Formal geht es um ein "Kompetenznetzwerk zum Management deutsch-indischer Arbeitsgruppen in der IT-Industrie". Hintergrund: Nachdem zunächst indische Arbeitskräfte nach Deutschland geholt wurden, siedeln mittlerweile immer mehr deutsche Unternehmen auf dem Subkontinent an.
Dabei wollen sich die Universitäten Bremen und Jena, wenn das Projekt von der Wirtschaft angenommen wird, als Personalentwicklung-Dienstleister aufstellen. Projektleiter Jürgen Bolten, Professor am Fachbereich Interkulturelle Wirtschaftskommunikation der Universität Jena, erklärt: "Auf der Grundlage empirischer Untersuchungen sollen zunächst Probleme und Synergiepotenziale deutsch-indischer Arbeitsgruppen der IT-Branche identifiziert werden."
Dieser Schritt soll im April nächsten Jahres abgeschlossen sein. Wenn unternehmensseitig Interesse besteht, sollen dann Maßnahmen zur interkulturellen Organisations- und Personalentwicklung für IT-Zielgruppen entwickelt werden - wobei Bolten sich auch vorstellen kann, für andere Branchen zu arbeiten.
Die Weisheit des Scheffs ist absolut, Zeit relativ
Von den Schwierigkeiten im Arbeitsalltag miteinander kann zum Beispiel die Münchner Beraterfirma Sapient berichten, in der 200 indische Kollegen arbeiten. Ein vierköpfiges Team kümmerte sich um Kommunikation und Kultur sowie die geschäftlichen Aspekte der Integration. Es zeigte sich, dass Inder mit ihrem Chef nicht diskutieren wollen, sondern erwarten, dass er sich mit allem und jedem auskennt und Entscheidungen im Alleingang trifft. Dass sie etwas nicht verstanden haben, würden die Kollegen aus dem Subkontinent nie zugeben. Die Deutschen wurden daher mit Tipps und Tricks versehen, ihnen höflich auf den Zahn zu fühlen.
Der Ratschlag von Sapient lautet denn auch, "ein starkes Team aus charismatischen und anerkannten" Mitarbeitern für das Integrationsprojekt zusammenzustellen. Wem das zu vage ist, dem mögen die wesentlich deutlicheren Worte von Wolfgang Winter helfen. Winter verantwortet in einem global tätigen Messtechnikunternehmen Forschung und Entwicklung und gibt zu Bedenken, dass Inder bei Besprechungen keine Rückfragen stellen - ob sie nun verstanden haben, worum es geht, oder nicht. Winter sagt außerdem: "Inder gehen mit dem Faktor Zeit sehr entspannt um."
Die Sprachwissenschaftlerin Cornelia Schultheiss, die interkulturelle Teams bei DaimlerChrysler betreut, schwärmt trotzdem von Multikulti - wegen der verschiedenen Denkansätze komme man schneller zu "querdenkerischen" Ideen und Lösungen. Man brauche eben Mut und ein positives Menschenbild.