Traditionell informiert Apple auf der Entwicklerkonferenz WWDC über neue Notebooks und stellt die nächsten Versionen seiner Betriebssysteme vor. Auf der dieser Tage veranstalteten WWDC 2012, der ersten nach dem Tod von Steve Jobs, hat der Konzern an diesem Rezept festgehalten. Das Hardware-Highlight kommt eindeutig in Form eines neuen High-End-MacBook Pro. Dieses Notebook im MacBook-Air-Design ist gerade einmal 1,8 cm dick und wiegt 2,02 Kilogramm. Dafür setzt Apple auf einen 15-Zoll-Bildschirm, der auf die Retina-Display-Technik des neuen iPads setzt und eine beeindruckende Auflösung von 2880 x 1800 Pixel bieten kann. Laut Apple sollen Webseiten nahezu in Druckqualität auf dem Bildschirm erscheinen.
Teures MacBook Pro
Diese Funktionen lässt sich der Konzern teuer bezahlen: Die Variante mit 2,3 GHz CPU liegt bei 2279 Euro, wer eine CPU mit 2,6 GHz nutzen möchte, der muss 2899 Euro bezahlen. Vom Display und der Rechenpower profitieren vor allem Nutzer, die sich mit Grafiken und Fotos befassen.
Zusammen mit der Vorstellung des neuen MacBook Pro wurden auch die älteren Modelle einer Frischzellenkur unterzogen. Sowohl das 13-Zoll- als auch das 15-Zoll-Modell erhielten neue Prozessoren aus Intels aktueller Generation, auch die Grafikchips wurden durch aktuelle und leistungsfähigere Modelle ausgetauscht. Die neuen Geräte sollten bereits erhältlich sein.
Passend zu den neuen Notebooks erhält auch das Mac OS X Betriebssystem ein (kostenpflichtiges) Upgrade. Die neue Version trägt die Versionsnummer OSX 10.8 und den Beinamen Mountain Lion. Apple hat nach eigenen Angaben 200 Neuerungen in das Upgrade gepackt, die meisten davon wohl unter der Haube. Die neue Version überarbeitet einige der bereits in den letzten Versionen eingeführten Dienste, etwa iCloud, aber auch den Browser. Der Cloud-Speicherdienst iCloud wird künftig deutlich mehr Programme unterstützen und synchronisiert Kontakte, Mails, Kalendereinträge oder Notizen über mehrere Geräte.
Apple-Browser bekommt Funktion, die Chrome schon hat
Der Browser bietet nun endlich ein Feature, das bei Chrome, IE9 und Firefox längst zum Standard gehört: Suchfeld und Adresszeile wachsen zusammen in ein Feld, das spart Zeit. Interessant ist die iCloud-Tab-Funktion: Öffnet man eine Seite in so einem Tab, öffnet sich diese Seite auch in allen per iCloud verknüpften Geräten.
Aber es gibt auch wirklich neue Funktionen: Dazu gehören etwa Power Nap, eine Diktierfunktion und integriertes Sharing für Facebook und Twitter. Die neue Power-Nap-Funktion sorgt dafür, dass Informationen wie Mails, Photo Streams oder Notizen auch dann aktualisiert werden, wenn der Mac eigentlich im Stand-By-Modus ist.
Wer auf eine Desktop-Version von Siri gehofft hat, der wird zumindest teilweise enttäuscht. Wie beim neuen iPad gibt es aber eine Funktion, mit der man diktieren statt tippen kann. Die Spracheingabe lässt sich in jeder App nutzen, in der man auch tippen kann.
Was OS X 10.8 bietet
OS X 10.8 bringt außerdem eine breite Unterstützung für die Web-Dienste Twitter und Facebook. Dazu erhalten die Apps eine eigene Schaltfläche, ein Klick darauf schickt die aktuellen Daten sofort in die Social Networks. In der ersten Ausführung wird diese Funktion wohl vor allem in den Apple-Programmen integriert, Drittentwickler können sich diesen Dienst aber ebenfalls zunutze machen. Im Herbst will Apple ein weiteres Update ausliefern, das Facebook noch tiefer mit OSX verzahnt.
Im Sicherheitsbereich ist Gatekeeper interessant. Die Software soll vor bösartigen Downloads und Malware schützen. So kann man beispielsweise verbieten, dass Software aus anderen Quellen als dem AppStore installierbar ist. Einen vollwertigen Virenscanner ersetzt Gatekeeper aber nicht.
