Fresenius-CIO Ingo Elfering

IT-Management in tückischem Gewässer

24.11.2022 von Jens Dose
Der IT-Chef des Gesundheitskonzerns steuert seine Teams durch Stromschnellen zwischen langfristiger Strategieplanung und wechselnden Marktanforderungen.
Ingo Elfering, CIO der Fresenius Group: "Für den Konzern ist das viel IT-Change in kurzer Zeit."
Foto: Fresenius

"Die Transformation der Fresenius-IT lässt sich mit Wildwasser-Rafting vergleichen," sagt Ingo Elfering, CIO der Fresenius-Gruppe. Sein Team wolle an einem bestimmten Punkt stromabwärts ankommen. Aber an jeder Flussbiegung müsse es kurzfristig neu entscheiden, wie man am besten dort hingelangt.

Elfering will die IT des Konzerns strategisch neu ausrichten. Zu den Herausforderungen zählt, dass viel heterogene Legacy-IT über die Jahre gewachsen oder durch Zukäufe angegliedert wurde. Die breit gefächerten Geschäftsfelder des Gesundheitskonzerns haben unterschiedliche Anforderungen. Zudem will der CIO die vier verschiedenen Unternehmensbereiche der Gruppe in einem Plattform-Ansatz global verbinden.

Basisarbeit

Als er Mitte 2020 die neu geschaffene Stelle als Group-CIO übernahm, war die Fresenius-IT zum Teil nicht mehr auf dem neuesten Stand. Seine Aufgabe bestand darin, ein neues, zukunftsfähiges IT-Zielbild zu erarbeiten und umzusetzen. "Dabei haben wir darauf geachtet, dieses Bild an die veränderten Anforderungen und Digitalisierungsschübe durch Corona anzupassen, anstatt stumpf etwas zu implementieren, das vielleicht vor zwei Jahren aktuell war," sagt er.

Der erste Schritt im Oktober 2021 war der Umbau des IT-Services-Providers Fresenius Digital Technology (FDT, ehem. Fresenius Netcare) zu einer Konzern-IT für die gesamte Gruppe. Sie soll zentral IT für alle Gesellschaften bereitstellen und neue Dienste in Bereichen wie Data Analytics, Künstliche Intelligenz oder Internet of Things entwickeln.

