Der iPad ist nach seinem überragenden Markterfolg in vielen Branchen und Altersgruppen auch bei Forschern und Medizinern angekommen. Zuerst ist die eher IT-resistente Gruppe der Ärzte und Pflegekräfte etwas aufgetaut, und immer mehr der neuen mobilen Geräte tauchen an ihrem Arbeitsplatz auf. Laut IDC Health Insight hat sich der Kreis der Interessenten nun stark erweitert: In der Branche der Life Sciences (Biotechnologie, Pharma-Industrie und Medizintechnik) eilt Apple von Verkaufserfolg zu Verkaufserfolg und erhöht systematisch seine Marktanteile.
IDC Health Insight führt alle zwei Jahre eine Umfrage durch, um die geplanten IT-Budgets von Unternehmen der Life-Science-Branche zu ermitteln. Die diesjährige Untersuchung stützt sich auf die Aussagen von 113 großen Anbietern. Sie wurden zu ihren Budget-Planungen, den technologischen Prioritäten und den bevorzugten Lieferanten für die nächsten zwölf Monate befragt, aufgeteilt nach Software, Hardware und Services. Die kompletten Ergebnisse sollen im Laufe des Jahres veröffentlicht werden.
Vorab gab man bekannt, dass Apple bei Hardware nun auf Platz drei vorgerückt ist, nachdem man schon vor zwei Jahren den fünften Rang erklommen hatte. 27,8 Prozent der Befragten gaben an, in den nächsten 12 Monaten Hardware von Apple kaufen zu wollen (2009: 14,8 Prozent). Eric Newmark, Analyst bei IDC Health Insight, sieht darin eine Bestätigung früherer Beobachtungen, nach denen vor allem der iPad zu diesem Durchbruch bei den Life Sciences geführt hat.
Ein weiteres Ergebnis sticht ebenfalls hervor: Accenture ist dieses Jahr zum ersten Mal auf Platz eins bei den Service-Anbietern aufgerückt, mit denen Life-Science-Unternehmen einen Vertrag in den nächsten zwölf Monaten abschließen wollen. Der Anteil von 7,8 Prozent bei den Antworten zeigt allerdings, dass dieser Markt sehr zersplittert ist und sich die Präferenzen sehr schnell verändern können.
Der Analyst Newmark verweist darauf, dass sich in der Pharma-Branche die Praktiken bei den Arztbesuchen geändert hätten. Durch neue gesetzliche Bestimmungen, die die unmittelbare Beeinflussung der niedergelassenen Ärzte durch kleinere und größere Gastgeschenke, Restaurant-Einladungen und Ähnliches unterbinden sollen, sei besonders in den USA der direkte Draht zu dieser Klientel etwas abgebrochen.
Tablet-PCs bahnten dem iPad den Weg
Schon seit längerem seien die Pharmavertreter mit Tablet-PCs ausgerüstet worden, vor allem um über die Möglichkeit einer schnellen digitalen Unterschrift und des gemeinsamen Durchblätterns von Präsentationen und weiterem Material zu verfügen. Niedergelassene Ärzte hätten nun einmal, so Newmark, wenig Zeit für vertiefende Gespräche.
Mit Apples iPad verspricht sich die Branche ein auch optisch ansprechendes Tool, mit dem sich verbesserte Einfluß- und Verkaufsoptionen verbinden ließen. Laut Newmark gehen manche Pharmahersteller sogar so weit, erst einmal iPads in größeren Mengen auf Vorrat anzuschaffen, selbst wenn man noch nicht über die nötigen Apps verfüge. Diese würden dann in einem zweiten Schritt entwickelt.
Apple war bisher nur mit iPhones in den Unternehmen der Life-Science-Branche vertreten. Doch mit dem Erfolg des iPads ist jetzt die Basis geschaffen, um sich zu einem dominanten Anbieter in diesem Wirtschaftssektor aufzuschwingen. Dies könnte auch deshalb von Bedeutung sein, weil nicht alle Branchen so iPad-gläubig sind. Fast überall sind inzwischen Android-Geräte auf dem Vormarsch. Und das Angebot an Android-Apps wächst rasant.