Die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen allzu oft. Wer zwischen diesen Polen kein inneres Gleichgewicht findet, büßt unweigerlich an Lebensqualität ein.
Aus dem Schwabenland kommt dazu nun eine beruhigende Meldung: IT-Freiberufler meistern diesen Spagat in großer Mehrzahl besser als gedacht. Das fand der Reutlinger Projektdienstleister Solcom in einer Studie heraus.
Das Dasein als freischaffender IT-Profi ist in jedem Fall arbeitsintensiv, keine Frage. Die klassische 40-Stunden-Woche können sich lediglich knapp acht Prozent der Befragten erlauben. Zwei Drittel arbeiten in der Woche bis zu 50 Stunden, ein gutes Viertel mehr als das. Die To-Do-List dürfte also kaum einmal wirklich abgearbeitet sein. Aber trotz des Pensums gelingt es den meisten Freiberuflern, auch das Privatleben zu seinem Recht kommen zu lassen.
46 Prozent berichten über ein aus ihrer Sicht ausgewogenes Verhältnis zwischen Beruf und Privatleben. Ein Fünftel schafft nach eigenem Bekunden diesen Balanceakt nicht. Beim Rest schwankt die Work-Life-Balance. Phasen, in denen beides wie gewünscht kombinierbar ist, wechseln mit Perioden, in der der Arbeitsstress andere Bedürfnisse in den Hintergrund drängt.
Im Fall der befragten IT-Experten dürften diese erfreulichen Ergebnisse daran liegen, dass die freie Tätigkeit wohl fast durch die Bank ein selbst gewähltes Schicksal ist. Anders wäre kaum zu erklären, dass 35 Prozent ihr freiberufliches Dasein als positiv und 63 Prozent sogar als sehr positiv empfinden. Unzufrieden sind nicht einmal zwei Prozent.
Alles in allem eine beneidenswerte Berufsgruppe, die Arbeit und Freizeit an selbst gesteckten Werten orientiert. Solcom fragte auch diese ab. Dass 65 Prozent nach Erfolg und Anerkennung streben, erscheint als gängiger gesellschaftlicher Durchschnitt. Doch alles in allem setzen die IT-Freiberufler andere Prioritäten.
Über 80 Prozent geben Selbstbestimmung als für sie wichtigen Wert an. Drei Viertel der Befragten nennen Familie und Partnerschaft als Eckpfeiler ihres Lebens, um die sie sich entsprechend kümmern wollen.
46 Prozent sind Freundschaften besonders wichtig, 42 Prozent achten sehr auf genügend Zeit für Urlaub und Freizeit. Spaß und Freude geben 38 Prozent als zentrale Werte an, Luxus und Geld 35 Prozent. 27 Prozent nehmen sich bewusst Zeit dafür, ihre Gesundheit zu fördern.
Organisation und Reisen bereiten Stress
Einige Hemmnisse behindern das Streben nach Balance dennoch. Immerhin plagen sich IT-Profis nicht mit einem Problem, über das viele andere Berufstätige klagen: die ständige elektronische Erreichbarkeit. Nur eine verschwindende Minderheit von knapp acht Prozent leidet darunter. E-Mails, Handy-Telefonate und Web-Kommunikation werden offenbar mit links erledigt.
Stress verursachen hingegen der administrative Aufwand einer freien Tätigkeit (58 Prozent), häufige Reisen (53 Prozent), Vorgaben der Kunden (46 Prozent), Wettbewerbsdruck (42 Prozent) und allgemein die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen (31 Prozent).
Mobile Arbeit und Telearbeit sind Vorteile
Als förderliche Faktoren für ein ausgewogenes Leben als Freiberufler geben 85 Prozent der Befragten die Möglichkeiten von mobiler Arbeit und Telearbeit an. 54 Prozent genießen die flexiblen Arbeitszeiten. Die Hälfte freut sich darüber, durch Arbeit daheim oder in Wohnungsnähe Zeit zu sparen. Fitnessangebote und Kinderbetreuung erleichtern ebenfalls das Erreichen der eigenen Ziele, wie ein Viertel der Befragten bestätigt.
Solcom befragte für die Marktstudie „Leben und Arbeit im (Un)Gleichgewicht“ Abonnenten des hauseigenen Online-Magazins.