IT-Spezialisten werden heftig umworben. Wer als Arbeitgeber das Interesse potenzieller Kandidaten weckt, hat bereits eine wichtige Hürde genommen. Voraussetzung dafür ist jedoch eine Strategie in Sachen Recruiting, die alle Facetten des Prozesses im Fokus hat und Bewerber zielgruppengerecht anspricht. Das Bewusstsein dafür ist grundsätzlich vorhanden, denn die Recruiting-Qualität der 507 mitarbeiter- und umsatzstärksten Unternehmen Deutschlands hat sich weiter verbessert: Die getesteten Arbeitgeber erreichten durchschnittlich 59 Prozent der maximal möglichen Punkte. Im Vorjahr lag der Wert noch bei 54 Prozent. Auf den vordersten Plätzen in der Gesamtwertung liegen in diesem Jahr Deloitte, Bechtle und Hays.
Mehr Professionalität im Recruiting
Die Professionalität der Recruiter im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnik (ITK) ist ebenfalls gestiegen: Die Branche liegt mit durchschnittlich 61 Prozent auf Rang neun der 27 untersuchten Wirtschaftszweige. Im Vorjahr waren es 57 Prozent. Branchensieger ist Bechtle. Der IT-Dienstleister schafft es im Gesamtranking sogar auf den zweiten Platz.
Die führenden fünf -Recruiter im ITK-Sektor sind:
1. Bechtle AG,
3. Vodafone GmbH,
4. Fujitsu Technology Solutions GmbH und
5. Wincor Nixdorf International GmbH.
Die ITK-Branche hat sich im Vergleich zum Vorjahr in vier Kategorien verbessert. Die Themen Mobile Recruiting und die Prozesse rund um das Handling von Bewerbungen scheinen den Arbeitgebern in den letzten zwölf Monaten besonders am Herzen gelegen zu haben.
Die Zeichen stehen auf Mobile Recruiting
Smartphones und andere mobile Endgeräte sind bei den relevanten Zielgruppen mittlerweile fast flächendeckend im Einsatz. Unternehmen, die das veränderte Nutzerverhalten im Recruiting berücksichtigen, liegen also klar im Vorteil. Viele Arbeitgeber haben deshalb darauf reagiert, denn die Zahl mobil optimierter Karriere-Websites und Stellenanzeigen ist erneut kräftig gestiegen. Zwei Drittel der 507 getesteten Organisationen haben ihre Karriereseiten angepasst, während es im Vorjahr lediglich 46 Prozent waren.
Auch IT-Arbeitgeber sind dem Mobile Recruiting gegenüber aufgeschlossen; sie erreichten durchschnittlich 72 Prozent der möglichen Punkte in der Kategorie, ein kräftiges Plus gegenüber dem Vorjahr. Nicht ganz zwei Drittel haben ihre Karriere-Website und sogar 68 Prozent ihre Stellenanzeigen für Nutzer mit mobilen Endgeräten optimiert. Zum Vergleich: Erst jedes zweite Unternehmen der Top 500 setzt auch bei Online-Stellenanzeigen auf ein responsives Design.
Social Media: Offen für Neues
Social Media haben einen festen Platz im Personalmarketing und Recruiting von IT-Unternehmen. Fast die Hälfte der untersuchten Arbeitgeber ist sogar auf sechs bis sieben Plattformen aktiv. Die Business-Netzwerke Xing und LinkedIn liegen in der Gunst der Recruiter ganz oben. Aber auch neuere Social-Media-Kanäle wie Instagram oder Whatchado werden in der Branche öfter eingesetzt als in der Gesamtstichprobe. Kandidaten auf Jobsuche informieren sich zunehmend auch auf Plattformen, auf denen Arbeitnehmer ihre Arbeitgeber oder ihre Erfahrungen im Bewerbungsprozess bewerten. Dies ist IT-Unternehmen bewusst, denn sie sind überdurchschnittlich oft mit einem Arbeitgeberprofil auf Kununu und Glassdoor vertreten.
