Die Idee, Anwendungen nicht mehr direkt miteinander verzahnen zu müssen, sondern sie als lose gekoppelte Services zu etablieren, klingt prinzipiell verführerisch. IT-Anbieter postulieren, dass durch dieses, SOA genannte, Prinzip Implementierung und Betrieb von Software deutlich erleichtert würden. Außerdem stelle SOA einen gangbaren Weg dar, um die Integration komplexer IT-Landschaften voranzutreiben - meist auf Basis von Web-services.
Wie die Quocirca-Studie zeigt, teilen IT-Entscheider weltweit diese Einschätzung. Von den Befragten, die sich gründlich mit dem Thema auseinander gesetzt haben, gaben praktisch alle (99,2 Prozent) an, dass SOA in mindestens einem Bereich große Vorteile verspricht. Insgesamt sagten von allen Studienteilnehmern 34 Prozent, dass sie sich bisher gar nicht mit dem Thema beschäftigt hätten. Ein Drittel hat sich nur oberflächlich damit befasst, 35 Prozent tiefgehend. Letztere bezeichnet Quocirca als die "informierte Gruppe".
Bessere Vereinheitlichung
Die "Informierten" versprechen sich vom SOA-Konzept vor allem Vorteile bei der Vereinheitlichung interner IT-Systeme, sei es bei der Entwicklung, der Implementierung oder im laufenden Betrieb. Ebenfalls rund zwei Drittel der Befragten erwarten eine Senkung des Aufwands für die Integration sowie weniger Administrationsaufwand und geringere Kosten. Außerdem trage SOA dazu bei, dass die IT prinzipiell schneller auf Anforderungen aus dem laufenden Geschäftsbetrieb reagieren kann.
Da für SOA oft Web-services genutzt werden, haben die Marktforscher ebenfalls nach diesem Thema gefragt. Auch hier zeigt sich ein positives Bild: Mehr als 80 Prozent aus der "informierten Gruppe" glauben, dass Web-services dazu beitragen, die Kommunikation mit Geschäftspartnern, Kunden oder Zulieferern zu verbessern. Bisher, so die Erfahrung der Quocirca-Analysten, seien hier noch immer Telefon und E-Mail die meistgenutzten Kommunikationsmittel.
Vorteile durch den kombinierten Einsatz von Web-services und SOA versprechen sich die "informierten" IT-Leiter auch beim Thema Outsourcing: Mehr als drei Viertel erwarten, dass die Integration von intern und extern gehosteten Anwendungen erleichtert wird. Aus Sicht der Quocirca-Analysten nur verständlich – schließlich stellen die Schnittstellen zwischen der Unternehmens-IT und der des Dienstleister eine echte Herausforderung dar.
Oft werde hier mit proprietären Eigenentwicklungen gearbeitet. Bei dieser Lösung gebe es immer wieder Diskussionen, wer bei Veränderungen im System für die Neu-Konfiguration der Schnittstelle zahlen muss. Ein SOA-Ansatz könnte hier die Schwierigkeiten reduzieren.
Bisher nur wenig Einsatz in der Praxis
So positiv das Meinungsbild über SOA und Web-services auch ist: Der tatsächliche Einsatz in der Praxis hält sich derzeit in Grenzen. Von allen Befragten haben nur 18 Prozent tatsächlich ein SOA-Projekt gestartet. Hier räumen die Marktforscher ein, dass sie nicht messen konnten, in welchen Bereichen und wie stark diese Firmen mit SOA arbeiten. Nach ihrer Einschätzung handelt es sich vor allem um SOA-Projekte im Entwicklungsbereich. Web-services werden demnach meist auf einer begrenzten Basis zur Integration einzelner, weniger Anwendungen genutzt.
Dass sich das SOA-Konzept langsam, aber sicher weiter verbreiten wird, ist nach Meinung der Analysten eine Tatsache. So plant ein Viertel der IT-Leiter den Start eines SOA-Projekts im nächsten Jahr. Einen Schwerpunkt bei einzelnen Branchen haben die Marktforscher dabei nicht registriert.
Den projektbezogenen Einsatz von SOA halten die Quocirca-Analysten für einen guten Einstieg. Langfristig stelle sich jedoch die Frage, wie eine Vielzahl lose gekoppelter Services verwaltet werden kann. Die Marktforscher sind der Meinung, dass hier nur der Einsatz von Grid-Technologie eine echte Lösung biete. Erst durch diese Technik könne sich das volle Potenzial des SOA-Modells entfalten.
Quocirca hat diese Kurzstudie aus Daten generiert, die aus dem so genannten Oracle Grid Index stammen. Dafür haben die Marktforscher im April dieses Jahres weltweit 1.356 IT-Entscheider befragt. In der Studie wurden Unternehmen aus allen wichtigen Branchen berücksichtigt. Rund ein Viertel der Befragten stammt aus den USA, knapp die Hälfte aus Europa und rund ein Drittel aus dem asiatisch-pazifischen Raum.