DAX 40 CIOs
Andreas Hubert, Adidas
Andreas Hubert ist seit Februar 2021 Group CIO von Adidas.
Catherine Justin, Airbus
Seit März 2020 hat Catherine Jestin den CIO-Posten bei Airbus SE inne. Im Juli 2021 wurde sie zudem zum Executive Vice President Digital and Information Management berufen.
Olav Spiegel, Allianz
Seit 1. November 2023 hat der Versicherungskonzern Allianz mit Olav Spiegel einen neuen Group Chief Information Officer an Bord. Er folgt auf Ralf Schneider.
BASF
Nachdem Stefan Beck zum SVP Digitalization of Workspace and Collaboration aufgestiegen ist, wird BASF die Rolle des Chief Information Officer (CIO) nicht weiter beibehalten.
Bijoy Sagar, Bayer
Mit Bijoy Sagar hat Bayer zum 1. Juni 2020 einen Leiter IT und Digitale Transformation ins Unternehmen geholt. Er soll die Digitalisierung des Pharmakonzerns vorantreiben und die begonnene Neuaufstellung der IT ans Ziel führen. Sagar wird an den Finanzvorstand Wolfgang Nickl berichten.
Annette Hamann, Beiersdorf AG
Annette Hamann ist CIO und Managing Director BSS IT bei der Hamburger Beiersdorf AG.
Alexander Buresch, BMW
Der Nachfolger von Klaus Straub im Amt des CIO der BMW Group heißt Alexander Buresch. Der Wirtschaftswissenschaftler ist seit mehr als 20 Jahren für tätig und war zuletzt Vice President Corporate Strategy and Planning. Intern wird erwartet, dass Buresch die von Klaus Straub verfolgte IT-Strategie fortführt.
Stefan Haverkock, Brenntag
Stefan Haverkock ist seit Januar 2019 VP IT Corporate & EMEA beim Chemiedistributor Brenntag. Er wechselte 2016 in das Unternehmen, nachdem er sieben Jahre bei Baustoffhersteller Knauf in verschiedenen leitenden IT-Positionen gearbeitet hatte. Haverkock berichtet an den CEO des Unternehmens.
Heiko Burdack, Commerzbank
Der CIO der Signal Iduna Gruppe, Heiko Burdack, wechselte zum 1. Februar 2023 als Chief Technology Officer zur Commerzbank. mehr erfahren
Walter Grüner, Covestro
Walter Grüner ist seit Mai 2019 Head of Information Technology beim Chemieunternehmen Covestro in Leverkusen. Zuvor war Grüner seit 2013 als Group CIO bei der KION Group AG tätig, einem Anbieter von Gabelstapler und Lagertechnik.
Marcus Claesson, Daimler Truck
Marcus Claesson ist CIO bei Daimler Truck. Er berichtet an den Vorstand für Finanzen und Controlling, Jochen Goetz. Darüber hinaus verantwortet Marcus Claesson die Connectivity Services innerhalb der Daimler Truck AG. Er ist seit 2017 im Unternehmen. Zuvor war Claesson CIO bei Electrolux AB.
Claesson, Daimler Truck AG
Seit der Aufspaltung von Daimler in Mercedes-Benz und Daimler Truck ist Marcus Claesson CIO der Nutzfahrzeug-Sparte Daimler Truck AG. Er ist seit 2017 im Konzern und bekleidete verschiedene lT-Führungspositionen.
Bernd Leukert, Deutsche Bank
Bernd Leukert wurde am 1. Januar 2020 Vorstand für Technologie, Daten und Innovation der Deutschen Bank. Von 2014 bis 2019 war Leukert Technikvorstand bei SAP, wo er 1994 seine Karriere begann.
Christoph Böhm, Deutsche Börse
Neuer CIO und COO der Deutsche Börse AG wird im November 2018 Christoph Böhm. Er kommt von der SAP AG, wo er als Senior Vice President, Global Cloud Services, arbeitet. Der promovierte Elektroingenieur Böhm war von April 2011 bis Oktober 2014 CIO bei Vodafone. Er kam damals als CEO von der Active Billing GmbH & Co. KG, einer Tochtergesellschaft der Deutschen Telekom. Davor arbeitete er in führenden Positionen bei der Signal Iduna-Gruppe, der Deutschen Post AG und AT&T.
Bernd Gemein, Deutsche Post
Seit September 2018 ist Bernd Gemein CIO für den Unternehmensbereich Post, E-Commerce, Parcel (PeP) bei der Deutschen Post DHL. Gemein berichtet an PeP-COO Tobias Meyer. Zu seinen wichtigsten anstehenden Aufgaben sagte Gemein, derzeit sei vor allem wichtig, eine positive Ergebnisentwicklung in den Jahren 2019 und 2020 sicherzustellen. Dazu gehöre die weitere Verbesserung der Produktivität und der indirekten Kosten sowie des Ertragsmanagements im Post- und Paketgeschäft.
Peter Leukert, Deutsche Telekom
Sprecher der Geschäftsführung der Deutsche Telekom IT GmbH und damit neuer CIO wird ab Januar 2017 Peter Leukert. Leukert wechselt von Motive Partners – einem Fintech Start-up, das er selbst mit gegründet hat. Zuvor war Leukert CIO der Commerzbank und von NYSE Euronext. 2011 wurde er zum „CIO des Jahres“ gewählt.
Sebastian Weber, E.ON
Seit 1. Juli 2021 verantwortet Sebastian Weber als CTO bei Eon den IT-Betrieb. Er soll auch die digitalen Plattformen des Konzerns ausbauen. Zudem hat er gemeinsam mit Christopher d'Arcy in einer Doppelspitze die Geschäftsführung der IT-Tochter Eon Digital Technology GmbH übernommen. Beide berichten direkt an Digitalvorständin Victoria Ossadnik.
Ingo Elfering, Fresenius Gruppe
Seit Juli 2020 besetzt Ingo Elfering den neu geschaffenen CIO-Posten bei der Fresenius Gruppe. Der gelernte Wirtschaftsinformatiker soll die globalen IT-Aktivitäten des Konzerns koordinieren und weiterentwickeln. Zudem übernimmt er die Leitung der IT-Dienstleistungstochter Fresenius Digital Technology. Elfering berichtet an Finanzvorstand Rachel Empey.
Jürgen Stoffel, Hannover Rück
Jürgen Stoffel ist CIO beim weltweit drittgrößten Rückversicherer. Der bisherige CIO Fuchs ging 2014 in den Ruhestand. mehr erfahren
Dennis Lentz, HeidelbergCement
Seit Januar 2017 ist Dennis Lentz neuer Director Group IT/CIO beim Baustoffkonzern HeidelbergCement AG. Zuvor war er unter anderem Project Leader bei der Unternehmensberatung Boston Consulting und Project Leader und Leiter Supply Chain Management in Deutschland bei der HeidelbergCement AG. Er ist Nachfolger von Wolfgang Standhaft.
Michael Nilles, Henkel
