Investment-Strategien

IT-Budgets steigen nur leicht

23.09.2024 von Grant Gross
In KI investieren, Cloud-Ausgaben kürzen oder Prozesse automatisieren? Wir zeigen die Pläne von CIOs für das Budgetjahr 2025.
Viele CIOs erwarten, dass ihre IT-Budgets 2025 nur leicht steigen, wenn überhaupt.
Foto: PeopleImages.com - Yuri A - shutterstock.com

Angesichts der unsicheren Wirtschaftslage, der hartnäckigen Inflation in vielen Teilen der Welt, hohen Zinssätzen sowie volatilen Aktienmärkten stehen CIOs im kommenden Jahr unter einem besonderen Budgetdruck. Doch trotz dieser Restriktionen gibt sich eine große Mehrheit von ihnen optimistisch: Sie erwartet, dass die IT-Budgets ihrer Unternehmen 2025 - zumindest moderat - steigen, wobei die Ausgaben für IT-Fachkräfte und Software an der Spitze stehen werden.

Mehr als 90 Prozent der IT-Entscheidungsträger gehen davon aus, dass ihre Budgets im Jahr 2025 wachsen, so der "2025 Budget Planning Guide for Technology Executives" von Forrester. Dabei werden die prozentualen Zuwächse in den meisten Unternehmen jedoch im einstelligen Bereich liegen.

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Vier von zehn der von Forrester befragten IT-Führungskräfte erwarten einen Anstieg der IT-Budgets um weniger als fünf Prozent, ähnlich hoch ist der Anteil der IT-Manager, die mit einem Anstieg um fünf bis zehn Prozent rechnen. Die Ausreißer: Jede zwölfte IT-Führungskraft geht von einem zweistelligen Zuwachs des IT-Budgets aus, während neun Prozent der Befragten angeben, dass ihre Budgets gleich bleiben oder leicht sinken werden.

Talente und Software gehen ins Geld

Laut dem Forrester-Report entfallen fast 35 Prozent der IT-Budgets auf das Personal. Demnach investieren CIOs zusätzliche Mittel in die Schulung von Mitarbeitenden etwa für KI und andere Technologien, die für die Zukunft des Geschäfts wichtig sind.

Software macht derzeit etwa 21 Prozent der IT-Budgets aus, aber Forrester prognostiziert eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate der Software-Ausgaben von 10,5 Prozent bis 2027. Da die Analysten für 2024 einen Anstieg der IT-Ausgaben insgesamt um 5,3 Prozent prognostiziert hatten, deutet alles darauf hin, dass CIOs ihre Budgets an anderer Stelle nach unten korrigieren müssen.

Darüber hinaus wird die für 2025 prognostizierte Inflation, die laut Internationalem Währungsfonds im Juli auf 3,3 Prozent geschätzt wurde, einen Teil des Anstiegs der IT-Budgets im kommenden Jahr wieder zunichte machen. "Diese Ausgabenerhöhungen sind bescheiden und reichen bisweilen nicht aus, um mit der hartnäckigen Inflation Schritt zu halten", heißt es im Report von Forrester und die Autoren ergänzen: "Daher ist eine sorgfältige Planung, an welchen Stellen investiert wird, wo man sich zurückzieht und wo Pilotprojekte oder Experimente durchführt werden, von größter Bedeutung."

Im Investitionsmodus

SnapLogic, ein Anbieter von Integrationsplattformen-as-a-Service, gehört zu den Unternehmen, die ihr IT-Budget aufstocken wollen. Laut CTO Jeremiah Stone ist es ein guter Zeitpunkt, um in generative KI zu investieren, da führende Unternehmen bereits überzeugende Anwendungsfälle gefunden haben.

"Während viele Firmen mit knappen Budgets, überlasteten Teams und schwindenden Ressourcen kämpfen, ist jetzt ein strategischer Zeitpunkt für Investitionen", sagt Stone. Sein Unternehmen und viele seiner Kunden würden auf KI setzen, um die Effizienz etablierter Geschäftsbereiche zu steigern, sowohl für einzelne Mitarbeiter als auch für Teams und Prozesse.

Für SnapLogic, das Kunden bei der Verbesserung ihrer Geschäftsprozesse unterstützt, war es laut CTO Stone naheliegend, KI auch intern einzusetzen. Beispielsweise hat die Firma KI-Anwendungen in der Finanzabteilung für monatliche Umsatzprognosen eingeführt, in der Vertriebsabteilung, um Ausschreibungen automatisch zu beantworten, sowie in der Marketingabteilung, um beim Schreiben von Website-Inhalten zu helfen. Die Personalabteilung plant den KI-Einsatz zur Neuformulierung von Stellenbeschreibungen.

Stone geht zudem davon aus, dass die IT-Budgets in vielen Unternehmen steigen werden, da sie sich darauf konzentrieren, veraltete Systeme zu modernisieren, technische Schulden abzubauen, neue Einnahmequellen zu eröffnen und die Grundlagen für die KI-Einführung zu schaffen.

Für ihn überwiegen die Verheißungen der KI die Sorgen über Zinssätze und globale Konflikte: "Wir fangen an, detaillierte, spezifische Investitionsrenditen aus frühen Experimenten mit generativer KI zu sehen", berichtet Stone. "Der Return ist vertrauenswürdig genug, um Investitionen angesichts wirtschaftlicher und politischer Unsicherheiten voranzutreiben."

