund wurde angegeben, KarstadtQuelle wolle sich stärker auf das Kerngeschäft konzentrieren.
Was die anderen aktuellen Baustellen bei Arcandor betrifft, wahrt das Unternehmen Zurückhaltung. Sicher ist: Ex-Karstadt-Chef Peter Wolf hat gegen seinen früheren Arbeitgeber Klage eingereicht. Die Tageszeitung Welt spricht bereits von einer "Schlammschlacht bei Arcandor" und geht davon aus, dass Wolf vor allem Ex-Arcandor-Chef Thomas Middelhoff treffen will. Wolf soll sich falsch dargestellt sehen und seinen Ruf als Handelsexperte wiederherstellen wollen.
Thomas Middelhoff zieht sich zurück
Thomas Middelhoff wiederum, jetzt bei der Arcandor-Reisetochter Thomas Cook, hat dort seinen Aufsichtsposten abgegeben. Ihm folgt der neue Arcandor-Chef Karl-Gerhard Eick.