In seiner Top-Ten-Liste der IT-Trends für 2009 hat der Marktforscher Gartner Green IT von Platz Eins (2008) auf Rang zehn fallen lassen. Kein Grund für die Analysten, sich die Öko-Bilanz der Dickschiffe nicht einmal genauer anzusehen. Also schloss man sich mit dem World Wide Fund for Nature (WWF) zusammen und hat einen Fragebogen entwickelt.
Neun von 24 angeschriebenen Unternehmen haben gleich abgesagt, nämlich Accenture, Acer, AT&T, Deutsche Telekom, EDS, Microsoft, Oracle, Sun und TCS. Unter den verbleibenden 15 haben British Telecom (BT), Fujitsu, HP und IBM insgesamt am Besten abgeschnitten. Die anderen Teilnehmer sind China Mobile, Cisco, Dell, Ericsson, Google, Hewlett Packard, Lenovo, Nokia, Nortel, SAP und Wipro.
Die Umweltschützer haben fünf Kategorien unter die Lupe genommen:
1. Umwelt-Basics: zum Beispiel Policies, Compliance, ISO 14001, Schulungen, Abfall-Management
2. Lieferketten-Basics: zum Beispiel Audits von Gefahren-Transporten
3. CO2-Basics: zum Beispiel Emissions-Reduzierungen, Reportings, Governance, Greenhouse Gas (GHG)-Ziele
4. CO2-Ausstoß: zum Beispiel Life Cycle, Produkte, die Kunden bei der Reduzierung von Emissionen unterstützen, Lösungen, die Transportwege verkürzen
5. CO2-Champions: zum Beispiel Einflussnahme auf Klimawandel durch Forschung und Entwicklung, Berücksichtigung von GHG-Emissionen in allen Entwicklungen)
Aus diesen Punkten entstand ein multidimensionales Wertungsschema, das keinen direkten Vergleich der Player ermöglicht. So schneidet BT bei den CO2-Basics am Besten ab, erreicht aber beim Ausstoß nur gutes Mittelfeld. Dell steht bei den Umwelt-Basics gar nicht schlecht da, bei der Lieferkette sieht es anders aus. Die schlechtesten Gesamtzeugnisse bekommen China Mobile, Lenovo, Nortel, Verizon und Wipro.
Simon Mingay, Research Vice President und Green IT-Chef bei Gartner, ist stolz auf die Untersuchung. "Diese erste Studie ihrer Art untersucht, welche Rolle große ICT-Unternehmen bei der Reduzierung ihres eigenen Beitrags am Klimawandel spielen, und zwar hinsichtlich ihrer Geschäftstätigkeit, ihrer Lieferkette sowie ihrer Produkte und Dienstleistungen", sagt er. Gleichzeitig räumt Mingay ein, dass es in diesem Bereich an Standards und Metriken fehlt. Es sei eben noch viel zu tun.
Die Autoren der Studie haben außerdem erfragt, welche Rolle "grüne" Kriterien bei IT-Einkäufern spielen. Mehr als jeder Dritte (35 Prozent) nennt den Preis als wichtigstes Kriterium. 54 Prozent behaupten, Umweltverträglichkeit und Preis seien gleich wichtig. Und elf Prozent erklären, die Öko-Verträglichkeit habe höchste Priorität.
Auf das in der Sozialforschung bekannte Phänomen "Soziale Erwünschtheit" - der Befragte gibt an, was gut klingt - gehen die Studienautoren nicht ein.
Simon Mingay hat die Ergebnisse Anfang November auf dem Gartner Symposium in Cannes vorgestellt.