Die Bestandsaufnahme der Analysten klingt zunächst einmal gut: Die Rolle des Chief Information Officers etabliert sich zusehends und damit häufig auch das Aufrücken in den Vorstand. Leider geht das nicht automatisch mit pekuniärer Anerkennung einher: 31 Prozent der IT-Entscheider weltweit nennen knappe Budgets als Hauptproblem.
Die jetzige Position der Informationstechnologie füllt auch das Schlagwort vom IT/Business-Alignment mit Inhalt. Die Betriebswirte in den Unternehmen wollen nicht mehr unbedingt Marktanteile hinzugewinnen, wichtiger wird ihnen, bestehende Kundenpotenziale besser abzuschöpfen. Der Begriff der Kundenbeziehung taucht denn auch gleich zweimal als Treiber der IT auf: 69 Prozent aller Studienteilnehmer setzen Kundenzufriedenheit auf Platz Eins, weitere 38 Prozent Kundenbindung. Wo da der Unterschied liegen soll, dividiert Aberdeen leider nicht auseinander. Jedenfalls kommt der dritte Punkt, das Generieren von Umsatz, nur auf 37 Prozent.
In einem Gesamtüberblick haben die Analysten teils deutliche Unterschiede zwischen den Kontinenten ausgemacht. So steht das Umsatzwachstum für 47 Prozent der amerikanischen Entscheider auf Platz Eins und für 45 Prozent der Firmen in Asia/Pacific, aber nur für 41 Prozent der Europäer.
Dagegen liegt für ein Drittel der Europäer der Punkt Profitabilität/Margen auf Rang zwei, aber nur für 27 Prozent der Amerikaner. Erstaunlicherweise kommt Kostensenkung in Europa nur auf acht Prozent (Nordamerika: zehn Prozent). Wichtiger ist den Europäern der Blick nach innen: Neun Prozent versprechen sich von der Neu-Organisation ihres Unternehmens Erfolg (Nordamerika: fünf Prozent).
Hier wie dort klagen die Betriebswirte unter den Studienteilnehmern über wachsenden Preisdruck. Glaubt man ihnen, können sich Konsumenten bald über besser auf Kundenfreundlichkeit geschulte Verkäufer und Berater freuen - die "Lächelgarantie" von McDonalds lässt grüßen. Handfester scheint da schon das Ziel der Unternehmen, in Business Intelligence und Tools zum Entscheidungs-Support zu investieren.
IBM schneidet sich das größte Stück vom BI-Kuchen ab
Vor allem die Befragten aus dem Bereich Sales und Marketing wollen mit 53 Prozent als Nächstes in Reporting- und Analyse-Tools investieren, 41 Prozent zusätzlich in Data Management.
Die Analysten haben sich angesehen, welche Hersteller mit Business-Intelligence-Lösungen punkten können. Die Zahlen von 2006 weisen IBM als den unangefochtenen Platzhirschen aus, der mit 18 (große Firmen), 37 (Mittelstand) und 45 Prozent (kleine Firmen) sehr deutlich vorn liegt. Große Unternehmen, die sich nicht für IBM entscheiden, entwickeln selbst (zehn Prozent) oder verteilen sich mit je acht Prozent auf Microsoft, Cognos und Oracle.
Insgesamt halten IT-Entscheider Software on Demand zunehmend für den Königsweg. Bis dato arbeiten erst 15 Prozent mit der als günstiger gepriesenen Alternative, aber 32 Prozent planen den Einsatz.
Überrascht war Aberdeen von der hohen Adaptionsrate von Voice over IP (VoIP). 35 Prozent der Befragten wollen VoIP bereits implementiert haben, weitere 37 Prozent haben das demnächst vor. Damit liegt die IP-Telefonie in der Liste der derzeit eingesetzten Technologien vorn. Es folgen Application Development oder Maintenance Outsourcing (34 Prozent im Einsatz, 21 Prozent geplant) sowie Enterprise Application Integration (31 Prozent im Einsatz, 27 Prozent geplant) und Business Process Management (28 Prozent im Einsatz, 25 Prozent geplant).
Das Auslagern von Geschäftsprozessen steht dagegen nicht hoch im Kurs: Nur 14 Prozent der Studienteilnehmer sourcen derzeit aus und lediglich sieben Prozent haben es auf der Liste.
Als enttäuschend bezeichnet Aberdeen das Abschneiden von service-orientierten Architekturen (SOA): 13 Prozent der Befragten geben an, SOA implementiert zu haben, 30 Prozent planen den Einsatz. Die Analysten haben sich stets als Fans von SOA geoutet und klargestellt, dass sie große Stücke darauf halten.
Das Für und Wider von Compliance
Die zweite Ernüchterung passt auf einen Chip: RFID hat erst in neun Prozent der Unternehmen Einzug gefunden und steht bei 20 Prozent auf dem Wunschzettel.
Die Analysten wollten außerdem wissen, wie es mit dem Upgraden diverser Microsoft-Lösungen aussieht. Ergebnis: Mehr als jeder Dritte (35 Prozent) will Office 2007 upgraden, 27 Prozent Exchange 2007 und 25 Prozent Microsoft Vista.
Ein weiteres Ergebnis der Studie: CIOs sind sich nicht einig über die Folgen von Compliance-Vorgaben. Insbesondere Nordamerikaner zeigen sich frustriert: Jeder Zweite behauptet, die Regeln verlangsamten das Vorankommen. Unter den Europäern sagen das nur 38 Prozent. Gleichzeitig gestehen 35 Prozent der Nordamerikaner zu, dass Compliance schädliche oder unethische Geschäftspraktiken verhindert. So sieht es auch jeder dritte Europäer.
Die Analysten geben CIOs folgende Leitsätze mit auf den Weg:
Technologie-Investitionen sollten stets zu Jahresbeginn priorisiert werden.
Das Rekrutieren von Fachleuten ist ein Vorgang, der nie abgeschlossen ist.
Das Ideal 24/7 heißt, dass auch die mobile Kommunikation und die eingesetzten Geräte (zum Beispiel Blackberrys) ständig im Einsatz sind.
Was man nicht messen kann, gibt es nicht. Unternehmen müssen die Ergebnisse ihrer Veränderungsprozesse definieren und überprüfen.
Outsourcing bringt eigene Ressourcen in Schwung, wenn sich das Unternehmen dadurch auf die Kernkompetenz konzentrieren kann.
Think globally, act locally, work virtually.
Für den "Aberdeen Report: The state of the market 2007" haben die Analysten Studien aus insgesamt fünf Jahren mit zwei Millionen Teilnehmern aus 644.000 Unternehmen auf der ganzen Welt ausgewertet und zusammengefasst.