Gekündigt, was nun?

IT-Profis können mit hohen Abfindungen rechnen

20.10.2020 von Alexandra Mesmer
Wie hoch die Abfindung nach einer Kündigung ausfällt, hängt nicht nur von Gehalt und Betriebszugehörigkeit ab. Die Branche, der Standort des Arbeitgebers und das Geschlecht beeinflussen die Zahlung entscheidend.
Wer in ostdeutschen Bundesländern arbeitet, erhält auch 30 Jahre nach der Wiedervereinigung durchschnittlich weniger Abfindung im Falle eines Jobverlusts als in westdeutschen Ländern.
Foto: Ashwin Karthick Natarajan - shutterstock.com, Kanzlei Chevalier

Zwar haben Mitarbeiter keinen Anspruch auf Abfindung, allerdings endet ein Großteil der Kündigungsschutzverfahren vor den Arbeitsgerichten damit, dass sich beide Parteien auf die Beendigung des Arbeitsverhältnisses einigen, und der ehemalige Mitarbeiter im Gegenzug eine Abfindung erhält. Die Höhe der Zahlung ergibt sich in der Regel daraus, wie viel der Mitarbeiter vorher verdiente und wie lange er für das Unternehmen gearbeitet hat. Im Durchschnitt erhalten Arbeitnehmer in Deutschland eine Abfindung von 14.300 Euro. Auf diese Summe kommt die Berliner Kanzlei Chevalier nach der Auswertung von 1268 Abfindungsdaten.

Hessen führt Abfindungsatlas an

Wie groß der Verhandlungsspielraum für gekündigte Arbeitnehmer aber tatsächlich ist, zeigt ein Abfindungsatlas für Deutschland: Demnach erhalten Mitarbeiter in Hessen eine Abfindung von durchschnittlich 22.000 Euro, während sie in den neuen Bundesländern nur eine durchschnittliche Abfindung von 8.000 Euro erwarten können. Schlusslicht ist Sachsen mit lediglich 4.000 Euro.

Alisha Andert, Rechtsexpertin bei der Kanzlei Chevalier: "Selbst nach 30 Jahren deutscher Einheit machen sich die Unterschiede zwischen Ost und West deutlich bemerkbar."
Foto: Chevalier

Damit zahlen Arbeitgeber in Ostdeutschland durchschnittlich rund 49 Prozent weniger Abfindung als Arbeitgeber in Westdeutschland. Dazu Alisha Andert, Rechtsexpertin bei Chevalier: "Selbst nach 30 Jahren deutscher Einheit machen sich die Unterschiede zwischen Ost und West hier noch sehr deutlich bemerkbar. Bis zur Einheit bei den Abfindungszahlungen ist noch ein langer Weg zu beschreiten. Eine schrittweise Angleichung sollte deshalb von den Ländern, aber auch den Unternehmen selbst unterstützt werden."

Abfindungsfaktor in der ITK-Branche am höchsten

Berechnet wird eine Abfindung häufig nach der Formel: Dauer der der Betriebszugehörigkeit in Jahren x Bruttomonatsgehalt x Abfindungsfaktor. Wie hoch dieser ist, ist oft auch eine Frage des Ortes. Für Westdeutschland liegt der durchschnittliche Abfindungsfaktor bei 0,64. Verdient ein Arbeitnehmer 6.000 Euro brutto im Monat und war fünf Jahre im Unternehmen, erhält eine Abfindung von 19.200.

Die höchsten Abfindungsfaktoren werden in Frankfurt am Main (1,0) und München (0,90) gezahlt. Auch die Branche, der das Unternehmen angehört, beeinflusst den Abfindungsfaktor und damit die Höhe der Abfindung entscheidend: Die ITK hat mit 0,87 einen hohen Abfindungsfaktor ebenso wie die Energiewirtschaft mit 0,71. In der Energiewirtschaft beläuft sich die durchschnittlich gezahlte Abfindung auf 29.700 Euro.

40.200 Euro nach 15 Jahren Betriebszugehörigkeit

Da die Grundlage jeder Abfindung immer das Bruttomonatsgehalt ist, schneiden Frauen im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen deutlich schlechter ab, so die Ergebnisse der Auswertung: In den ersten fünf Jahren der Betriebszugehörigkeit entwickeln sich die Abfindungshöhen von Männern und Frauen ähnlich. Nach 15 Jahren Betriebszugehörigkeit erzielen Männer eine durchschnittliche Abfindung von 40.200 Euro und damit doppelt so viel wie die Frauen (23.400 Euro). Das ist auch darauf zurückzuführen, dass sie häufig nur in Teilzeit arbeiten und weniger verdienen. Aber nicht nur: Der durchschnittliche Abfindungsfaktor bei Männern liegt bei 0,65, bei Frauen bei 0,60.