Geld sparen und kleine Schritte machen

Forrester habe eine gewisse wirtschaftliche Unsicherheit einkalkuliert, auch wenn der Report noch vor der Volatilität der weltweiten Aktienmärkte Anfang August 2024 veröffentlicht wurde, sagt Christopher Gilchrist, Principal Analyst bei dem Analystenhaus. Die Ausgabenprognosen würden nach wie vor gelten, selbst wenn die hohen Zinssätze in einigen Regionen viele Unternehmen dazu veranlassen könnten, IT-Upgrades in Etappen zu planen.

"Wir werden sehen, dass viele Firmen ihre langfristigen Transformationsprojekte in mundgerechte Stücke aufteilen", fügt Gilchrist hinzu. "Anstelle einer großen, umfassenden Umgestaltung über fünf Jahre hinweg wird es sich um strategische, zeitlich begrenzte Vorhaben handeln, bei denen es eher um schrittweise Fortschritte geht als um den großen Wurf."

Angesichts der bescheiden steigenden oder stagnierenden Budgets, mit denen viele IT-Leiter rechnen, rät Forrester ihnen, ihre Daten zu bereinigen und Leitplanken zu setzen, bevor sie massiv in KI investieren. In Anbetracht knapper Geldressourcen sollten CIOs zudem auf eine ausufernde Cloud-Nutzung in ihren Unternehmen achten und nicht benötigte sowie redundante Cloud-Services abbauen, empfehlen die Analysten. IT-Führungskräfte sollten auch darauf drängen, manuelle Prozesse "rücksichtslos" zu automatisieren und nicht benötigte VMware-Lizenzen und -Verträge nach den jüngsten, teilweise erheblichen Preiserhöhungen zu streichen.

Wildwuchs zurückschneiden

Cloud-Wildwuchs sei laut Gilchrist keine Seltenheit, da viele Unternehmen in den vergangenen Jahren überstürzt in die Cloud gelaufen seien, ohne über eine vollständige Strategie zu verfügen. Dasselbe Szenario werde sich wahrscheinlich auch bei der Einführung von KI abspielen.

"Die natürliche Tendenz von Unternehmen besteht darin, sich auf die Implementierung der Cloud zu konzentrieren und nicht unbedingt auf die anschließende Adoption", fügt der Analyst hinzu. Es sei eine Sache, Azure zu implementieren, und eine andere, sich als Unternehmen tatsächlich um das Implementierte herum zu organisieren. Stattdessen gäbe es einen "massiven Schrotflinten-Ansatz", so Gilchrist, nach dem Motto: "Wir müssen die Cloud ausprobieren, wir müssen experimentieren."

Unterschiedliche Ansichten über IT-Ausgaben

Einige IT-Führungskräfte geben an, dass ihre IT-Budgets im Jahr 2025 voraussichtlich leicht ansteigen werden und dass sie gezielte Maßnahmen ergreifen, um das Beste daraus zu machen. Freshworks, ein SaaS-Anbieter für Kundenservice, CRM und andere IT-Funktionen, erwartet Budget-Erhöhungen, die sich auf Automatisierung und KI konzentrieren, sagt Ashwin Ballal, CIO des Unternehmens.

"Wir konzentrieren uns auf Tools, die nervenaufreibende Arbeiten sowie Komplexität reduzieren und gleichzeitig Reifegrad, Funktionalität und Geschwindigkeit einer Problemlösung bieten, die Mitarbeiter von heute benötigen", sagt der IT-Chef. "Die Wahrheit ist, dass die meisten IT-Teams und Mitarbeiter im Allgemeinen durch ihr Arbeitspensum und die ständigen Anforderungen an Wachstum und höhere Qualität überlastet sind."

Ebbe und Flut

Es gibt jedoch einige Ausreißer auf der Kurve der IT-Ausgaben. Tyler Fisher, COO bei Counslr, einem Hersteller von Apps für psychische Gesundheit, rechnet damit, dass sein IT-Budget im nächsten Jahr um bis zu 25 Prozent steigen wird.

Das 2019 gegründete Unternehmen habe eine Größe erreicht, die es von einigen "Launen" des breiten Marktes abschirme, sagt er. "Wir haben noch keine übermäßig hohen Ausgaben, die uns auf der geschäftlichen Seite belasten könnten, und da wir gute individuelle Beziehungen zu jedem unserer Kunden haben, sind wir auch auf der geschäftlichen Seite zuversichtlich", sagt Fisher.

Am anderen Ende des Ausgabenspektrums steht Barco ClickShare, ein Anbieter von Konferenzraumtechnologie. Daniel Root, Leiter der Abteilung für globale strategische Allianzen, rechnet nicht mit einem Anstieg der IT-Ausgaben. Das Unternehmen hat seine kurzfristigen IT-Initiativen bereits geplant, einschließlich der Aufrüstung seiner globalen Konferenzräume für eine bessere hybride Kommunikation und Zusammenarbeit.

"Unsere Strategie dreht sich um kontinuierliche, schrittweise Verbesserungen, für die bereits Budgets vorgesehen sind", fügt Root hinzu. Diese Projekte versprächen eine erhebliche Zeitersparnis für die Mitarbeiter, auch wenn die Kosteneinsparungen minimal seien.

Bei der Planung künftiger IT-Budgets behält Root mehrere externe globale Faktoren im Auge, darunter eine sich abschwächende US-Wirtschaft, bevorstehende Wahlen, Spannungen im Nahen Osten und die Energiekosten. "Wir nehmen diese Probleme zwar ernst, müssen aber weiterhin die notwendigen Investitionen tätigen, ohne uns in unsicheren Zeiten zu sehr zu verausgaben", sagt er. "Unsere Kunden sind ähnlich besorgt und wir beobachten einen weltweiten Trend zu vorsichtigen Ausgaben, da sich die Unternehmen vor möglichen Störungen fürchten, die wichtige Märkte beeinträchtigen könnten." (ajf/jd)