Henkel hat Michael Nilles am 1. Oktober 2019 zum Chief Digital and Information Officer (CDIO) ernannt. Er berichtet direkt an Carsten Knobel, CEO von Henkel. In seiner Position ist Nilles für die Bereiche Digital, IT, Geschäftsprozessmanagement und Corporate Venture Capital verantwortlich.
Harsha Deshmukh, Infineon
Seit dem 1. Dezember 2021 ist Harsha Deshmukh CIO bei Infineon. Der IT-Chef kommt aus den eigenen Reihen. Er soll unter anderem die IT-Landschaft weiterentwickeln und die Kundenansprache verbessern.
Katrin Lehmann, Mercedes-Benz
Als CIO der Mercedes-Benz Group AG und der Mercedes-Benz AG verantwortet Katrin Lehmann die globale IT für alle Geschäftsbereiche, Marken und Märkte und berichtet direkt an den CEO.
Alessandro de Luca, Merck Group
Alessandro de Luca war bisher Interims-Group CIO beim Pharmakonzern Merck. Der Konzern hat sich entschieden, de Luca dauerhaft in dieser Position zu beschäftigen.
Lutz Seidenfaden, MTU Aero Engines
Lutz Seidenfaden ist seit Juni 2020 CIO (SVP Information Technology) beim Münchner Treibwerk-Hersteller MTU Aero Engines. Seidenfaden kommt von Industrieunternehmen Festo, wo er zuletzt die Stelle des Head of IT Services besetzte. Seine Vorgängerin Pamela Herget-Wehlitz wechselte zur Personalberatung JBH-Herget als Managing Partner.
Robert Johnson, Munich Re
Robin Johnson ist seit April 2017 CIO beim Münchener Rückversicherer Munich Re. Er übernahm damit als Nachfolger von Rainer Janßen die Leitung des Zentralbereichs Information Technology. Zuvor arbeitete Johnson als CIO bei Maersk Line und Head of Maersk Group Infrastructure Services in Kopenhagen. Vor seinem Wechsel zu Maersk arbeitete Johnson von 2008 bis 2012 als Global CIO beim US-Computerhersteller Dell in Austin, Texas.
Mattias Ulbrich, Porsche
Mattias Ulbrich hat seit 1. September 2018 den CIO-Posten beim Automobilbauer Porsche inne. Seit 2019 ist er zudem Geschäftsführer der IT-Tochter Porsche Digital. Davor hatte der Manager verschiedene leitende IT-Positionen bei Audi, Volkswagen und Seat inne.
Johannes Lattwein, Porsche Automobil Holding SE
Johannes Lattwein ist seit Februar 2022 Mitglied des Vorstands der Porsche Automobil Holding SE und zuständig für Finanzen und IT.
Stephan Hützen, Qiagen
Stephan Hützen ist Vice President Global IT bei Qiagen. Das Unternehmen bietet Probenvorbereitungs- und Testtechnologien für die molekulare Diagnostik, akademische Forschung, pharmazeutische Industrie und angewandte Testverfahren an.
Christian Niederhagemann, Rheinmetall
Die Geschäfte der Rheinmetall IT Solutions GmbH werden seit September 2024 durch Christian Niederhagemann (CIO) geführt.
Edgar Aschenbrenner, RWE
CIO bei RWE ist Edgar Aschenbrenner. Der IT-Leiter kommt von E.ON.
Florian Roth, SAP
Florian Roth ist seit Januar 2019 Chief Digital und Information Officer der SAP SE in Walldorf und berichtet direkt an Sabine Bendiek, Chief People & Operating Officer und Mitglied des SAP Vorstandes. In seiner Funktion als Chief Digital und Information Officer (CDIO) vertritt er die Intelligent Enterprise Solutions (IES) Organisation als Trusted Advisor und ist verantwortlich für die IT-Strategie und deren Umsetzung. Roth ist seit 2005 bei SAP tätig und hatte vor seiner jetzigen Funktion verschiedene Führungspositionen in den Bereichen Finanzen, Service und Support sowie Global Business Operations inne.
Torsten Müller, Sartorius
Seit November 2018 ist Torsten Müller Head of Information Technology (CIO) beim Pharma- und Laborzulieferer Sartorius AG mit Sitz in Göttingen. Zuvor war er Chief Digital Officer und Chief Information Officer sowie Mitglied der Geschäftsleitung der Versicherung Helvetia Deutschland in Frankfurt.
Hanna Hennig, Siemens
Hanna Hennig ist seit Januar 2020 CIO der Siemens AG. Sie kommt von Osram. Beim Lichtkonzern war Sie seit Juli 2018 CIO. Davor arbeitete Sie bei E.ON. Dort war sie seit Dezember 2013 als Geschäftsführerin der E.ON Business Services GmbH in München für die weltweite Versorgung von IT-Dienstleistungen der E.ON und Uniper Gruppe verantwortlich.
Kian Mossanen, Siemens Energy
Siemens Energy: Kian Mossanen hat 2020 die IT-Leitung der neuen Energie-Tochter des Siemens-Konzerns übernommen.
Stefan Henkel, Siemens Healthineers
Stefan Henkel ist seit 2016 Head of IT von Siemens Healthineers. Der Manager ist bereits seit 1996 im Siemens-Konzern tätig und hatte zuvor diverse IT-Führungspositionen bei Siemens und Siemens Healthcare inne.
Stefan Tittel, Symrise
Stefan Tittel ist seit 2018 CIO und Corporate Vice President Group IT von Kosmetikhersteller Symrise. Davor hatte er die CIO-Posten beim dänischen Elektronikhersteller NKT und dem Logistikunternehmen CWS inne.
Hauke Stars, Volkswagen
Im Konzernvorstand von Volkswagen hat Hauke Stars im Februar 2022 das Ressort IT und Organisation übernommen.
Karsten Rech, Vonovia
Karsten Rech ist seit 2015 CIO und Process Office des Wohnungskonzerns Vonovia SE. Seit 2005 war er CIO der Deutsche Annington. Rech sammelte Erfahrung als Geschäftsführer und Aufsichtsrat diverser Tochtergesellschaften. Seine Schwerpunkte liegen im IT-Management, der Geschäftsprozessoptimierung und der Post Merger Integration. Der CIO studierte von 1986 bis 1990 Informatik und Betriebswirtschaftslehre im Saarland und promovierte 1994 als Dr.-Ing. mit einer Arbeit zum Thema "Informationsverarbeitung in der Produktionslogistik“.
Meg Greenhouse, Zalando
Meg Greenhouse ist SVP Zalando Technology Foundation und verantwortet die IT-Infrastruktur des Unternehmens. Dazu gehören unter anderem die Digital Workplace-Lösungen zur Verbesserung des Arbeitsalltages, Finanzlösungen, zentrale Datenplattformen und die Informationssicherheit aller virtuellen Vermögenswerte von Zalando. Meg Greenhouse startete im September 2017 als VP Corporate Technology bei Zalando.

