Wenn Bernd Schaefer, Managing Director beim Sourcing-Berater TPI, über den europäischen Outsourcing-Markt spricht, fallen Worte wie "Unsicherheit" und "Verzögerungen in der Entscheidungsfindung". Die Aktivitäten seien nach wie vor von der Wirtschaftskrise gekennzeichnet. Die Anbieter mussten im zweiten Quartal 2009 einen Rückgang um sechs Prozent hinnehmen.
Das geht aus dem "TPI Index Report: Q2 2009" hervor. TPI erfasst Outsourcing-Verträge ab einem Gesamtvertragswert von 20 Millionen Euro. Die Analysten messen außer dem Gesamtvertragswert (Total Contract Value TCV) auch den jährlichen Wert des Abkommens (Annualised Contract Value ACV). Diese Kennzahlen liegen für den Markt EMEA (Europa/Nahost/Afrika) aktuell bei sieben Milliarden Euro (TCV) beziehungsweise 1,2 Milliarden Euro (ACV). Das Ganze verteilt sich auf 53 Verträge.
Zum Vergleich: Weltweit sind 135 Abkommen mit einem Gesamtvertragswert von gut 16 Milliarden Euro zustandegekommen. Der jährliche Vertragswert liegt global aber nur bei drei Milliarden Euro.
Wird der Blick auf das gesamte erste Halbjahr ausgedehnt, stellt sich die Situation in Europa im Vergleich zur Vorjahresperiode deutlich negativer dar. Von Januar bis Juni 2009 haben Unternehmen rund ein Fünftel (19 Prozent) weniger Outsourcing-Verträge abgeschlossen als im gleichen Zeitraum 2008. Dabei brachen der TCV um 45 Prozent und der ACV um sechzig Prozent ein.
Schaefer gibt jedoch zu Bedenken, dass das erste Halbjahr 2008 außergewöhnlich stark gewesen sei. Ab Herbst 2008 habe sich der Rückgang abgezeichnet.
Ein Blick auf die Segmente zeigt, dass insbesondere Business Process Outsourcing (BPO) den Markt nach unten zieht. IT-Outsourcing dagegen stabilisiert sich. Das gilt insbesondere für den deutschsprachigen Raum und für Frankreich. Dort können Service Provider wachsende Umsätze verbuchen, während sie vor allem in den Regionen Benelux und Skandinavien sowie in Großbritannien Einbußen hinnehmen müssen.
IT-Outsourcing ist in Deutschland akzeptiert
TPI-Manager Schaefer begründet diese Unterschiede mit dem hohen Nachholbedarf in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Frankreich. Außerdem sei IT-Outsourcing in diesen Ländern akzeptiert.
Was die Branchen angeht, zeigen sich Finanzdienstleister, Konsumgüterhersteller, Versorger und Telekommunikationsanbieter auslagerungsfreudig. Diese Sektoren halten zusammen 41 Prozent der Verträge. Dass sich ihr Anteil am Gesamtvertragswert dabei auf 52 Prozent beläuft, zeigt, wie hoch diese Verträge dotiert sind.
Trotz der vielen Minus-Zahlen rechnet TPI mit einem stetigen Anstieg von Vertragsabschlüssen bis Ende 2009. Schaefer begründet das damit, dass Unternehmen "angesichts der angespannten wirtschaftlichen Lage ihre Kosten verstärkt im Griff haben müssen".
Die Zahlen sind im "TPI Index Report: Q2 2009" dokumentiert. TPI ist nach eigenen Worten das größte Marktforschungs- und Sourcing-Beratungsunternehmen der Welt. In den TPI-Index fließen nur Verträge mit einem Wert von 20 Millionen Euro und mehr ein.