Ein Großteil der deutschen IT-Dienstleister rechnet aktuell wieder mit steigenden Preisen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse des Marktforschers PAC, die sich mit der Entwicklung der Tagessätze auf dem deutschen Markt befasst. So sollen durchschnittliche Tagessätze für anwendungsbezogene Services um rund vier Prozent steigen. Bei erfahrenen Kräften geht es um eine Steigerung von über fünf Prozent. Bei ihnen kratzen die Tagessätze in den kommenden Jahren an der Marke von 1.200 Euro.
Nachdem es 2001 zu einem rapiden Abfall auf dem deutschen Markt für IT-Dienstleistungen kam, hat dieser Aufwärtstrend lange auf sich warten lassen. Denn obwohl bereits 2006 ein Konjunkturaufschwung zu verzeichnen war, konnten Preissteigerungen kaum durchgesetzt werden.
Die Analysten von PAC gehen davon aus, dass sich nun die Preise auf dem Markt langsam erholen. Sie erwarten jedoch sehr unterschiedliche Auswirkungen. Denn wie sich gezeigt hat, hängt die Entwicklung der Tagessätze von zahlreichen Faktoren ab.
Auf die Qualifizierung kommt es an
So unterliegt der IT-Markt einem stetigen Wechsel. Neue Themen gewinnen immer mehr an Bedeutung. Das führt dazu, dass sich die Anforderungen an IT-ler immer wieder ändern. Die zahlreichen gesetzlichen Änderungen wie Compliance-Richtlinien oder neue Technologien erfordern ein zunehmend spezielleres Know-how von den Fachkräften. Deshalb wird eine Qualifizierung immer wichtiger.
Allerdings ist bei vielen Themen die Anzahl der Spezialisten sehr begrenzt. Aber genau diese Experten suchen die Unternehmen momentan. Hoch qualifizierte Fachkräfte können deshalb eher höhere Preise durchsetzen als gering qualifizierte.
Aber auch die geringer qualifizierten IT-Experten bekommen mehr, erwartet PAC. Allerdings wird der Preisanstieg unter dem Durchschnitt liegen, da die Nachfrage nach diesen Kräften auch durch Near- und Offshore-Ressourcen abgedeckt wird.
Berufserfahrung entscheidet über Tagessatz
Die Qualifizierung ist aber nicht das einzige Kriterium für einen höheren Tagessatz. Entscheidend ist auch die Berufserfahrung. Ausgelöst durch den Crash 2001 haben die Unternehmen nur sehr wenig Kapital in die Ausbildung von Junior-Beratern gesteckt. Das rächt sich heute in Form eines Fachkräftemangels, der von allen Seiten beklagt wird.
Mittlerweile ist es so, dass sich die wenigen erfahrenen Fachkräfte einer steigenden Nachfrage gegenübersehen. Da ihr Know-how jetzt immer dringender gesucht wird, haben sie eine ausgezeichnete Verhandlungsbasis beim Aushandeln ihrer Tagessätze.
SAP-Spezialisten mit den höchsten Preisen
Gewinner werden vor allem SAP-Spezialisten sein. Mit der Umstellung auf das neue SAP ERP-Release steigt auch die Nachfrage nach hoch qualifizierten Spezialisten in diesem Bereich. Diese werden überdurchschnittliche Preise am Markt durchsetzen können. Deshalb ist generell mit stärker steigenden Kosten im SAP-Umfeld zu rechnen.
Auf der anderen Seite werden die Preise im Commodity-Umfeld unter dem Marktdurchschnitt steigen. Leistungen in diesem Segment werden vermehrt von Offshore-Ressourcen übernommen. Die sind wenigstens momentan noch günstiger.
PAC veröffentlichte seine Erkenntnisse in den zwei Spotlights "Onsite Prices Infrastructure-Related Services Germany" und "Onsite Prices Application-Related Services Germany". Diese Kurzstudien erläutern die zukünftige Entwicklung der Tagessätze auf dem deutschen Markt und legen dar, vor welchen Herausforderungen und Chancen Software-Unternehmen und IT-Dienstleister stehen.