CIOs müssen heute drei teils widersprüchliche Doppelrollen ausfüllen. Sie sind zugleich Visionär und Pragmatiker, Wertschöpfer und Kostensenker sowie Partner der Geschäftsführung und IT-Experte. Dieses Bild zeichnet die Studie "Die Stimme des CIOs" von IBM. Befragt wurden mehr als 2500 CIOs aus Firmen unterschiedlicher Größen in 78 Ländern. 157 von ihnen arbeiten in Deutschland.
1. CIO als Visionär und Pragmatiker
In der Doppelrolle als Visionär und Pragmatiker entwickeln IT-Chefs Innovationen und setzen sie um. Wie groß dabei ihr Spielraum ist, ist eng verbunden mit der wirtschaftlichen Stärke ihres Arbeitgebers. So sind in Firmen, die in den letzten drei Jahren ein hohes Wachstum hatten, 62 Prozent der CIOs Mitglied der obersten Geschäftsleitung. In Unternehmen mit weniger Erfolg sind sie öfter niedriger angesiedelt. In wachstumsstarken Firmen sind Geschäft und IT zudem viel häufiger integriert als in schwächeren.
Neuerungen kann der CIO nur mit Unterstützung umsetzen: Rund ein Fünftel ihrer Zeit verwenden IT-Chefs darauf, um Fürsprecher für ihre Vorhaben zu werben. Sie drehen sich am häufigsten um Business Intelligence und Analysen, außerdem um Virtualisierung und Compliance.
Der Pragmatiker im CIO ist für die Umsetzung seiner Ideen verantwortlich. In Firmen mit hohem Wachstum geht es dabei vor allem um die Verwirklichung von Visionen. CIOs aus umsatzschwachen Betrieben sind dagegen hauptsächlich damit beschäftigt, grundlegende Dienste bereitzustellen.
2. CIO als Wertschöpfer und Kostensenker
Dem CIO als Wertschöpfer und Kostensenker geht es vor allem darum, den Return on Investment (ROI) der Informationstechnologie zu steigern. Zum Wertschöpfer wird der CIO dann, wenn er gewonnene Daten so auswerten kann, dass letztlich die Kunden einen Vorteil davon haben. IT-Chefs aus umsatzstarken Firmen gelingt das häufiger als anderen.
Ein Schlüssel dafür ist der enge Kontakt zu Kunden. 87 Prozent der finanziell gut gesattelten IT-Verantwortlichen wollen in den nächsten fünf Jahren aktiv in Austausch mit Kunden treten. In umsatzstarken Firmen sind Daten aus dem Austausch mit Kunden nach Meinung der CIOs häufig völlig transparent und integriert.
Gleichzeitig müssen CIOs als Kostensenker Prozesse verschlanken. 14 Prozent ihrer Zeit verwenden sie darauf. Am besten kontrollieren lassen sich Kosten nach allgemeiner Meinung der Befragten durch Zentralisierung sowohl von Infrastruktur als auch von Prozessen. Der Hang zur Zentralisierung ist bei allen befragten IT-Chefs feststellbar. Standardisierung streben vor allem die CIOs in Firmen mit hohem Vorsteuergewinn an.
3. CIO als Partner der Geschäftsführung und IT-Experte
Ziel der dritten Doppelrolle als kooperative Führungskraft und inspirierender IT-Manager, wie es die Studie formuliert, ist eine bessere Verbindung zwischen IT und Geschäft. Vor allem in wirtschaftlich erfolgreichen Firmen halten CIOs ihr Ansehen beim Vorstand für hoch. Häufig sind sie auf Führungspositionen auch für Aufgabenfelder außerhalb der IT zuständig.
Gleichzeitig stehen IT-Verantwortliche aus erfolgreichen Firmen öfter hinter der Geschäftsstrategie ihres Unternehmens. 63 Prozent sagen, ihr Geschäftsmodell werde in den nächsten Jahren etabliert und unverwechselbar sein.
IT-Personal braucht auch BWL-Kenntnisse
In der zweiten Funktion dieser Doppelrolle fördern CIOs das Fachwissen ihrer Mitarbeiter. Dabei geht es nicht um rein technische Fortbildung. Das IT-Personal soll auch betriebswirtschaftliche Kenntnisse erwerben.
Mehr denn je befinde sich die Rolle des CIO im Umbruch, resümieren die Studienautoren. Neun von zehn Befragten rechnen in den kommenden Jahren mit starken Veränderungen. Neue Geschäftsmodelle sind dafür verantwortlich, aber auch finanzielle Veränderungen und der gesamtwirtschaftliche Wandel.