Ende 2021 ist Fresenius zudem größere Partnerschaften mit SAP und Microsoft eingegangen. Mit dem Walldorfer Softwarehaus will der Gesundheitskonzern von SAP ECC 6 auf S/4HANA migrieren und mithilfe des RISE-Modells von SAP betreiben. Um Services aus den On-premises-Rechenzentren in die Cloud zu hieven, setzt Elfering auf das Azure-Angebot von Microsoft.

Verteilte Insellösungen will er dadurch zusammenführen und zu globalen Produkten und Plattformen weiterentwickeln. "Damit haben wir uns nicht nur organisatorisch, sondern auch inhaltlich und technisch auf neue Herausforderungen ausgerichtet. Das alles umzusetzen und die nötigen Skills aufzubauen, wird uns die nächsten zwei Jahre begleiten," so Elfering.

Daneben hat sich die IT-Abteilung mit Support-Aufgaben während der Coronakrise beschäftigt. ERP-Systeme in Lagerhäusern und modernisierte Logistikprozesse gingen live. Daten und Metriken zur Auslastung der Fresenius-Kliniken wurden online gestellt, um der veränderten Lage während der Pandemie Rechnung zu tragen.

Zwischen lokal und global

Im Rahmen der Neuorganisation überlegten sich die CIOs und IT-Manager der Gruppe, welche Teile der IT-Umgebung am besten lokal und welche zentral betrieben werden sollen. Elfering: "Für die Geschäftsfelder mit ihren unterschiedlichen Anforderungen eignen sich lokale Ansätze - ein Krankenhaus funktioniert anders als eine Generikafabrik. Dagegen laufen Services, die wir weltweit einsetzen, gebündelt besser." Letzteres treffe etwa auf Skalierungseffekte durch den Cloud-Einsatz zu, die in größerem Maßstab auch einen Hebel für das Business entwickeln.

Ob etwas lokal oder global gemanagt wird, hängt laut Elfering von den Zuständigkeiten ab: "Wir haben Leute in die jeweiligen Unternehmensbereiche verlagert, um lokal schneller Entscheidungen zu treffen, wenn etwas angepasst werden muss." Für Hospitäler der Helios Kliniken brauche es andere Skills als für Produktionsstraßen im Medizintechnik-Bereich. Die Logistik-SAP-Systeme für Hochregallagerung eines Fresenius-Kabi-Lagerhauses erfordern etwa lokales Know-how. Software für medizinische Pumpen in Dialysekliniken von Fresenius Medical Care, die sich über die Cloud weltweit steuern und over-the-air aktualisieren lassen, können dagegen global verwaltet werden.

Zu den anderen großen Projekten zählen etwa Tele-Health im Helios-Bereich, papierlose Anmeldung in den Krankenhäusern, elektronische Rezepte oder die elektronische Patientenakte. "Diese Vielfalt zeigt, dass wir nicht nur mit einer zentralistischen IT unterwegs sein können. Die Themen sind so weit gestreut, dass wir nicht Experte in allem sein können," so der CIO. Es brauche ein Team von Führungskräften, das sich jeweils auf die einzelnen Bereiche konzentriere und die nötigen Spezialkenntnisse mitbringe. Fresenius betreibt auf der ganzen Welt Kliniken sowie Produktions-, Logistik- und Verwaltungsstandorte, wo jeweils andere Vorgaben, Abrechnungssysteme oder Datenschutzregeln gelten.

Zudem soll sich die IT-Tochter von einer Servicegesellschaft hin zu einem Partner des Geschäfts entwickeln. "Wir wollen näher an das Business rücken und neue Themen gemeinschaftlich voranbringen," so der IT-Chef. Dazu werden die technisch orientierten Teams durch neue Kolleginnen und Kollegen ergänzt, die eher als Business-Partner agieren. Damit einher gehen neue, agile und kollaborative Arbeitsweisen.

Change mit der Zeit

Um den Change zu stemmen, hat Elfering in der IT-Tochter das Führungsteam verändert. "Für das Dienstleister-Setup waren andere Leadership-Qualifikationen notwendig als diejenigen, die nötig sind, um als Business-Partner auftreten zu können," so der CIO.

Es wurden neue Profile für Stellenausschreibungen erstellt, damit Neuzugänge besser in die neue Organisation passen. Elfering: "Das haben wir bewusst ganz am Anfang gemacht, damit sich das neue Team bilden und formen kann." Die Unternehmensbereiche verfahren genauso. Jedes hat einen eigenen CIO, der die Teams neu aufstellt.

Die Gruppe der CIOs arbeitet wiederum zusammen, um den Wandel im gesamten Unternehmen voranzutreiben. Dieses Team steuert auch die Übersetzung der Maßnahmen in die einzelnen Geschäftsbereiche. Dabei arbeiten die Business Units entweder in Eigenverantwortung oder die Gruppe nutzt eine globale Lösung - je nachdem, was schneller oder günstiger ist.

"Für den Konzern ist das viel IT-Change in kurzer Zeit. Aber das ist notwendig, um den Änderungen gerecht zu werden, die sich im Geschäft ergeben," sagt der IT-Chef. Die Pandemie erschwere das zusätzlich, da Kommunikation und Changemanagement darunter litten, wenn man mit den Leuten nicht immer vor Ort sein könne.