Mountain Lion ist ab Juli im Mac App Store für 15,99 Euro erhältlich. Einmal gekauft, lässt sich das Update auf allen unter der gleichen Apple-ID aktivierten Macs einspielen.
iOS 6: Neue Siri, neue Karten
iPad, iPhone und iPod Touch haben eine gemeinsame Grundlage: Das Betriebssystem iOS. Auf der WWDC wurde den Entwicklern die Beta des kommenden iOS 6 vorgestellt. Ein Highlight dürften die neuen Karten samt integrierter Turn-by-Turn-Navigation ein. Apple hat nach eigenen Angaben ein komplett neues Erlebnis der Kartennavigation geschaffen. Der Nachteil: Turn-by-Turn und die Flyover-Funktion gibt es nur ab iPad 2 und iPhone 4S.
Die zweite große Neuerung gibt es bei der Sprachassistentin Siri. Diese ist nun für 15 Sprachen optimiert und damit hoffentlich endlich auch in Deutschland für mehr zu gebrauchen, als um eine Weckzeit einzustellen. Zumindest in den USA wird Siri künftig Status-Updates auf Facebook und Twitter veröffentlichen, Apps starten und Restaurants, Filme oder Sportergebnisse finden. Leider gilt auch hier eine Gerätebeschränkung: Für Siri benötigt man mindestens iPhone 4S oder das neue iPad.
iOS 5 brachte bereits eine weitreichende Twitter-Integration, mit iOS 6 wird diese auf Facebook ausgeweitet. So kann man nun beispielsweise Lieder und Apps direkt "liken" und die Kontakte und Kalendereinträge mit dem Social Network abgleichen.
Für Reisende könnte die neue App Passbook interessant sein. Diese speichert Flug- oder Bahntickets oder andere virtuelle Tickets im QR-Code-Format so ab, dass man schnell auf sie zugreifen kann. Das klappt sogar in Kombination mit einem Kalendereintrag. Wer beispielsweise Passbook mit einem Termineintrag zu einem Flug verknüpft, der erhält zusammen mit der Erinnerung einen Link zur hinterlegten Flugkarte.
iOS 6 läutet das Ende einiger Produkte ein
iOS 6 läutet allerdings auch das Ende für einige Produkte ein. Unterstützt werden iPhone 3GS, iPhone 4 und iPhone 4S, der iPod Touch der vierten Generation sowie iPad 2 und das neue iPad. Dazu kommen weitere Einschränkungen. So funktioniert der Video-Chat-Dienst Facetime beispielsweise nun auch über mobile Datenverbindungen - allerdings nur mit iPhone 4S oder dem neuen iPad.
Das iOS 6 Update wird im Herbst erscheinen - was zugleich ein Hinweis auf die Veröffentlichung eines neuen iPhones sein könnte.
Fazit
Keine Frage, die neuen MacBooks mit Retina-Display sind beeindruckend. Sowohl bei der Darstellung wie auch im Preis. Hier kann man zurecht sagen, dass Apple der Konkurrenz weiter voraus ist. Unser Kollege Patrick Woods von der MacWelt bemängelt in diesem Kommentar dennoch einiges. Ethernet-Netzwerk und Firewire-Komponenten benötigen etwa jeweils einen rund 30 Euro teuren Adapter, auch lädt das MacBook Pro ohne Adapter nicht mehr am Cinema Display oder einem alten Apple-Netzteil. Außerdem sind alle Komponenten so fest verbaut, dass ein Upgrade für Arbeitsspeicher oder Festplatte kaum möglich ist.
Mac OS X 10.8 hinterlässt einen gemischten Eindruck. Klar, die Diktierfunktion ist nett, wer allerdings in einem Büro mit mehreren Kollegen arbeitet oder Musik hört, dem wird diese nicht viel nützen. Für die Integration mit Facebook und Twitter gilt Ähnliches: Nett, aber nicht unbedingt bahnbrechend. Fairerweise muss man allerdings auch sagen: Mac OS X ist bereits in seinen früheren Ausführungen ein sehr stabiles und ausgereiftes Betriebssystem.
iOS 6 markiert nicht nur das Lebensende des ersten iPads, sondern zeigt ebenfalls, wo Apple hin will: Internet-Dienste wie iCloud, Facebook und Twitter werden deutlich stärker integriert, mit der neuen Kartenfunktion will sich der Konzern scheinbar außerdem von Google unabhängig machen. Passbook ist allerdings eine clevere Idee, die den Apple-typischen Erfindergeist gut umsetzt.
Was halten Sie von den Neuerungen der WWDC? Sind die neuen Apple MacBooks ihr Geld wert? Wir freuen uns auf Ihre Kommentare.