Alle Welt klagt über den Fachkräftemangel in der IT, doch es ist gar nicht so klar, welche Fachkräfte in Zukunft überhaupt gebraucht werden. Neue Technologien wie Cloud Computing verändern das Umfeld, in dem IT-Mitarbeiter künftig arbeiten werden und damit auch deren Rolle im Unternehmen.
Mehr Daten, mehr Server, mehr und größere Anwendungen - das kommt laut Bernhard Golden, Redakteur unserer Schwesternpublikation CIO.com in Zukunft auf die Unternehmens-IT zu. Die IT-Belegschaft hingegen, die bisher linear zum IT-Aufkommen gewachsen sei, könne nicht mehr im gleichen Tempo aufgestockt werden. Das verändert laut Golden nicht nur die Job-Profile der IT-Mitarbeiter, sondern strukturiert auch die Bedeutsamkeit ihrer Tätigkeiten neu. Golden hat fünf Trends identifiziert, die IT-Mitarbeiter beachten sollten, wenn sie nicht aus allen Wolken fallen möchten:
Enterprise-Architekten werden wichtiger
Wenn der Anteil der IT wächst, die Anzahl der Mitarbeiter aber eher sinkt, müssen manuelle Prozesse verstärkt automatisiert und standardisiert werden. Daher werden gute Enterprise-Architekten für IT-Abteilungen immer wichtiger, um Architekturen für Applikationen zu entwickeln und zu implementieren sowie Systeme und Infrastrukturen zu standardisieren. Ihr Einfluss und ihr Stellenwert im Unternehmen werden wachsen.
Operative Mitarbeiter werden früher eingebunden
Nur wenn operative Mitarbeiter rechtzeitig in neue Entwicklungen eingebunden werden, lassen sich der Support für neue Anwendungen sowie deren Skalier- und Erweiterbarkeit sicherstellen. Daher werden die bisher meist getrennt arbeitenden Teams aus den Bereichen Entwicklung und Systemadminstration künftig näher zusammenrücken und früher zusammenarbeiten müssen. Je früher operative Mitarbeiter an den Entscheidungen teilhaben, umso wahrscheinlicher ist es, dass sich spätere manuelle Anpassungen vermeiden lassen.
Neue Aufgaben für Sicherheitsverantwortliche
Sicherheitsmaßnahmen sind laut Golden künftig nicht mehr nur an den Grenzen der Rechenzentren erforderlich. Dieser Trend werde durch veränderliche Natur des Cloud Computing verstärkt. Damit ändert sich auch die Rolle der IT-Sicherheitsexperten. Jeder EDV-Endpunkt muss geschützt und alle virtuellen Maschinen bei ihrer Inbetriebnahme automatisch gegen Angriffe gesichert werden. Folglich müssen Security-Verantwortliche neue Strategien entwickeln sowie neue Methoden für die Installation und Konfiguration von Sicherheitsprodukten finden. Wie auch die operativen Mitarbeiter müssen sie früher in Entscheidungen und Entwicklungen eingebunden werden, um die richtigen Maßnahmen und Prozesse automatisiert einzuleiten.
Finanzanalysten in IT-Abteilungen sind gefragt
IT und Geschäftsbereiche müssen schnell und kosteneffektiv über die Bereitstellung und Umverteilung von Ressourcen entscheiden. Laut Golden sind daher künftig in IT-Abteilungen auch Finanzanalysten gefragt, die ähnlich arbeiten wie Yield-Manager bei Airlines. Sie entwickeln Preisstrukturen und Angebote, um die wenigen internen Ressourcen optimal auszulasten und geeignete Projekte an externe Anbieter weiterzugeben.
Compliance-Verantwortliche sollen das Team für Cloud-Infrastrukturen unterstützen
Die Vision, dass Ressourcen automatisiert bereitstehen, verträgt sich nicht mit einem nachträglichen Compliance-Check. Daher muss die Prüfung der Einhaltung gesetzlicher Vorgaben und der Regelkonformität im Rahmen von Cloud-Projekten immer im Vorhinein erfolgen. Compliance-Verantwortliche müssen folglich Teil der Infrastruktur- und Systemadministrations-Teams sein und bereits in den Beschaffungsprozess integriert werden, soll die Vision einer automatisierten Ressourcen-Bereitstellung verwirklicht werden.
Vielfach wird Cloud Computing als reines Modernisierungsprojekt für die Infrastruktur gesehen, ohne die Konsequenzen zu betrachten, die aus dem Betrieb einer Cloud-Umgebung erwachsen. Doch muss auch der Überbau angepasst werden und damit die Struktur der IT-Rollen, wenn sich die Infrastruktur ändert.
Bernhard Golden ist CEO des Beratungsunternehmens Hyper-Stratus, das sich auf Virtualisierung, Cloud Computing und verwandte Themen spezialisiert hat. Zudem ist er Autor des Buches "Virtualization for Dummies."