Daher erfordert der Wandel auch Geduld. Elfering: "Man kommt zwar zu demselben Ergebnis, aber die Change-Topics über die virtuelle Arbeitssituation zu vermitteln, braucht Zeit. Das muss man akzeptieren." Auf der Leadership-Ebene dauerten Vertrauensbildung und das gemeinsame Erarbeiten von Changes erheblich länger.

Dagegen habe die Produktivität in der IT nicht gelitten. Im Projekt- und Delivery-Geschäft wurde viel geschafft. Hilfreich seien hier flexible und Remote-Arbeitskonzepte, die es erlauben, auch Mitarbeiter außerhalb der Region um die Firmenstandorte einzustellen.

SAP zwischen Innovation und Stabilität

Fresenius ist gerade dabei, seine Umgebung auf das SAP RISE-Modell umzustellen. Das geschieht in Partnerschaft mit Microsoft für das Azure-Hosting. Das Projekt soll etwa 18 Monate dauern.

"Ich halte viel von Cloud-Computing als strategische Richtung, es passt gut für viele der Corporate-Systeme," so Elfering. Im Bereich Kundenmanagement und bei spezifischen medizinischen Projekten habe das Unternehmen bereits Lösungen von anderen SaaS-Anbietern im Einsatz.

Daneben steht der CIO vor der Frage, wie sich Fresenius funktional auf S/4 umstellt. Da der Konzern eine große und weit verzweigte SAP-Landschaft hat, wird das mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Wichtig dabei ist, die Balance zwischen Innovation und Stabilität zu finden. So betreibt Fresenius Systeme, die große und komplexe Logistikabläufe steuern. Auch die Finanzsysteme sind kompliziert aufgrund verschiedener Regularien an den Standorten und Produkte, die das Unternehmen verkauft.

Nur Greenfield klappt selten

Herauszufinden, für welche Prozesse sich eher ein Greenfield- oder Brownfield-Ansatz eignet, ist laut Elfering eine Lernkurve für viele Unternehmen: "Man wird nicht nur in einem Greenfield-Ansatz die komplette Landschaft ändern können." Zudem gebe es in den seltensten Fällen einen Business Case dafür.

Andererseits komme von reinem Brownfield keine Innovation. "Da hat man dasselbe wie vorher mit null Businesswert und 20 Jahre alten Prozessen. Drunter ist aber der Sportwagen-Motor, der viel mehr könnte," sagt der CIO.

Diese Balance müsse man mit dem Geschäft diskutieren und Möglichkeiten ausloten. Die IT könne im Gespräch mit den Business-Einheiten das Machbare aufzeigen. Dadurch könne sich das Unternehmen bewusst für etwas entscheiden, anstatt in eine Greenfield- oder Brownfield-Diskussion zu verfallen.

"Wer heutzutage ein groß angelegtes SAP-APO-System für Logistik nutzt, der hat eine lange Reise vor sich, da es noch nicht für alles die passenden Standardlösungen gibt," sagt Elfering. Dagegen gebe es für die Finanzwelt bereits einige passende Prozesse in S/4, so dass sich diese gut in einem Greenfield-Ansatz optimieren ließen.

Zudem ist die Datenstrategie für den CIO ein wichtiges Thema. Er müsse sich überlegen, wie Daten aus diesen Systemen herausgezogen werden. Auch da gäbe es in S/4 neue Möglichkeiten.

Kein Masterplan für S/4HANA

"Allein die Planung ist so komplex, dass man sich mit einem Masterplan gar nicht mehr bewegen wird," urteilt Elfering. Man müsse jedoch einen Teil davon haben und eine Richtung vorgeben können. Ansonsten stolpere die IT nur vorwärts und komme zu keinen vernünftigen Lösungen.

Der IT-Chef plant daher seine S/4-Journey anhand einiger Leitfragen: Wo will ich hin? Wo will ich Innovation? Wo gehe ich in ein Brownfield, um die Struktur und den Betrieb sicherstellen zu können? Wie finde ich die richtige Mischung? Elfering: "Für diese Planung braucht ein Großunternehmen schon mal ein Jahr, bevor der erste Schritt umgesetzt werden kann."

Zudem helfen agile Arbeitsweisen: "Menschen vor das ERP-System zu setzen und zu zeigen, wie es funktionieren kann, ist besser, als die Arbeit nur in Prozess-Maps zu machen," so Elfering. Das liefere schneller Ergebnisse.

Daten für bessere Behandlung

Neben solchen Großprojekten treibt die Fresenius-IT weitere Initiativen voran. In den USA hat das Unternehmen etwa neue Services im Bereich der Heimdialyse gestartet.