"IT-Arbeitgeber mischen bei den sozialen Medien ganz vorne mit. Allerdings spielen sie deren Potenzial noch nicht voll aus", stellt Studienleiterin Agnes Koller fest. So seien beispielsweise alle Unternehmen mit einem Arbeitgeberprofil auf Xing präsent, aber nur jedes dritte spreche hier auch über karriererelevante News. Dasselbe gilt für Kununu, wo Recruiter, so Koller, die Chance nutzen sollten, auf Bewertungen zu reagieren.
Erfolgsfaktor Online-Stellenanzeigen
Stellenausschreibungen kommt eine besondere Bedeutung zu: Sie müssen neugierig auf eine neue Position machen und zeigen, warum sich ein Jobwechsel lohnt. Neben den Hard Facts sind es vor allem Benefits oder Entwicklungsmöglichkeiten, für die sich Bewerber interessieren. In diesem Feld haben sich IT-Arbeitgeber stark verbessert: 45 Prozent thematisieren die Zusatzleistungen für Mitarbeiter (gesamt: 30 Prozent), und 55 Prozent sprechen die Karrieremöglichkeiten im Unternehmen an (gesamt: 52 Prozent).
Beide Kriterien finden sich viel häufiger in den Anzeigen als im Vorjahr. "Uns überrascht immer wieder, dass es noch längst nicht zum Standard gehört, Kandidaten die möglichen Karrierewege zu beschreiben. Selbst wenn das Spektrum an Zusatzleistungen nicht sehr breit ist, können Arbeitgeber dies mit interessanten Aufgaben oder Entwicklungschancen wettmachen", rät Koller. Außerdem wünschen Jobsuchende eine konkrete Ansprechperson im Bewerbungsprozess. Diesbezüglich geben sich Personalabteilungen in diesem Jahr eher zugeknöpft: Nur vier von zehn Stellenanzeigen nennen eine solche Person (gesamt: 60 Prozent).
Usability erleichtert Bewerbung
Eine aktuelle Studie zeigt, dass gut vier von zehn Kandidaten schon einmal eine laufende Bewerbung abgebrochen haben, weil der Prozess zu kompliziert war. Ein Fehler, denn ist es einmal gelungen, das Interesse eines Kandidaten zu wecken, sollte man ihn nicht mehr von der Angel lassen, das heißt, es ihm möglichst leicht machen, sich zu bewerben. In diesem Jahr wurde deshalb erstmals auch die Usability, also die Benutzerfreundlichkeit des Bewerbungsprozesses, unter die Lupe genommen.
IT-Arbeitgeber schneiden hier etwas besser ab als der Gesamtdurchschnitt. 89 Prozent haben ihre Online-Bewerbungsformulare so gestaltet, dass Jobsuchende ihre Bewerbung innerhalb von zehn Minuten verschicken können. Außerdem bieten vier von zehn Arbeitgebern sogar schon die Möglichkeit, sich mit nur einem Klick per Social-Media-Profil zu bewerben.
Wertschätzung macht den Unterschied
Der Umgang mit Bewerbern bleibt ein Schwachpunkt deutscher Recruiter. In diesen Kategorien erzielen sie die schlechtesten Werte, auch im Vergleich mit den Nachbarländern. Personaler der IT-Branche haben sich hier zwar verbessert, liegen aber mit 45 Prozent der in der Kategorie Bewerbungsresonanz möglichen Punkte noch unter dem Durchschnitt (51 Prozent).
Ein hoher Anteil der Bewerbungen wurde nicht rechtzeitig innerhalb der studienrelevanten Fristen abgeschlossen. Positiv fiel jedoch ins Gewicht, dass die Personaler Kandidaten gegenüber überdurchschnittlich oft anerkennend und wertschätzend waren. Allerdings schnitten IT-Recruiter bei der diesjährigen Analyse schlechter ab, wenn Bewerber per Mail Kontakt aufnahmen und eine Frage stellten. Gerade einmal ein Drittel hat diese innerhalb von drei Werktagen beantwortet.
Den Arbeitgebern in der IT-Branche, so Koller, sei bewusst, dass sie nur mit einer professionellen und zielgerechten Bewerberansprache erfolgreich sein können: "In vielen Bereichen schneiden sie besser ab als im Vorjahr und als Kollegen anderer Branchen. Aber es gibt noch viele Stellschrauben, an denen Personalverantwortliche drehen können, um in der Bewerberansprache besser zu werden."