So viele große Outsourcing-Abschlüsse wie lange nicht zählte Active Sourcing 2012 - Aktivitäten einiger großer Firmen prägten das Ergebnis wesentlich.
Auf das Flautenjahr 2011 folgte in Sachen IT-Outsourcing hierzulande ein Top-Jahr 2012. Das geht jedenfalls aus den Daten des Zürcher Beratungshauses Active Sourcing hervor. Mit 40 Abschlüssen mit einem Wert von jeweils mindestens zehn Millionen Euro gab es demnach in der Bundesrepublik so viele größere Vertragsunterzeichnungen wie seit 2006 nicht mehr.
Dieser Spitzenwert gilt allerdings nur für die Zahl der Vertragsabschlüsse, denn das addierte Vertragsvolumen lag etwa 2010 um ein Vielfaches höher. Ein Effekt allerdings, der sich im Outsourcing-Markt bekanntlich dank einiger weniger Megadeals schnell einstellen kann. Genau das war seinerzeit im vierten Quartal 2010 mit einem Vertragswert von über acht Milliarden Euro der Fall.
2011 nur 1,3 Milliarden Euro Vertragsvolumen
Im gesamten Jahr 2012 verzeichnete Active Sourcing einen Vertragswert von 3,3 Milliarden Euro, der in Deutschland erwirtschaftet wurde. Im mauen Jahr 2011 lag diese Summe lediglich bei 1,3 Milliarden Euro. 2010 allerdings wurden herausragende 10,2 Milliarden Euro erreicht.
Abschlüsse über mehr als zehn Millionen Euro hatte es 2010 28 Stück gegeben, 2011 dann 22. Diese beiden Marken wurden nun 2012 deutlich übertroffen. Zwölf Abschlüsse zählte Active Sourcing im vierten Quartal, elf im ersten Quartal. In den beiden mittleren Vierteljahren waren es neun respektive acht.
Tipps für Outsourcing-Verträge Auf folgende Punkte sollten Sie bei Outsourcing-Verträgen achten. (Zusammengestellt von Thomas Gebhardt, Vorstand der Gebhardt Solutions AG, Böblingen)
Vertragsinhalte In einen Outsourcing-Vertrag gehören grundsätzlich nur Leistungen, die das Unternehmen selbst nicht günstiger erbringen kann. Es muss zudem darauf achten, dass es kein strategisch wichtiges Know-how verliert.
Adminstration Jeder Vertrag muss sowohl im täglichen Betrieb als auch im Eskalationsfall leicht administrierbar sein.
Messungen Wichtig sind klare Messgrößen, um die Service-Qualität zu beurteilen. Regelmäßige Messungen und detaillierte Berichte sind Pflicht.
Messungen Wichtig sind klare Messgrößen, um die Servicequalität zu beurteilen. Regelmäßige Messungen und detaillierte Berichte sind Pflicht.
Kennzahlen In persönlichen und zyklischen Review-Terminen sollten festgelegte Kennzahlen gemeinsam geprüft werden.
Bedarf Serviceverträge müssen genau regeln, was geschieht, wenn sich der Bedarf ändert.
Benchmark Ein Vergleich der zu vereinbarenden Leistungen mit aktuellen Marktstandards ist obligatorisch.
Verhandlungsdruck Anwender dürfen sich auch in kritischen Verhandlungssituationen nicht unter Druck setzen lassen.
„Somit lässt sich nach dem Einbruch 2011 eine klare Aufwärtstendenz beobachten“, kommentieren die Berater aus der Schweiz. „Verantwortlich für den guten Jahresabschluss sind unter anderem die Outsourcing-Aktivitäten von Daimler, Bayer Business Services, Allianz und verschiedener Finanzinstitutionen.“
Daimler, Bayer und Allianz vorneweg
Ausgewertet nach Vertragsvolumen stehen die Dienstleistungs- und die Industriebranche mit je einem Drittel Marktanteil etwa gleich stark. Nach der Anzahl abgeschlossener Verträge betrachtet erweist sich der Dienstleistungssektor noch etwas auslagerungsfreudiger als die Industrie. 13 Abschlüsse mit einem Gesamtvertragswert von über einer Milliarde Euro entfielen auf Dienstleister, zehn Abschlüsse mit einem Volumen von zusammen 944 Millionen Euro auf die Industrie. Vom Banksektor wurden neun Verträge mit einem Wert von insgesamt 615 Millionen Euro unterzeichnet.
Für das laufende Jahr nun zeigt sich Active Sourcing hochgradig optimistisch. Laut Prognose könnten 2013 etwa 70 Abschlüsse mit einem Gesamtvertragswert von über sechs Milliarden Euro erreicht werden. Besonders im dritten Quartal rechnen die Experten mit einer starken Entwicklung. So würden zwischen Juli und September voraussichtlich neun bestehende Deals verlängert.
