In seinem Vortrag zu Real Time Business machte Hubert Oesterle, Professor an der Universität St.Gallen, den anwesenden CIOs Mut zu Visionen. Gemeint war dies im Sinne von Ideen mit sehr langfristiger Perspektive.
Natürlich erwarte der Kunde (sei es im Konsumenten- oder im Business-to-Business-Bereich) bereits heutzutage schon Formen von Echtzeit-Angeboten. Doch noch seien die zugrunde liegenden Prozesse in den Unternehmen nur auf dem Weg dorthin. Technisch, so Oesterle, gebe es kaum noch Probleme. Allerdings hinke die Umsetzung in vielen Unternehmen dem Machbaren hinterher.
Wichtigste Voraussetzung für Echtzeit-Geschäfte ist die Integration oder Vernetzung, die wiederum eine saubere Zuordnung von Daten zu Prozessen und Standardisierung gleichermaßen voraussetzt. Nicht nur Produkte aus einer Hand, sondern letztlich auch Standards für Standards.
"Wenn Sie alles von SAP beziehen, heißt das noch lange nicht, dass auch alles integriert ist", behauptet Oesterle mit Blick auf Unternehmen mit verschiedenen Standorten. Hier lassen sich immer wieder eigene Besonderheiten der Systeme vorfinden. Dennoch, allein die Technik ist nicht ausschlaggebend. Das wesentliche Hindernis liege seiner Meinung nach in einer gemeinsamen Semantik, sagte Oesterle: "Die Herausforderung besteht darin, dass sämtliche Beteiligten unter allen Nachrichten, die sie austauschen, das Gleiche verstehen."
Daneben kommt - wie immer - auch der Faktor Mensch ins Spiel. Machtfragen bilden eine nicht zu unterschätzende Barriere: Veränderungen bedeuten immer auch neue Machtverhältnisse. "Die Angst davor lässt die Handelnden vorsichtig werden und verzögert die Prozesse." Oesterles Fazit: Das Thema Realtime-Business wird uns nicht nur ein oder fünf Jahre, sondern wahrscheinlich die nächsten 50 Jahre beschäftigen.