In den nächsten zehn Jahren werden zwei Drittel aller Unternehmen durch Insolvenz oder Übernahme ihre Eigenständigkeit verlieren oder ihr Kerngeschäft grundlegend verändern. Zu diesem Schluss kommt die Studie "Hidden Assets" der Unternehmensberatung Bain & Company. CIO.de fragte bei Dr. Thomas Gumsheimer, IT-Experte und Partner von Bain & Company (Büro Frankfurt am Main) nach, was diese Ergebnisse für die IT und CIOs bedeuten.
Zwei von drei Firmen sind innerhalb der nächsten zehn Jahre in ihrer Existenz bedroht. Gilt das auch für IT-Unternehmen?
Die IT-Service-Industrie ist eine der am meisten fragmentierten Industrien der Welt. So erreichen die zehn größten Player zusammen in keiner Region einen Marktanteil von 50 Prozent, und in Nordamerika erreichen Sie sogar nicht einmal 40 Prozent. Gleichzeitig gibt es in vielen Bereichen deutliche Größenvorteile. Ein Beleg hierfür ist, dass IBM als klarer Marktführer im ITO-Geschäft deutlich profitabler ist als die vielen kleinen Wettbewerber.
Können Sie weitere Beispiele nennen?
Ein weiteres Beispiel ist, dass die vier größten Player im Enterprise Software Markt zwar nur 35 Prozent Marktanteil haben, jedoch 70 Prozent der Gewinne auf sich vereinen. Dadurch ist es sehr wahrscheinlich, dass dort eine Konsolidierung stattfindet. Dies zeigt sich auch darin, dass die Anzahl von Akquisitionen durch größere ISV und SV steigt.
Wie schätzen Sie die Haltbarkeit unternehmerischer Geschäftsmodelle in der IT-Branche ein?
Wenn man heute die Tendenz in der IT-Branche betrachtet, stellt man fest, dass sich das IT-Wettbewerbsumfeld kontinuierlich verändert. Dadurch werden Unternehmen dazu gezwungen, ihre Geschäftsmodelle anzupassen, wenn sie weiter wachsen wollen.
Wie müssen Sie ihre Modelle ändern?
Indische Spieler nehmen zum Beispiel eine immer wichtigere Rolle ein und setzen europäische und nordamerikanische Unternehmen unter Druck, kosteneffizienter zu werden. Andererseits sind diese Offshore-Provider mit EBIT-Margen von deutlich über 20 Prozent hochprofitabel und haben somit die notwendigen finanziellen Ressourcen, um westliche IT-Firmen zu kaufen.
Technologie-Trends beeinflussen Geschäftsmodelle
Was beeinflusst noch die Geschäftsmodelle?
Auch Trends auf der Technologieseite verändern die Geschäftsmodelle. So erwarten wir, dass z.B. die SOA-Umsätze sowohl im Software- als auch im Service-Bereich in den nächsten Jahren schnell wachsen werden. Auch im SaaS-Segment erwarten wir hohe Wachstumsraten, auch wenn hier noch einige Herausforderungen auf die jeweiligen Provider zukommen werden.
Welche Konsequenzen hat das für CIOs?
CIOs werden davon profitieren, dass IT-Service-Dienstleister wettbewerbsfähiger und kosteneffizienter werden. Unter anderem dadurch, dass sie ihre Offshore-Ressourcen so weit wie möglich nutzen, auch für Projekte in Deutschland. Allerdings werden sie sich auch darauf einstellen müssen, dass ihre neuen IT-Partner sehr professionell darin sein werden, Verträge zu verfassen und nachlässigen Kunden eine Anzahl von "Change Requests" zu entlocken.