Alarm in Krankenhäusern

IT-Investitionen finden nicht mehr statt

12.02.2013 von Hartmut  Wiehr
Kein Geld für IT-Investitionen und Personal. Das Gesundheitssystem ist so gut wie pleite. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) ruft zum Protest auf.

Ärzte und Krankenhausleiter gehen nicht so schnell auf die Straße. Das widerspricht ihrer gesellschaftlichen Position und ihrem medizinischen Ethos. Doch nun scheint ihr Geduldsfaden gerissen zu sein. Der Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Alfred Dänzer, erklärt: "Fortgesetzte Kürzungen durch die Politik, Preisbegrenzungen, Energie- und Sachkostensteigerungen und massive Tariferhöhungen bringen immer mehr Krankenhäuser in wirtschaftlich bedrohliche Lagen und gefährden die Patientenversorgung." Wenn es immer mehr Krankenhäusern schlecht gehe, sei das ein Problem von nationaler Tragweite.

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) will die Bevölkerung über die katastrophale Finanzsituation der Kliniken aufklären. Notwendige Investitionen, auch in die IT, finden nicht mehr statt.
Foto: Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG)

"Die Krankenhäuser brauchen Hilfe", heißt es deshalb bei der DKG. Am Berliner Hauptbahnhof hat sie jetzt eine Plakataktion in unmittelbarer Nähe des Regierungsviertels gestartet, um Einfluss auf die Bundesregierung und deren Entscheidungen zu nehmen. Die Kampagne läuft unter dem Titel "Wir alle sind das Krankenhaus". In weiteren großen Städten der Bundesrepublik soll die Aktion fortgesetzt werden.

Eine "faire Krankenhausfinanzierung" solle auch in Zukunft dafür sorgen, dass die Kliniken ihre gesellschaftlichen Aufgaben erfüllen können. Dazu gehören auch Investitionen in das Fachpersonal und insbesondere in die IT-Ausstattung, die in fast allen Krankenhäusern weit hinter den modernen Standards hinterherhinkt.

Dauerhaft unterfinanziert

Die Gesellschaft braucht laut DKG "gesunde Kliniken". Die Patienten hätten zwar hohes Vertrauen in die 2045 Krankenhäuser in Deutschland, doch seien diese – trotz Milliardenüberschüssen bei den Krankenkassen – dauerhaft unterfinanziert. Die Kampagne "Wir alle sind das Krankenhaus – faire Krankenhausfinanzierung" sei deshalb als ein Aufruf zur öffentlichen Diskussion zu verstehen, um endlich Reformen im Sinne eines funktionierenden Gesundheitswesens in Gang zu setzen."

"Wir müssen dringend einen Denkprozess in Gang setzen, damit die Fakten und Realitäten in unseren Kliniken von der Politik sachgerecht wahrgenommen werden", sagt DKG-Präsident Dänzer.

Jede dritte Klinik schreibt rote Zahlen

Kampagnenstart „Wir alle sind das Krankenhaus“ am 4. Februar 2013 mit Alfred Dänzer und Georg Baum von der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG).
Foto: Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG)

Laut einer aktuellen Umfrage des Deutschen Krankenhausinstituts schrieb bereits 2011 jede dritte Klinik rote Zahlen. Gehe das so weiter, sei bald jede zweite Klinik betroffen. Die Zukunftserwartungen der Krankenhäuser für 2013 fielen demnach pessimistisch aus. Dänzer führt aus: "40 Prozent der Krankenhäuser erwarten eine Verschlechterung ihrer wirtschaftlichen Situation." Gleichzeitig lege die Politik den Kliniken über neue Gesetze immer höhere Anforderungen auf, ohne ihre Finanzierung zu sichern.

Die Kosten der Krankenhäuser seien seit Jahren schneller als die Vergütungen gestiegen. Für das aktuelle Jahr 2013 gebe die Koalition von CDU/CSU und FDP den Kliniken einen Zuwachs der Vergütungen per Gesetz von unter 2 Prozent vor – bei Gesamtkosten der Häuser von 4 Prozent und mehr. Diese immer weiter "auseinanderklaffende Kosten-Erlös-Schere" werde die Kliniken in eine immer stärkere finanzielle Bedrängnis bringen.

Gesetzliche Kürzungen im Gesundheitswesen verschärften das Problem zusätzlich. DKG-Präsident Dänzer bilanziert: "Der stationäre Sektor könnte besser dastehen, wenn die Koalition den Kliniken nicht für die Jahre 2011 bis 2014 rund 2,1 Milliarden Euro entziehen würde."

Schlechte Signale für die IT-Industrie

Da bleibt kein oder wenig Spielraum für notwendige Investitionen in Personal und IT-Ausstattung. Die negativen Folgen für viele IT-Hersteller, die sich viel von der Healthcare-IT erwartet haben, sind absehbar. Die Krise, in der sich schon jetzt einige Branchengrößen befinden, wird sich verstärken. Namen muss man da gar nicht nennen.