Analysten von IDC, Pierre Audoin Consultants (PAC) und Vanson Bourne haben in die Glaskugel geguckt: Wie wirkt sich die Finanzkrise auf die IT-Ausgaben im kommenden Jahr aus? Fazit: Westeuropäische CIOs trifft es härter als ihre osteuropäischen Kollegen. Und: Outsourcing-Anbieter können das geflügelte Wort von der "Krise als Chance" umsetzen, wenn sie billig genug sind.
Dabei haben die Fachleute von IDC ihre ursprünglichen Prognosen für 2009 nach der Krise revidiert. So hatten sie für Westeuropa zunächst ein Wachstum von vier Prozent vorausgesagt. Jetzt rechnen sie nur noch mit einem Prozent Plus. In Osteuropa dürften die IT-Ausgaben mit neun Prozent deutlich stärker wachsen, allerdings war IDC hier ursprünglich von 16 Prozent Steigerung ausgegangen.
Wie Marcel Warmerdam, Research Director European IT Markets, berichtet, legen viele Entscheider IT-Projekte erst einmal auf Eis oder sagen sie sogar ganz ab. Insbesondere bei der Hardware müssten Neuanschaffungen warten. Im Bereich Infrastruktur würden aber auch Software-Upgrades verschoben. Steven Frantzen, Senior Vice President EMEA Research, hat jedoch gute Nachrichten: Schon 2010 werden Investitionen in die Infrastruktur wieder steigen.
Die Analysten von PAC haben den deutschen Markt unter die Lupe genommen. Ihre Prognose ähnelt der von IDC für Westeuropa: Insgesamt ist ein zartes Plus von 1,2 Prozent zu erwarten. Aber schon im Jahr 2010 sollen es 1,8 Prozent sein.
PAC hat immerhin drei - mehr oder weniger starke - Wachstumsbereiche ausgemacht: Projekt Services legen demnach im kommenden Jahr um 1,5 Prozent zu (2010: 3,3 Prozent). Das Segment Anwendungs-Software wächst um 2,0 Prozent (2010: 3,4 Prozent) und Outsourcing um 7,2 Prozent (2010: 7,7 Prozent).
Vanson Bourne hat sich ebenfalls die Entwicklung in Deutschland angesehen und Entscheider aus 100 Unternehmen befragt. Ergebnis: Jeder Dritte will weniger Geld in die IT investieren. Außerdem gibt jeder Zweite an, sich zwecks Kostensenkung nach "alternativen Finanzierungs- und Beschaffungsformen" umzusehen. Als solche gelten zum Beispiel der Kauf gebrauchter Software und die Verwertung nicht mehr benötigter Lizenzen.
Die Analysten von IDC wollten wissen, welche Bereiche die Finanzkrise nicht trifft und welche sogar profitieren. Kriegsgewinnler sind demnach preisgünstige Outsourcing-Anbieter. Hauptzweck des Auslagerns ist dabei Sparen, strategische Ziele wie etwa Zugang zu Know-how stehen im Hintergrund. PAC rät Anbeitern, für das kommende Jahr einen detaillierten Aktionsplan aufzustellen, sortiert nach Chancen und Risiken in jeder Branche und jeder Region.
Nicht bei der Sicherheit sparen
Weiter erwartet IDC auf der Hardware-Seite, dass die Krise an IP-Telefonen und smarten Endgeräten vorbeigeht. Außerdem wird das Interesse an Virtualisierung steigen, weil CIOs sich davon Kostensenkungen versprechen.
Nicht gespart wird bei Business Continuity und IT-Sicherheit, so die Analysten. Mit Blick auf die Vertriebsmodelle rechnen sie mit wachsender Nachfrage nach Software as a Service und Open Source.
Als positiven Effekt der Krise glaubt IDC, dass IT-Unternehmen künftig mit Lösungen rund um Compliance punkten können. Insbesondere in den Bereichen Storage und Daten-Management sei mit Investitionen zu rechnen, wenn sich die Entscheider aus der Politik auf neue Regeln und Vorschriften geeinigt haben.
IDC hat die Zahlen im "Economic Crisis Response: Worldwide IT Spending 2008-2012 Forecast Update" dokumentiert. PAC hat seine Prognose im Webinar "Economic Meltdown" publiziert und Vanson Bourne hat die Studie über IT-Investitionen 2009 bei deutschen Unternehmen im Auftrag des Anbieters Preo durchgeführt.