„Renewals in der deutschen Telekommunikations- und der Medienbranche sowie im Dienstleistungssektor versprechen im Sommer ein Gesamtvertragsvolumen von voraussichtlich knapp 1,5 Milliarden Euro“, prognostizieren die Berater. Auch zum Jahresende seien einige Erneuerungsgeschäfte zu erwarten, unter anderem in der Bauindustrie. „Die Auslagerungsaktivitäten im deutschen Markt gehen also vielversprechend weiter“, so Active Sourcing. Die Studie „Sourcing Monitor Deutschland Q4/12“ ist bei Active Sourcing erhältlich.
Outsourcing-Flops Hier finden Sie einen Überblick über Pannen-Projekte im Outsoucing.
Bundeswehr und IBM/SIS Nach mehr als sieben Jahren Planung ging das Outsourcing-Projekt "Herkules", das noch vom Verteidigungsminister Rudolf Scharping angestoßen wurde, im Jahr 2006 an den Start. Den Zuschlag für das Mammut-Vorhaben im Wert von zunächst 6,8 Milliarden Euro über eine Laufzeit von zehn Jahren erhielten IBM und Siemens. Anfangs war auch T-Systems Mitglied des Bieterkonsortiums, schon vor Vergabe im Jahr 2005 stieg die Telekom-Tochter jedoch aus. Von Beginn an kämpft das Vorhaben zur Modernisierung der maroden TK- und IT-Infrastruktur mit erheblichen Problemen und Kostensteigerungen. Zwischenzeitlich hat der Bund derzeit sogar den Ausstieg aus dem Projekt erwogen. Die Betreiber betonen hingegen, dass acht von zehn Projekten erfolgreich implementiert wurden. Lediglich zwei Vorhaben zur Modernisierung der dezentralen Installationen haken, weil die Anforderungen an die IT-Arbeitsplätze seit dem Herkules-Start gestiegen sind. <br /><br /><a href=" http://www.computerwoche.de/management/it-services/1911724/" target="_blank">Hier geht es zum Artikel </a>
Arcandor und EDS Im Februar 2009 fällte der ums Überleben kämpfende Handelskonzern Arcandor die Entscheidung, seine IT zurück zu holen. Im Jahr 2007 hatte das Unternehmen die Betreuung der Anwendungen und die Mehrheit an der IT-Tochter Itellium an EDS (heute HP) übergeben. Die erhofften Einsparungen hatten sich nicht eingestellt. <br /><br /><a href="http://www.computerwoche.de/heftarchiv/2009/10/1226338/" target="_blank">Hier geht es zum Artikel </a>
Arcandor (Karstadt-Quelle) und Atos Origin Im zweiten Outsourcing-Deal hatte Arcandor (damals noch unter dem Namen Karstadt-Quelle) den Betrieb der Infrastruktur im Jahr 2004 an Atos Origin ausgelagert. Der Vertragswert belief sich auf 1,2 Milliarden Euro. Auch hier zeigte sich der Warenhauskonzern mit den Einsparungen aber auch mit den Leistungen unzufrieden, so dass schon früh Gerüchte über eine Trennung aufkamen. Zur Scheidung der Partner kam es jedoch nicht – beziehungsweise erst durch die Insolvenz des ehemaligen Handelsriesen. <br /><br /><a href="http://www.computerwoche.de/heftarchiv/2006/48/1216971/" target="_blank">Hier geht es zum Artikel </a>
BMW und Arxes Die Betreuung von 36 000 Desktops wuchs dem IT-Dienstleister Arxes im August 2008 über den Kopf. Er kündigte das Abkommen außerordentlich. Im April 2006 hatte BMW den Auftrag mit einer Laufzeit von drei Jahren an den Provider vergeben, der sich bis dato auf mittelständische Unternehmen konzentriert hatte. Das BMW-Abenteuer endete für Arxes bitter. Das Unternehmen wurde im Dezember 2007 von der TDMI-Holding übernommen, die wiederum im Juli 2009 Insolvenz anmeldete. <br /><br /><a href=" http://www.computerwoche.de/heftarchiv/2007/34/1220495/" target="_blank">Hier geht es zum Artikel </a>
BMW und Arxes Die Betreuung von 36.000 Desktops wuchs dem IT-Dienstleister Arxes im August 2008 über den Kopf. Er kündigte das Abkommen außerordentlich. Im April 2006 hatte BMW den Auftrag mit einer Laufzeit von drei Jahren an den Provider vergeben, der sich bis dato auf mittelständische Unternehmen konzentriert hatte. Das BMW-Abenteuer endete für Arxes bitter. Das Unternehmen wurde im Dezember 2007 von der TDMI-Holding übernommen, die wiederum im Juli 2009 Insolvenz anmeldete.
