Bekenntnis zur eigenen Fertigung

Intel baut Kapazitäten für Chip-Produktion aus

24.03.2021
Intel nimmt Milliarden in die Hand, um seine Chip-Produktion auf Vordermann zu bringen. Für den neuen Chef Pat Gelsinger ist das klare Bekenntnis zur eigenen Fertigung die erste große Weichenstellung.
Intel baut zwei weitere Chipfertigungswerke in Ocotillo,Arizona (USA).
Foto: Intel

Der Chipriese Intel hat inmitten der globalen Halbleiter-Knappheit den Ausbau seiner Produktionskapazitäten angekündigt. Der Konzern baut zwei Fabriken im US-Bundesstaat Arizona, wie der neue Chef Pat Gelsinger ankündigte. Intel will auch verstärkt als Auftragsfertiger Chips für andere produzieren. Dafür wurde ein eigenständiger Geschäftsbereich gegründet. Sein Ausbau werde "einige Jahre" in Anspruch nehmen, sagte Gelsinger.

Zugleich will Intel demnächst auch bei der Produktion seiner eigenen Prozessoren stärker Auftragsfertiger einbinden. Gelsinger bekräftigte am Dienstag aber, dass ein Großteil der Intel-Chips weiterhin in hauseigenen Fabriken hergestellt werden soll. Er trifft mit dem Ausbau der Produktion seine erste strategische Entscheidung. Unter anderem Investoren hatten gefordert, dass Intel die kostspielige Fertigung zurückfahren und sich stattdessen mehr auf Auftragsfertiger verlassen solle.

Denn Intel, lange der unangefochtene Marktführer bei Prozessoren für Personal Computer, war zuletzt unter Druck geraten. Zum einen gab es Rückschläge bei der Einführung von Intel-Chips mit Strukturbreiten von sieben Nanometern. Je niedriger die Strukturbreiten, desto mehr Transistoren passen auf die gleiche Fläche, desto effizienter sind die Chips. Führende Auftragsfertiger wie TSMC haben den 7-Nanometer-Prozess bereits im Griff. Davon profitierte zuletzt unter anderem der Intel-Konkurrent AMD. Intel betont, die Probleme bei den hauseigenen Produktionsverfahren seien inzwischen behoben. Die 7-Nanometer-Chips der Firma sollen 2023 auf den Markt kommen.

Außerdem stellt Apple seine Mac-Computer gerade von Intel-Chips auf Prozessoren aus eigener Entwicklung um. Sie bauen auf der Architektur des Chipdesigners Arm auf, die auch beim iPhone und anderen Smartphones zum Einsatz kommt. Die ersten Macs mit den hauseigenen M1-Chips wurden unter anderem für längere Batterielaufzeiten gelobt.

Intel konterte die positiven Reaktion auf die Apple-Chips jüngst mit einer TV-Anzeigenkampagne, die Vorzüge seiner Prozessoren hervorheben soll - und engagierte dafür den Schauspieler Justin Long, der einst Werbung für Macs machte. Gelsinger betonte jetzt, Intel werde sich auch als Auftragsfertiger für Apple anbieten.

Intel stellt bereits Produktionskapazitäten für andere bereit - allerdings war das Geschäft bisher vor allem auf Chips auf Basis von Intel-Technologien ausgerichtet. Jetzt will der Konzern diverse Chip-Plattformen unterstützen und bläst damit zum Angriff auf Fertiger wie TSMC und Samsung.

Allein für die beiden neuen Fabriken in Arizona sollen sich die Investitionen auf etwa 20 Milliarden Dollar (aktuell rund 16,9 Milliarden Euro) belaufen. Die Produktion dort solle 2024 beginnen, schrieb das "Wall Street Journal". In den nächsten Monaten solle auch der Ausbau der Kapazitäten in Europa angekündigt werden, sagte Gelsinger. Intel hat bereits einen großen Standort in Irland.

Die Halbleiter-Engpässe nach dem Nachfrageschub zum Beispiel bei Laptops in der Corona-Krise wurden zuletzt zum Problem unter anderem für die Autobranche. Fehlende Bauteile sorgten für Produktionsunterbrechungen bei mehreren Herstellern. (dpa/rw)