Fast vier von fünf IT-Verantwortlichen befürchten, durch den Trend "Bring your own Device" (ByoD) die Kontrolle über ihre Client-Landschaft zu verlieren. Ein Viertel stuft diese Gefahr sogar als "sehr groß" ein. Das hat eine exklusive Umfrage der Computerwoche ergeben. Anfang April haben sich im Rahmen einer Online-Befragung fast 150 CIOs, IT-Leiter, Administratoren sowie Support- und Sicherheitsverantwortliche dazu geäußert, wie sie die aktuellen Trends rund um die wachsende Consumerization der Unternehmens-IT und ByoD einschätzen und deren Folgen beurteilen.
Grundsätzlich überwiegt in den IT-Abteilungen die Skepsis, was die Nutzung privater Geräte wie Smartphones und Tablets in den Unternehmen anbelangt. Über 90 Prozent der Befragten gaben an, mit einer zunehmenden Zahl an persönlichen Devices erhöhe sich der Aufwand für das Client-Management und den Support. Jeder zweite IT-Verantwortliche charakterisierte die damit verbundenen Aufgaben als viel oder sogar sehr viel schwieriger.
Ein ähnliches Bild ergab die Frage nach den Folgen für die IT-Sicherheit in den Unternehmen. Neun von zehn Umfrageteilnehmern sagten, die IT-Sicherheit werde leiden, wenn die Client-Landschaften im Zuge von ByoD zunehmend heterogener werden. Dar-über hinaus bezeichneten fast drei Viertel der IT-Experten die Aufgabe, Smartphones, Tablets und andere private Geräte in die Unternehmens-IT einzubinden, als komplex.
ByoD untergräbt CIO-Prioritäten
Die Umfrage zeigt also, dass ByoD den klassischen Prioritäten eines IT-Verantwortlichen zuwiderläuft. Gefragt, welche Herausforderungen im IT-Alltag derzeit am drängendsten sind, nannten über 70 Prozent Themen rund um Standardisierung, Konsolidierung und Integration. Im Ranking der wichtigsten Aufgaben steht dieser Themenkomplex weit vorne - gefolgt von der Sicherheit, die 62 Prozent der befragten IT-Verantwortlichen ähnlich wichtig einstuften. Angesichts dieser Einschätzungen verwundert es nicht, dass die IT-Abteilungen die Entwicklungen rund um das Einsickern privater Devices mit Sorge beobachten.
In Sachen Standardisierung haben die Unternehmen noch einige Hausaufgaben zu erledigen. 45 Prozent der Befragten charakterisierten ihre eigene Client-Landschaft als heterogen. Um einem weiteren Wildwuchs auf Client-Seite entgegenzuwirken, handhaben die meisten Firmen die Nutzung persönlicher Devices eher restriktiv.
Rund sechs von zehn IT-Managern erklärten, ihr Unternehmen verbiete den Einsatz von privaten Geräten. Das eigene Smartphone oder den eigenen Tablet-PC in der Firma zumindest teilweise zu nutzen, erlauben 35 Prozent der Unternehmen. Doch nicht einmal jede zwanzigste Firma unterstützt den Gebrauch persönlicher IT-Devices aktiv.
iPad & iPhone sollen draußen bleiben
Daran dürfte sich so schnell auch nichts ändern. Über 55 Prozent der befragten IT-Verantwortlichen gaben an, ihr Unternehmen verfolge keine Pläne, iPads, iPhones und ähnliche Geräte der Mitarbeiter in die IT-Strategie des Unternehmens zu integrieren. Ein weiteres Viertel der Auskunftgeber erklärte jedoch, dass über das Thema firmenintern zumindest diskutiert werde. Immerhin scheinen sich die Verantwortlichen in den Firmen mit ByoD zu beschäftigen.
Fast die Hälfte hat eine Policy, wie die Mitarbeiter mit persönlichen Devices innerhalb des Unternehmens umzugehen haben. Ein weiteres Viertel der befragten Firmen denkt über entsprechende Verhaltensregeln nach beziehungsweise plant, solche Vorgaben einzuführen. In den übrigen Unternehmen gibt es bislang noch keine entsprechenden Regularien.
Das Gros der befragten IT-Verantwortlichen sieht derzeit offenkundig kaum Vorteile darin, dem Trend in Richtung ByoD zu folgen. Zwar glauben zwei Drittel, dass die Einbindung persönlicher Geräte der Anwenderzufriedenheit sowie der IT-Akzeptanz zuträglich wäre. Verbessernde Auswirkungen auf die Produktivität sieht man dagegen kaum.
30 Prozent der Befragten erklärten, die Mitarbeiter seien mit ihren privaten Devices produktiver. Demgegenüber sehen jedoch 27 Prozent keine Auswirkungen - weder im Positiven noch im Negativen. Weitere 27 Prozent der IT-Manager gaben an, die Produktivität entwickle sich zum Schlechteren, würde man persönliche Geräte zulassen. 16 Prozent wollten sich dazu kein Urteil erlauben.
Schlecht beurteilen die IT-Manager die Unterstützung der IT-Hersteller, wenn es darum geht, sich auf ByoD einzustellen. Die dafür zur Verfügung stehenden Werkzeuge benoten über 40 Prozent nur mit Ausreichend und schlechter. Ein Sehr gut beziehungsweise Gut geben gerade einmal 13 Prozent. Grundsätzlich fühlt sich über ein Drittel der Befragten ungenügend in der Verwaltung der Geräte unterstützt.
Keine Notwendigkeit für ByoD
Insgesamt sehen die Unternehmen durchaus Bedarf, sich mit dem Thema ByoD zu beschäftigen, allerdings nicht die Notwendigkeit, ByoD zuzulassen. Dazu fehlt offenbar der Druck seitens der Anwender. Über drei Viertel der IT-Manager bezeichneten das Drängen der Mitarbeiter, ihre Geräte in die Firmen-IT einzulassen, als relativ schwach.
Doch das kann daran liegen, dass viele Privatgeräte längst an der IT vorbei ihren Weg ins Unternehmen finden. Vor diesem Hintergrund meinen fast 40 Prozent der befragten IT-Verantwortlichen, dass sich ByoD in ihrem Unternehmen nicht durchsetzen werde. Fragt man jedoch, ob sich der Trend grundsätzlich ausbreiten werde, sinkt der Anteil derer, die dies verneinen, auf unter 30 Prozent. Ganz so sicher scheint man sich also nicht zu sein. (Computerwoche)