"Es ist eigentlich nicht die Aufgabe der Geschäftsführer, sich in die Entscheidungen über technische Gerätschaften einzumischen", meint Gartner-Vizepräsident Stephen Prentice über die ungewöhnliche Empfehlung seines Hauses an die CEOs. "Aber das iPad ist auch eine Ausnahme. Es ist nicht einfach nur ein neues Spielzeug." Daher sollten CEOs und CIOs dringend in einen Dialog über die Anwendungsmöglichkeiten der Tablet-PCs treten, sofern sie es nicht schon längst getan haben.
Der Vorhersage von Gartner zufolge wird noch in diesem Jahr die Zahl der weltweit an Endkunden verkauften Tablet-PCs 19,5 Millionen Einheiten erreichen; das meiste davon entfällt aufs iPad. Schon 2011 werde diese Zahl auf 54,8 Millionen Einheiten steigen, ein sattes Plus von 181 Prozent im Vergleich zu 2010. Und 2014, so die Prognose, werden es dann schon 208 Millionen verkaufte Einheiten sein.
Für Nutzer, die das iPad mit zur Arbeit bringen, empfiehlt Gartner mindestens ein rudimentären Support für eine limitierte Anzahl von Anwendern. Ab 2011 aber sollte die IT-Abteilung einen umfassenden Service für Tablet-PCs ins Auge fassen.
"Die Mitarbeiter werden sich diese Geräte kaufen und ins Büro mitbringen, also müssen Unternehmen sich darauf vorbereiten, sie zu supporten", fordert Prentice. Auch wenn sich die IT-Abteilung ausschließlich als Windows-Domäne verstünde und sich Apple zudem aus der Unterstützung von Unternehmen vornehm heraushalte, bringe diese Neuausrichtung einen Nutzen: Wer seinen Mitarbeitern die schicken neuen Geräte bieten könnte, sorgen für größere Beharrlichkeit des bestehenden Personals und gewinne leicht neues.
"Nicht immer dient Technologie nur der Verbesserung der Produktivität", kommentiert Gartners Prentice diese eher weichen Seiten des iPad. Unternehmen, die nicht spontan auf sinnvolle iPad-Anwendungen kommen, empfiehlt Gartner, aus Marketing- und Entwicklungsabteilungen kreative Konzepte einzuholen.
Diese Fokussierung auf ein wenig Business-taugliches Gerät wird möglicherweise nicht jeder Unternehmens- und IT-Verantwortliche spontan einsehen. Daher verweist Gartner warnend auf Analysten, die bei der Markteinführung einen vergleichbaren Fehler gemacht haben, indem sie dem iPad ein Nischendasein in einem überschaubaren Markt prognostiziert hätten. Auch wenn der Tablet-PC kein Ersatz für Note- und Netbooks ist, sei er für viele Aufgaben dennoch besser geeignet als jene, etwa in der Face-to-Face-Kommunikation bei Verkaufs- oder Informationsgesprächen. Ziemlich unschlagbar erweise sich das Gerät zudem bei der Kommunikation sowie beim Konsum von Multimedia.
Zahl der Business-Anwendungen fürs iPad wächst
Die Zahl von sinnvollen Anwendungsgebieten wächst ebenfalls. So präsentieren Buch- und Zeitschriftenverlage zunehmend ihre Publikationen auf dem iPad, Architekten und Makler laden zu interaktiven Rundgängen durch ihre Objekte, Finanzjongleure teilen ihre Kurserwartungen via Touch-Screen und Verkäufer schließlich werben für ihre Produkte in interaktiven Präsentationen.
Mit seinem unübersehbaren Style-Faktor, der einfachen Benutzung sowie seiner Kommunikationsfähigkeit ist das iPad ist ein starkes Argument für ein Umdenken in vielen kundenorientierten Bereichen wie Einzelhandel, Gastronomie oder Tourismus, meint Gartner und nennt weitere Beispiel. So arbeitet die australische Fluglinie Jetstar etwa an einem iPad-Leihservice für Unterhaltungsprogramme während des Fluges, während Malaysia Airlines in Terminals eingebaute iPads für das Check-in verwenden möchte.
Trotz aller laufenden Diskussionen um die Business-Tauglichkeit und -Fähigkeit von Tablet-PCs empfiehlt Gartner allen Verantwortlichen, lieber früher als später aktiv zu werden. "Selbst wenn Sie der Meinung sind, dass es sich beim gegenwärtigen Hype nur um ein vorübergehendes Phänomen handeln wird: Bedenken Sie, dass die Kosten für Mobility-Projekte jetzt wesentlich geringer sind. Wenn Sie mit brauchbaren Anwendungen zu spät auf den Markt kommen, wird der Preis sehr viel höher sein", warnt Gartner-Berater Prentice.