Das iPhone und das iPad wie auch Android- und Windows-basierte Smartphones und Tablets sind Schnee von gestern. Der nächste große Hype wird Wearable Computing sein, also tragbare IT-Systeme, die in Armbänder, Uhren oder Brillen integriert sind.
Das prognostiziert der US-Marktforscher Forrester Research in dem Marktbericht "Wearable Computing". Dessen Autorin, die Forrester-Analystin Sarah Rotman Epps, sieht in den am direkt eigenen Körper getragenen intelligenten Geräten große Marktpotentiale in den Bereichen Fitness und Gesundheit, Navigation, Handel, soziale Netzwerke und Medien.
Apple, Google und Microsoft treiben Wearable Computing voran
Träger von Wearables profitieren von einer IT-gestützten erweiterten Wahrnehmung der Realität (= Augmented Reality). So kann ein Microdisplay in der Brille Informationen zu Terminen und zur Routenplanung oder Nachrichten von Freunden aus sozialen Netzwerken bereitstellen. Der Kaffee wird mit der Uhr bezahlt statt mit dem Smartphone und Jogging-Schuhe melden Trainingsdaten. Ebenso können Menschen, die einen Herzinfarkt hatten, über ein mit Sensoren bestücktes Armband ihren Herzrhythmus selbst kontrollieren.
Derzeit sind Wearable Devices noch in der Experimentierphase. Zum Mainstream werden die tragbaren Schlaumeier erst, wenn die Entwicklung und der Vertrieb von den großen fünf Plattform-Anbietern Apple, Google, Microsoft, Amazon und Facebook vorangetrieben werden. Andernfalls bleiben Wearables nur "dumme Hardware", so Rotman Epps.
Insbesondere Apple, Google und Microsoft als Hersteller von mobilen Betriebssystemen werden den Wearable-Computing-Markt aufmischen. Das wird den Plattform-Streit zwischen den drei Herstellern kräftig anheizen aus dem nach Ansicht der Forrester-Analystin Google als Sieger hervorgehen wird.
Sensoren überwachen den Schlaf
Zwar hat Apples iOS-Ökosystem bereits diverse Wearable-Accessoires hervorgebracht wie die App Jawbone Up mit einem dazugehörigen Sensorarmband, das Bewegung, Schlaf und Nahrungsaufnahme überwacht oder den Lark-Schlafrhythmussensor. Dagegen lädt die offene Android-Plattform von Google die Entwicklergemeinde mehr zum Experimentieren ein, um sich an umfassenden Wearable-Lösungen zu versuchen. Dazu zählt das Wimm-Modul, mit dem sich Android-Technologie tragbar auf Armbanduhren, Anhängern oder Gürtelschnallen applizieren lässt.
Ebenso ist Apple eine starke Marke und die Firma weiß besser als jede andere wie man Produkte erfolgreich verkauft. Darüber hinaus verfügt der Konzern über die notwendige Kompetenz bei der Herstellung von Hardware und kann auf ein Entwicklernetzwerk zurückgreifen, das bereits 600.000 Apps für die iOS-Plattform entwickelt hat.
Google und Windows
Dagegen setzt Google seine ausgefeilte Suchmaschinen-Technologie ein, mit der sich Informationen in großen Datenmengen finden und strukturiert bereitstellen lassen. Schwächen zeigt das Internet-Unternehmen noch dabei, Ideen in marktreife Produkte zu überführen und diese erfolgreich zu vermarkten.
Die Windows Embedded Betriebssysteme von Microsoft und die darauf basierenden "intelligenten Systeme" sind weitgehend für den Einsatz in Unternehmen gedacht. Sie unterstützen eine breite Palette von Produkten - von Informations- und Audiosystemen in Autos bis hin zu Konferenztelefonen.
Forrester stuft den Software-Hersteller aus Redmond im Bereich Wearable Computing derzeit noch als Nischen-Player ein, der aber das Zeug zum ernsthaften Herausforderer von Apple und Google hat. Künftige Betriebssysteme wie Windows 8 werden von Microsoft konsequent zu offenen Plattformen weiter entwickelt, die offene Webprotokolle, HTML 5 und Javascript nutzen.
Vertrieb über Amazon und Facebook
Amazon und Facebook dagegen werden selbst keine eigenen Wearables produzieren, sondern als Partner der Hersteller auftreten. Amazons Strategie wird es sein, Apps für das Wearable Computing zu vertreiben, und dazu das Wissen von über 100 Millionen Erzeugnissen aus seinem Produktkatalog und die Käufer bereitstellen. Facebook verfügt über eine Kundendatei von mehr als 900 Millionen Usern und eine Software zur Gesichtserkennung. Das soziale Netzwerk wird sich darauf konzentrieren, seine Social-Media-Funktionen in die Geräte der Hardware-Hersteller zu integrieren.