Rund 500.000 Kunden in Deutschland nutzen bereits regelmäßig die IP-Telefonie und verfügen über eine installierte Hard- und Software, so die Untersuchung. Mehr als zwölf Prozent aller internationalen Gespräche aus Deutschland liefen bereits im vergangenen Jahr über VoIP. Etwa 14 Prozent der nationalen Unternehmen nutzen die Technologie.
Der Studie zufolge sorgen diese Entwicklungen dafür, dass die Prognosen und Umsatzerwartungen im klassischen Telefondienst korrigiert werden müssen. Marktforscher schätzen, dass das Volumen für VoIP-Lösungen in den kommenden zwei Jahren auf 528 Millionen Euro in Deutschland ansteigen wird. Europäische Ex-Monopolisten wie British Telecom, Deutsche Telekom und France Télécom erwarten Umsatzausfälle in Milliarden Höhe. Sie müssen bereits jetzt die Weichen für die zukünftige Sicherung und den Ausbau von Wettbewerbsvorteilen, Marktanteilen und Umsätzen stellen.
Marktsituation in Deutschland
Angebot und Nachfrage haben sich in den vergangenen Jahren auf dem deutschen Telekommunikationsmarkt stark verändert. Laut der Analyse verlagert sich die Sprachtelefonie zunehmend auf den Mobilfunk. Festnetzanschlüsse werden verstärkt zur Datenkommunikation wie ISDN und DSL verwendet. Zusätzlich führen neue Technologien zu einer Steigerung der am Markt verfügbaren Telekommunikationsdienstleistungen und zu einem Rückgang der Produktionskosten. Außerdem hat die Deregulierungspolitik den Telekommunikationsmarkt deutlich verändert.
Die Studie hat ergeben, dass immer neue Anbieter auf den Markt drängen, um den ehemaligen Monopolisten Marktanteile für Telekommunikationsnetze und –dienste streitig zu machen. Bei der Nachfrage steigt die Bedeutung von kundenspezifisch gestalteten, hochwertigen Dienstleistungen zu niedrigen Preisen. VoIP eröffnet den Marktteilnehmern Chancen zur Gewinnung neuer Anteile.
Auswirkungen auf den Markt
1. Internet Service Provider: Internetdienstanbieter verfügen über die besten Voraussetzungen, um von dem VoIP-Boom zu profitieren. Sie können ihr Geschäftsmodell vom reinen Anbieter von Datendiensten zu einem Full Service Provider für Festnetzkommunikation ausweiten. Damit sie wirtschaftlich von VoIP profitieren können, müssen die Anbieter jedoch verhindern, dass die Internet-Telefonie nur ein kostenloses Zusatzprodukt ihres Produktportfolios ist.
2. Kabelnetztreiber: Das Angebot breitbandiger Produkte unter Zugabe "kostenloser" Sprachtelefonie stellt einen wesentlichen Vorteil der Kabelnetzbetreiber gegenüber anderen Telefonanbietern dar. Telefonieren über das Kabelnetz ist ein wichtiges Instrument der Kundenbindung.
3. Deutsche Telekom: Derzeit wird die Deutsche Telekom durch die regulatorische Vorgabe der Koppelung von Endkundenzugang und Sprachtelefonievertrag geschützt. Das Unternehmen läuft jedoch Gefahr, durch das T-DSL Reselling der Internet Service Provider beim Endkunden nicht mehr als Vertragspartner wahrgenommen zu werden. Die Telekom könnte ihren Premium-Aufschlag für klassische Sprachtelefonie im Vergleich zu günstigeren IP-Telefonie verlieren.
4. Alternative Carrier und Call-by-Call-Anbieter: Die Kundenbindung dieser Anbieter basiert nur auf dem Preis. Dieses Geschäftsmodell kann durch VoIP wegbrechen, da diese günstiger als die Festnetzverbindung sein kann.
5. Mobilfunkanbieter: Die Integration von Sprach- und Datentelefonie auf einer Plattform wird seit Einführung von GPRS und verstärkt durch UMTS intensiv propagiert. Sobald der reibungslose Wechsel zwischen W-LAN und Mobilfunknetz gewährleistet ist, können die Anbieter mit Angeboten für spezifische Communities auf dem Mobilfunkmarkt auftreten.
Für die Studie "Am Start" hat Deloitte die Auswirkungen von VoIP auf den deutschen Telekommunikationsmarkt ausgehend von den heutigen Marktgegebenheiten analysiert.