Deutsche Post und HP Im Januar 2008 hatten sich die Deutsche Post und Hewlett-Packard auf ein großes Outsourcing-Projekt mit einem geschätzten Volumen von drei Milliarden Euro geeinigt – im folgenden Juli machte der Logistik-Konzern einen Rückzieher. Man habe Risiken und Vorteile abgewogen und sich dann gegen das Outsourcing entschieden – lautete die Begründung. <br /><br /><a href="http://www.computerwoche.de/management/it-services/1869501/ " target="_blank">Hier geht es zum Artikel </a>
Philips und Dell/Getronics/Atos Origin Gut zwölf Monate nach dem Start war Schluss: Im Dezember 2004 hatte Philips angekündigt, für die kommenden fünf Jahre rund 75.000 Arbeitsplatzsysteme in 60 Ländern mit einheitlicher Hardware von Dell zu bestücken und von Getronics beziehungsweise Atos Origin betreuen zu lassen. Schätzungen zufolge hatte der Deal ein Volumen von 700 Millionen Dollar. Den Anbieter war es nicht gelungen, einen weltweiten Standard für die Arbeitsplatzsysteme einzuführen. Im Februar 2006 endete die Zusammenarbeit. <br /><br /><a href=" http://www.cbronline.com/news/philips_pulls_plug_on_dell_outsourcing_deal " target="_blank">Hier geht es zum Artikel </a>
Deutsche Bank und IBM Das IT-Outsourcing-Abkommen im Wert von 2,5 Milliarden Euro zwischen IBM und Deutschen Bank bereitete erhebliche Probleme. Kaum ein Jahr nach Projektstart schaltete sich etwa die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) ein, um Schwächen in der Notfallfähigkeit der ausgelagerten Systeme zu analysieren. Zuvor war ein Produktivsystem ein Tag lang ausgefallen. Einsparziele wurden anfangs verfehlt. Mittlerweile läuft das Projekt in ruhigen Bahnen. <br /><br /><a href="http://www.computerwoche.de/heftarchiv/2004/18/1053521/index.html" target="_blank">Hier geht es zum Artikel </a>
NHS und Fujitsu Die britische Gesundheitsbehörde National Health Service (NHS) beendete im Mai 2008 die Zusammenarbeit mit Fujitsu Services. Dem IT-Dienstleister oblag die Aufgabe, ein neues IT-System für die NHS im Süden Großbritanniens im Wert von 896 Millionen Pfund (etwa 1,1 Milliarden Euro) einzuführen. Gründe nannte die Behörde nicht. Unbestätigten Meldungen zufolge hatte NHS das Budget gedeckelt, weil die Kosten aus dem Ruder liefen. Für Fujitsu rechnete sich der Deal damit nicht mehr. <br /><br /><a href=" http://www.computerwoche.de/management/it-services/1865233/" target="_blank">Hier geht es zum Artikel </a>
Stadt Leipzig – IBM Kaum länger als ein Jahr währte die Liaison zwischen IBM und der Stadt Leipzig: Im April 2001 ging die Public Private Partnership (PPP) mit der Lecos GmbH an den Start, im Juli 2002 gab die IBM ihren 51 prozentigen Anteil wieder zurück. Die Hoffnung der Stadt auf Anstöße zur Verwaltungsmodernisierung durch einen externen Dienstleister wurde nicht erfüllt. <br /><br /><a href=" http://www.computerwoche.de/heftarchiv/2005/22/1051684/" target="_blank">Hier geht es zum Artikel </a>
KPN und Atos Orgin Der niederländische Carrier nahm im Juli 2007 ein auslaufendes Auslagerungsabkommen mit Atos Orgin zum Anlass, weite Teile der IT zurückzuholen. Die Partner hatten 2001 einen Outsourcing-Vertrag mit einer Laufzeit von sechs Jahren und einem Volumen von 1,1 Milliarden Euro vereinbart. Drei von sechs Rechenzentren wurden wieder in den KPN-Konzern integriert, weil der Carrier selbst Betriebsservices anbieten wollte. <br /><br /><a href="http://www.computerwoche.de/management/it-services/596405/" target="_blank">Hier geht es zum Artikel </a>
Kennen Sie problematische Outsourcing-Projekte? Wenn Sie Outsourcing-Projekte kennen, die gescheitert sind oder mit großen Problemen kämpfen, schreiben Sie uns eine E-Mail oder einen Forums-Beitrag. Gerne erweitern wir die Liste. <br /><br /><a href="http://www.computerwoche.de/forum/showthread.php?t=5413" target="_blank">Hier geht es zum Online-Forum der COMPUTERWOCHE</a> <br /><br /> <a href="mailto:jhackmann@computerwoche.de?subject=Flops im Outsourcing">E-Mail an jhackmann@computerwoche.de</a>