Die Top-CIOs der Gesundheitsbranche
Holger Witzemann, AOK Systems
Holger Witzemann ist seit Mai 2016 Geschäftsführer der AOK Systems. Der Diplom-Ingenieur für Technische Informatik war vorher Geschäftsführer im Bitmarck-Konzern in Essen, einem IT-Anbieter für Betriebs-, Innungs- und Ersatzkassen sowie die DAK-Gesundheit und weitere Ersatzkassen. Witzemann verantwortet nun die Softwareentwicklung für die gesamte AOK-Gemeinschaft, die BARMER, die BKK Mobil Oil, die VIACTIV Krankenasse und die Hanseatische Krankenkasse.
Stefan Henkel, Siemens Healthineers
Stefan Henkel ist CIO von Siemens Healthineers. Stefan Henkel absolvierte sein Studium in Wirtschaftswissenschaften an der Universität Bamberg, wo er ebenfalls seine Promotion abschloss. Nach Stationen als Lehrbeauftragter und selbstständiger IT-Berater, startete er im Jahr 1996 seine berufliche Laufbahn bei Siemens Management Consulting in München. Bereits 1997 übernahm er die Leitung der Supply Chain Beratung im Bereich Corporate Procurement and Logistics. Nach weiteren leitenden Positionen in verschiedenen Abteilungen wechselte er 2006 in den Bereich Customer Services der Healthcare-Sparte. Dort verantwortete er weltweit "Product Support" und den "Siemens Remote Service". Nachdem er ein unternehmensweites Transformationsprojekt erfolgreich leitete, übernahm Stefan Henkel 2011 die Position des Leiters für Customer Relationship Management Operations. Daraufhin übernahm er die Verantwortung als Leiter der IT und seit 2018 besetzt Stefan Henkel die Position des CIO von Siemens Healthineers.
Hans-Ulrich Prokosch, Uniklinikum Erlangen
Hans-Ulrich Prokosch ist CIO am Uniklinikum Erlangen und Inhaber des Lehrstuhls für Medizinische Informatik an der Universität Erlangen-Nürnberg. Bis 2003 war er Professor für Medizinische Informatik an der Universität Münster. Prokosch hat Mathematik studiert, dann einen Doktor in Humanbiologie gemacht und sich anschließend im Fach Medizinische Informatik habilitiert.
Markus Balser, Rhön Klinikum AG
Markus Balser ist seit Februar 2018 Konzernbereichsleiter IT/Konzern-EDV an der Rhön-Klinikum AG. Zuvor war er seit 2008 bei der Accenture GmbH als Managing Director im Bereich Technology Strategy verantwortlich für Enterprise Architecture & Application Strategy im deutschsprachigen Raum.
Andreas Strausfeld, Bitmarck Holding
Im Juli 2014 ist Andreas Strausfeld zum Geschäftsführer der Bitmarck Holding GmbH aufgestiegen. Damit steht er dem IT-Dienstleister für Krankenkassen vor. Andreas Strausfeld ist seit 2008 als Geschäftsführer bei der Bitmarck Holding GmbH und seit 2010 bei der Bitmarck Vertriebs- und Projekt GmbH aktiv. In gleicher Funktion war er in Personalunion auch von 2012 bis 2013 bei der Bitmarck Software GmbH tätig. 2018 wurde sein Vertrag bei Bitmarck vorzeitig um vier Jahre bis 2024 verlängert.
Stefan Domsch, Synlab
Im Juli 2024 wechselte Stefan Domsch die Branche und stieg als IT-Chef bei Synlab ein. Bisher war er Group CIO vom TÜV Süd.
Ingo Elfering, Fresenius
Seit Juli 2020 besetzt Ingo Elfering den neu geschaffenen CIO-Posten bei der Fresenius Gruppe. Der gelernte Wirtschaftsinformatiker soll die globalen IT-Aktivitäten des Konzerns koordinieren und weiterentwickeln. Zudem übernimmt er die Leitung der IT-Dienstleistungs-Tochter Fresenius Netcare, die mittlerweile in Fresenius Digital Technology umbenannt wurde. Elfering berichtet an den Finanzvorstand.
Jens Schulze, Universitätsklinikum Frankfurt am Main
Jens Schulze ist seit September 2019 CIO und Leiter des Dezernats für Informations- und Kommunikationstechnologie (DICT) im Universitätsklinikum Frankfurt. Sein Vorgänger Martin Overath ist jetzt Geschäftsleiter Medizinischer Arbeitsplatz beim Softwarehersteller Knowledgepark. In seiner Rolle verantwortet Schultz alle Bereiche der administrativen und klinischen IT inklusive der Telekommunikation. Er berichtet an den kaufmännischen Direktor als Mitglied des Vorstands. Für seine Leistungen als CIO der Uniklinik Leverkusen (2013-2019) wurde Jens Schulze beim CIO des Jahres 2019 in der Kategorie Public Sektor ausgezeichnet.
Michael Kraus, Universitätsklinikum Freiburg
Michael Kraus ist seit August 2014 für die IT am Universitätsklinikum Freiburg verantwortlich. Bereits seit 2009 war er stellvertretender Leiter des Klinikrechenzentrums. Nach seinem Physik-Studium und einer Promotion im Bereich der Systembiologie war Kraus wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Medizinischen Fakultät der Universität Freiburg. 1996 wechselte er als IT-Leiter in die Universitätsverwaltung und verantwortete dort ab 1999 als Dezernatsleiter neben der IT für das Campus Management die Bereiche Controlling, Organisation und Neue Medien.
Rudolf Dück, UKSH
IT-Chef am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) ist seit Januar 2019 Rudolf Dück. Er übernahm die Leitung der Stabsstelle Informationstechnologie. Zugleich ist er Geschäftsführer der UKSH Gesellschaft für IT Services mbH (ITSG) sowie der Gesellschaft für Informationstechnologie (GfIT). Davor war Dück als Leiter des Bielefelder IT-Servicezentrums (BITS) an der Universität Bielefeld tätig.
Manfred Criegee-Rieck, Klinikum Nürnberg
