IT-Investitionen

IT kann ihren Wertbeitrag nicht messen

04.09.2009 von Thomas Pelkmann
Zwar halten die meisten Unternehmen ihre IT für wertschöpfend. Worin dieser Beitrag besteht, können aber die wenigsten konkret benennen.

Die gute Nachricht: Unternehmen aus der ganzen Welt halten Investitionen in ihre Informationstechnik für Wert schöpfend. Die schlechte folgt auf dem Fuße: Die Hälfte von 1217 befragten Informatikfachleuten aus neun Ländern gibt an, dass der tatsächliche Wert nur zum Teil auch gemessen werde. Eins von zehn Unternehmen hat der Umfrage zufolge gar überhaupt keinen Wertmaßstab für die Beurteilung der IT.

Noch dramatischer sind die Zahlen aus Deutschland: Hier gaben sogar 18 Prozent der Befragten an, dass man nicht mit einem Wertschöpfungsanteil der IT rechne.

Gefragt hatte der Berufsverband ISACA, der weltweit 86.000 Fachleute aus den Bereichen IT-Governance, IT-Sicherheit und IT-Versicherung vertritt.

Gut die Hälfte der Teilnehmer (in Deutschland sogar 56 Prozent) geht davon aus, zwischen 50 und 74 Prozent des zu erwartenden Wertbeitrags aus IT-Investitionen zu erzielen. 17 Prozent rechnen gar mit einem Anteil zwischen 75 und 100 Prozent. Interessanterweise fällt diese Anteilannahme in Deutschland mit gerade einmal sieben Prozent signifikant kleiner aus.

Unternehmen brauchen einen genauen Wertmaßstab

John Thorp gibt mit seiner Val-IT-Entwicklungsgruppe bei ISACA Anwendern konkrete Hilfestellung für das Berechnen von Wertbeiträgen. Angesichts dieser Umfrageergebnisse fragt sich Thorp zu Recht, auf welcher Grundlage Organisationen ihrer Ausgabenentscheidungen träfen.

"Unternehmen, die keinen genauen Wertmaßstab haben, können unmöglich feststellen, welche Investitionen sich lohnen und welche gekürzt werden müssen", so Thorp. "Infolgedessen verpassen viele Firmen neue wirtschaftliche Möglichkeiten und verfolgen eventuell sogar erfolglose Investitionen weiter."

In den meisten Unternehmen sind der CIO (44 Prozent) oder der IT-Leiter (14 Prozent) dafür verantwortlich, den Wert von IT-Investitionen wenn nicht zu messen, dann doch wenigstens zu schätzen. Board, CEO und CFO halten sich da mit einem Anteil von insgesamt 29 Prozent vornehm zurück. Immerhin neun Prozent der Befragten gaben an, dass in ihrem Unternehmen dafür schlicht niemand zuständig sei.

Aus Sicht der ISACA geht beides nicht: "Die Verantwortlichkeit für die Wertschöpfung aus solchen Investitionen", fordert John Thorp, "sollte bei der Direktion und beim CEO liegen und nicht an den CIO abgeschoben werden."

Jenseits konkreter Messungen des Erfolgs von IT-Investitionen beurteilen die Befragten mehrheitlich (35 Prozent) einen verbesserten Kundenservice als größten Nutzen solcher Projekte. Knapp 30 Prozent stellen reduzierte Kosten als Benefit fest, weil sich Produktivität oder Effizienz erhöhen ließen, gefolgt von besseren oder neuen Services (17 Prozent) und verbesserter Business Intelligence (15 Prozent).

IT-Entscheidungen beruhen auf Gefühl - nicht auf Tatsachen

Aber auch das kritisiert Thorp: "Die Umfrage deutet an, dass die meisten Entscheidungen in Bezug auf Werthaltigkeit im IT-Bereich subjektiv sind und nur zu oft auf eigenen Wahrnehmungen und Gefühlen statt auf Tatsachen beruhen".

Allerdings würden Organisationen solchen Aussagen zum Trotz kaum den vollen Wert aus ihren IT-Investitionen herausholen, solange sie keine wirksamen Wertmanagementmethoden einführten.