Studie kommt zu vernichtendem Urteil

IT-Strategie der Banken erweist sich als Desaster

06.05.2004 von Thomas Zeller
In der Finanzbranche erweist sich die IT als ein ressourcenfressender Moloch, der sein Geld kaum wert ist. Zu diesem ernüchternden Ergebnis kommt eine neue Studie der Unternehmensberatung The Boston Consulting Group (BCG). Mittlerweile würden Banken rund zehn Prozent ihrer Gesamteinnahmen in die IT stecken, ohne die bislang erhofften Effizienz- und Effektivitätsvorteile zu erreichen.

Die Bandbreite der IT-Kostenquote der befragten Banken ist bezogen auf die jeweiligen gesamten operativen Kosten sehr groß. So liegt er bei den so genannten "High Spenders" um 54 Prozent höher als bei den "Low Spenders". Von der Größe der Banken wird der IT-Kostenanteil jedoch nicht beeinflusst.

Die Studie "IT Costs in Banks: Revisit Your Beliefs!" basiert auf einer Befragung von elf Banken aus vier Ländern, die im zweiten Halbjahr 2003 durchgeführt wurde. Im Fokus standen die Geschäfts- und IT-Daten der Kreditinstitute. Zusätzlich wurden IT-Management-Scorecards der internen Nutzer erhoben.

Keine Effizienzvorteile durch höheres Budget

Die IT-Ausgaben der Banken haben ihren bislang höchsten Stand erreicht. Vom Jahr 2001 bis 2002 kletterte der Anteil der IT-Kosten an den gesamten operativen Ausgaben von 15 auf 16 Prozent. Im vergangenen Jahr dürfte dieser Wert nach Angaben der befragten Banken sogar noch weiter auf etwa 20 Prozent gestiegen sein. Die in der Studie untersuchten Institute gaben durchschnittlich 0,24 Prozent ihrer Bilanzsumme für IT aus.

Bezogen auf die Mitarbeiteranzahl geben die Banken pro Mitarbeiter und Jahr rund 17.000 Euro für die IT aus. Dr. Rainer Minz, Co-Autor der Studie und bei BCG als weltweiter Leiter für das Segment "Informationstechnologie" verantwortlich, sieht in steigenden IT-Kosten grundsätzlich keine Besorgnis erregende Entwicklung, weil durch einen intensiveren Einsatz von IT Effektivitäts- und Effizienzvorteile realisiert werden können.

Doch diese (theoretischen) Gewinne hat Minz in der Praxis nicht beobachtet: "Wir haben bei den High Spenders keine Effizienzgewinne erkennen können - im Gegenteil: Ihre Cost-Income-Ratio lag mit 61 Prozent sogar zwei Prozentpunkte über der mittleren Quote."

Auch bei der Effektivität schneiden die High Spenders schlechter ab als jene Banken, die weniger für IT ausgaben. Die Low Spenders erzielten - bezogen auf die Bilanzsumme - Einnahmen in Höhe von 257 Basispunkten, bei den High Spenders waren es lediglich 191 Basispunkte. Dazu Minz: "Offensichtlich schaffen es die High Spenders nicht, ihre bessere IT-Unterstützung auch als Wettbewerbsvorteil am Markt zu nutzen."

Wege aus der Krise

Auf Grundlage der Studie und von Kundenprojekten haben die BCG-Berater die zentralen Erfolgshebel identifiziert, um Kostenstruktur, Effizienz und Effektivität der IT zu verbessern. Vor allem die Angleichung von Unternehmens- und IT-Strategie könne helfen, die Gesamtbankprofitabilität deutlich zu steigern. "Die IT muss bei jedem Einzelprojekt nachweisen, welchen Wertsteigerungsbeitrag sie erbringt. Sie muss sich dabei nach denselben Kriterien messen lassen wie Projekte ohne IT-Beteiligung", so Minz.

Die vielen bereichsspezifischen IT-Projekte müssten zudem in einem Gesamtportfolio zusammengeführt und zentral priorisiert werden. Dabei dürfe als Maßstab allein der Gesamtnutzen für die Bank herangezogen werden. Erhebliche Effizienzgewinne lassen sich durch eine weitere Standardisierung verwirklichen. Banken, die die Rolle des CIO stärkten und ihre IT-Architektur übersichtlicher gestalteten, würden sich dauerhafte Vorteile auf der Kostenseite sichern. Insbesondere eine schlanke, modulare IT-Architektur sei eine wichtige Voraussetzung, um den Wartungsaufwand und das operationale Risiko zu senken.

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