Manfred Criegee-Rieck leitet seit Juni 2017 die IT des Klinikums Nürnberg. Der neue IT-Leiter ist Nachfolger des langjährigen CIOs Helmut Schlegel. Er kommt von den Franziskanerbrüdern vom Heiligen Kreuz, wo er Gesamtleiter IT war.
Heiko Reinhard, Ottobock
Heiko Reinhard ist seit Mai 2018 neuer CIO beim Duderstädter Medizintechnik-Hersteller Ottobock. Er war bislang als CEO des IT-Dienstleisters Sycor, der IT-Tochter von Ottobock, in Amerika und als IT Director North America für Ottobock tätig.
Patrick Wenz, Universitätsmedizin Mainz
Patrick Wenz leitet die IT der Universitätsmedizin Mainz bis Ende 2023 im Interim.
Jan Vitt, Universitätsmedizin Mainz
Ab Januar 2024 soll Jan Vitt die IT der Universitätsmedizin Mainz leiten.
Aude Vik, Techniker Krankenkasse
Seit Anfang 2024 ist Aude Vik Geschäftsbereichsleiterin Informationstechnologie bei der Techniker Krankenkasse.
Gunther Nolte, Vivantes-Klinik
Gunther Nolte ist schon seit 2001 IT- und TK-Direktor beim Gesundheitsnetzwerk Vivantes. Der Diplom-Informatiker arbeitete nach seinem Studium zunächst als Softwareentwickler in einem Systemhaus. Zwischen 1986 und 2001 war er unter anderem als Projektleiter für den Aufbau eines Tumorregisters am onkologischen Schwerpunkt Klinikum Kassel verantwortlich.
Dirk Herzberger, Helios Kliniken
Seit 1998 leitet Dirk Herzberger die IT der Klinikkette Helios, die seit 2005 zu Fresenius gehört. Mit seiner Abteilung "Zentraler Dienst IT" stellt er dem gesamten Unternehmen die PC-gestützte Infrastruktur zur Verfügung - das reicht von medizinischen Dokumentationssystemen über die IT für Abrechnungen bis zu Telemedizin-Lösungen. Diplom-Ingenieur Herzberger war zuvor sechs Jahre Leiter EDV der Asklepios Neurologischen Klinik Bad Salzhausen und ab 1993 am Aufbau der Zentrale Dienste EDV der Asklepios Gruppe beteiligt. Zwischen 1988 und 1992 arbeitete Herzberger als Entwicklungsingenieur in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung sowie in der Abteilung Technische EDV der Firma Weiss Umwelttechnik.
Franz-Helmut Gerhards, DAK
Franz-Helmut Gerhards ist seit Oktober 2016 CDO und Mitglied der Geschäftsleitung der DAK-Gesundheit in Hamburg. Er ist für die unternehmensweite digitale Transformation der Krankenkasse verantwortlich. Dazu gehört neben der strategischen Ausrichtung der DAK den Aufbau eines digitalen Ökosystems sowie die digitale Transformation aller relevanten Kundenprozesse mit dem Fokus auf die Kundenorientierung. Zudem verantwortet Gerhards den mit der Digitalisierung verbundenen kulturellen Wandel und leitet die Digitale Fabrik, die als interner Inkubator die digitale Transformation der Kasse operativ gestaltet.
Henning Schneider, Asklepios Konzern
Henning Schneider hat im Oktober 2016 die Leitung des Konzernbereichs IT im Asklepios Konzern übernommen. Er folgt auf Martin Stein, der das Unternehmen verlassen hat, um als Kaufmännischer Geschäftsführer des Gemeinschaftsklinikums Mittelrhein tätig zu sein. Schneider wechselte vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) zu Asklepios. Am UKE leitete er seit 2012 als CIO den Geschäftsbereich Informationstechnologie. Bereits seit 2008 trug er dort Verantwortung für die medizinischen IT-Systeme und die Umsetzung der elektronischen Patientenakte.
Martin Peuker, Charité
Martin Peuker ist CIO der Berliner Charité. Große Hoffnungen setzt Peuker in die europäische Cloud-Initiative Gaia-X, die allmählich Formen annimmt: "Von Gaia-X könnte der gesamte Health-Sektor profitieren", ist er überzeugt. Die Charité unterstütze die Initiative schon jetzt aktiv. Bisher kommen Cloud-Ressourcen ausschließlich im Verwaltungsbereich der Charité zum Einsatz.
Kurt Kruber, Klinikum der Universität München
Seit Dezember 2012 verantwortet Kurt Kruber am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität Medizintechnik und Informationstechnik. Beide Ressorts sollen unter der Führung des 49-Jährigen näher zusammenrücken, wie sich auch an der Agenda des IT-Chefs zeigt: Eines seiner Projekte ist das Zusammenführen der Mitarbeiter aus diesen Bereichen.
Bernd Christoph Meisheit, Sana Kliniken
Bernd Christoph Meisheit ist seit August 2009 Geschäftsführer bei der IT-Tochter der Sana Kliniken. Meisheit stieß damals zu Gerald Götz, der die Sana IT Services bereits zwölf Jahre lang leitete, und formte mit ihm eine Doppelspitze. Seit Götz Sana im Herbst 2010 verlassen hat, leitet Meisheit die IT des Klinikbetreibers allein. Meisheit war zuvor IT-Verantwortlicher des Klinikverbandes St. Antonius und Geschäftsführer der Gesellschaft für Information und Technologie im Gesundheitswesen in Wuppertal. In den Jahren 2000 bis 2008 war er CIO der MTG Malteser Trägergesellschaft und Mitglied des Kooperationsrates der Deutsche Malteser GmbH. In dieser Funktion wurde er 2007 von unserer Schwesterpublikation Computerwoche für ein Rechenzentrumsprojekt zum Anwender des Jahres in der Kategorie IT-Performance gekürt. Von 1992 bis 1997 war er Leiter der Abteilung IT und Organisation und ab 1998 stellvertretender Leiter der Hauptabteilung Finanzen, Unternehmensrechnung und Informationssysteme der Flughafen Köln/Bonn GmbH. Meisheit hat in Köln die Fächer Nachrichtentechnik und Informationsverarbeitung studiert.

