Die amerikanischen IT-Service-Anbieter konnten sich in Europa sehr gut behaupten, auch wenn man den Einfluss des schwachen Wechselkurses einkalkuliert. Accenture lag mit einem Umsatzwachstum von 13 Prozent in Europa an der Spitze. Selbst der jüngst durch geplanten Massenstellenabbau ins Gerede gekommene IT-Service-Anbieter EDS legte mit acht Prozent im EMEA-Raum ein respektables Ergebnis vor. Direkt dahinter befindet sich mit sechs Prozent mehr Einnahmen CSC.
Einige Anomalien gab es auch. Insbesondere fällt der enorme Wachstumssprung um 77 Prozent von Atos Origin im Jahresvergleich auf. Er ist hauptsächlich auf die Akquisition von Sema zurückzuführen. Der französische IT-Service-Anbieter hatte den finanziellen Einfluss dieses Geschäfts nicht aus seinem Jahresbericht herausgerechnet. Atos verzeichnet einen flächenbereinigten Ertragsrückgang in der ersten Jahreshälfte um gut ein Prozent.
Ovum hält an seiner Wachstumsprognose für den europäischen IT-Service-Markt von vier Prozent für das laufende Jahr fest. Vermutlich werden sich die amerikanischen Anbieter mehr Marktanteile als geplant sichern.
Consulting und Systemintegration bleiben hart umkämpfte Servicebereiche. Outsourcing, besonders das Auslagern von Geschäftsprozessen (BPO, Business Process Outsourcing), entwickelt sich sehr lebhaft in Europa.
Outsourcing contra Akquisition
Allerdings gibt es hier einen klaren Kontrast zwischen Deutschland und dem Rest Europas, so Ovum. Besonders Frankreich und Großbritannien weisen hohe Wachstumsraten im BPO auf. Die Flaute in Deutschland hingegen betrifft vor allem nicht-deutsche Provider. Das zeigt ein vergleichender Blick auf die nach Ländern sortierten Anbieterergebnisse.
Der IT-Service-Markt in Deutschland hängt nach Meinung Ovums stark von der Entwicklung des Outsourcing ab. Selbst mit den einengenden Arbeitsgesetzen und langen Verkaufszyklen in Deutschland sieht Ovum definitiv Wachstumspotenzial für das Outsourcing hierzulande. Sogar ein wachsendes Interesse an BPO sei festzustellen, heißt es weiter.
Was die Rolle der konzerninternen IT-Services in dem Markt anbelangt, hat Ovum seine Sicht etwas angepasst. Nach der Übernahme der Thyssen-Krupp-Tochter Triaton durch Hewlett-Packard im Februar dieses Jahres hatte Ovum spekuliert, dass nun auch andere industrielle Mischkonzerne sich ihrer IT-Services entledigen würden. Doch statt ihre internen IT-Services zu verkaufen, engagierten sich die Mischkonzerne stärker im klassischen Outsourcing.
Ein Beispiel dafür ist der Deal zwischen Atos Origin und Karstadt-Quelle. Das französische Unternehmen hat die IT-Service-Abteilung des Versandhauses, Itellium, übernommen. Ein ähnliches Übernahmegeschäft gab es zwischen T-Systems und einem Bankenkonsortium um dessen IT-Dienstleister Fiducia.
Ovum räumt ein, dass der Unterschied zwischen einer reinen Akquisition und einem Outsourcing-Megadeal manchmal nur sehr geringfügig ist. So sei das Fiducia-Geschäft wohl eher als Akquisition mit Rückkauf-Recht einzustufen. Dennoch, so Ovum, gewähre ein Outsourcing-Geschäft dem IT-Service-Supplier nicht soviel Flexibilität wie eine saubere Akquisition. Aus diesem Grund wird die eher abtastende Vorgehensweise der deutschen Mischkonzerne das Wachstumspotenzial für das Outsourcing in Deutschland vorerst begrenzen.
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