Seit dem Boomjahr 2000 ist die Zahl der Studienanfängerinnen und Studienanfänger für das Fach Informatik um rund 30 Prozent gesunken. Das bedeutet, dass zukünftig noch weniger als 14.000 Informatik-Absolventen die Hochschule verlassen werden. Dem steht laut dem Bundesverband Informationswirtschaft Telekommunikation und Neue Medien (Bitkom) ein Bedarf von rund 20.000 IT-Fachleuten pro Jahr gegenüber.
Der Analyse zufolge erzeugen die positiven Prognosen nur wenig Resonanz auf dem Arbeitsmarkt. So gehen die Arbeitslosenzahlen in der Informatik nur leicht zurück. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit sind etwa ein Fünftel der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der IT-Branche Frauen. Daran hat sich auch während der Boomjahre nichts geändert.
Für das Studienwahlverhalten von Frauen in Ingenieur- und Naturwissenschaften spielen die Arbeitsmarktperspektiven eine wichtige Rolle, so die Untersuchung. Die geringe Beteiligung von Frauen an einzelnen technischen oder naturwissenschaftlichen Studiengängen stellt keine unveränderbare Größe dar. Der Grund: Gerade Frauen, die sich für diese Bereiche interessieren, messen den beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten und den Aussichten auf einen guten Arbeitsmarkt einen hohen Stellenwert bei.
Die Folge war, dass 2000 deutlich mehr Frauen durch die guten Zukunftsperspektiven motiviert wurden. In diesem Jahr betrug die Studienanfängerinnenquote immerhin 19 Prozent. Das bedeutet, dass zurzeit die Absolventinnen der Boomjahre auf den Arbeitsmarkt drängen.
Laut der Studie ist das der Grund dafür, warum jetzt dringender Handlungsbedarf besteht. Die Wirtschaft muss ein deutliches Signal setzen und die derzeit zur Verfügung stehenden Informatikerinnen auch einstellen. Erhalten die Absolventinnen attraktive Einstiegschancen in die Informatik, ist das das beste Signal für mehr Studienbewerberinnen.
Frauen interessieren sich für die IT
Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) initiierte Wirtschaftsjahr 2006 hat bereits vorbildhafte Projekte zur Nachwuchsgewinnung mit zahlreichen Partnern auf den Weg gebracht. So zeigen beispielsweise die Ergebnisse des Projekts "Genderaktivitäten im Wissenschaftsjahr 2006", wie interessiert die Mädchen und jungen Frauen an der Informatik sind.
Solche Signale dürfen auf Dauer nicht nur von staatlichen Initiativen kommen. Die IT-Branche muss sich verstärkt um einen Image-Wandel bemühen. Um weibliche Nachwuchskräfte zu gewinnen, muss sie mehr Faszination und Begeisterung für ihr spannendes und vielfältiges Berufsspektrum erwecken. Die IT muss sich insbesondere auch als eine innovative Branche präsentieren, die mit modernen Work-Life-Strategien vereinbar ist.