Die Daten aus Behandlungsprotokollen werden über Machine Learning verbessert, damit den Patienten immer der nächste passende Behandlungsschritt angeboten werden kann.

"Im Bereich Datenanalyse ist Fresenius ein sehr interessanter Konzern," sagt Elfering. Das Unternehmen sehe die Patienten über einen sehr langen Zeitraum: In den Hospitälern als Episoden über das Leben verteilt und in der Dialyse fortlaufend über einen langen Zeitraum. Die globale Cloud-Plattform helfe dabei, solche Daten zusammenzuführen und auszuwerten.

Durch Datenanlyse will Fresenius Services wie die Heimdialyse verbessern.
Foto: Fresenius Medical Care

Auch das medizinische Wissen werde vorangebracht, wenn große Mengen an Informationen zur Behandlung einer bestimmten Krankheit an einem Ort liegen.

Bei all dem ist Datenschutz der Leitgedanke. Das schränke die Möglichkeiten in manchen Bereichen ein. Auf der anderen Seite gibt es auch in Deutschland neue Gesetze, die es beispielsweise den Krankenkassen erlauben, Daten zu analysieren, um Behandlungen zu verbessern. "Das ist ein begrüßenswerter Schritt, um medizinische Innovationen auf Daten zu stützen," so Elfering.

Robotic und Logistik

Im Pharma-Bereich investiert Fresenius in moderne Produktionsabläufe. "Wir haben hier viel Robotic im Einsatz und sind stark daran interessiert, mehr digitale Zwillinge der Fabriken und Produktionssysteme aufzubauen," berichtet der CIO. Ziel ist es, Prozesse zu optimieren.

In der Logistik stellen etwa flüssige Produkte eine Herausforderung dar. Hier müsse zum Teil ortsnah produziert werden. Datenanalyse helfe, das zu optimieren. Dabei kommen Kubernetes-basierte Lösungen für große Datenvolumina zum Einsatz, die in Zusammenarbeit mit den Analytics-Teams gebaut werden.

Besonderes Augenmerk legt das Team um Elfering auf die digitale Kundenerfahrung im Gesundheitssektor. "Durch Corona getrieben erwarten heute viele Patienten Online-Services," so der Manager. Immer mehr Medikamente würden online bestellt, deshalb werde sich über Tele-Health eine neue Erwartungshaltung aufbauen.

Vielfalt gesucht

Zu den großen Projekten gehören auch das PC-Management oder E-Mail-Systeme für etwa 300.000 Mitarbeiter. Hinzu kommen Cybersecurity und globale Netzwerkstrukturen zwischen Niederlassungen und Fabriken weltweit. "Das sind vielleicht keine 'coolen' agilen Projekte, aber sie müssen trotzdem 24/7 funktionieren, damit ein Medikament jeden Tag den Weg zum Patienten findet," so Elfering.

Daneben hat das Biosimilars-Geschäft mit biologisch hergestellten Medikamenten eher klassische Pharma-Abläufe, wie behördliche Genehmigungen. Auf der anderen Seite hat das Unternehmen in den USA kürzlich einen E-Commerce-Shop eröffnet für Produkte zur künstlichen Ernährung.

Diese Bandbreite mache die Arbeit bei Fresenius interessant. Es gebe viele verschiedene IT-Felder, in denen sich Kollegen weiterbilden und weiterentwickeln könnten. "Daher suchen wir eine Vielfalt an neuem Personal - nicht nur in Deutschland. Wir wollen als Team globaler und diverser werden," wirbt der IT-Chef.

Dabei geht es um unterschiedliche Erfahrungen, Hintergründe, Technikfelder und Herangehensweisen. Elfering: "Der chinesische Markt erwartet etwas anderes als der US-amerikanische oder deutsche." Die globale Organisation brauche also Leute, die sich mit den unterschiedlichen Gesundheitswesen auskennen und Fresenius in die Lage versetzen, mit ihnen umzugehen.

Jahr des Machens

"Wir haben uns Zeit genommen, um zu planen und zu strukturieren - dieses Jahr wird das Jahr des Machens sein," sagt Elfering. Das Umfeld sei dynamisch genug, um sowohl die strategischen Langzeitprojekte zu verfolgen als auch in Sprints kleinere und mittlere Projekte umzusetzen, die direkt Verbesserungen für Patienten und Geschäftseinheiten bringen.

Dieses zweigleisige Denken ist wichtig für den CIO: "Die Zeiten, in denen man eine stürmische Veränderungsphase überstehen muss, um dann zehn Jahre Ruhe zu haben, sind vorbei. Darum gefällt mir das Bild des Wildwasser-Flusses als kontinuierlicher agiler Change besser - man kennt das Ziel, sieht aber immer nur bis zur nächsten Biegung."