Die Herausforderung
Dass die praktische Umsetzung von IT-strategischen Vorgaben von Risiken begleitet wird, würde wohl jeder CIO mehr oder weniger diskussionslos bestätigen und auf grundsätzliche Herausforderungen bei der Umsetzung von abstrakten Vorgaben zurückführen.
Nichtsdestotrotz kann die Erfolgswahrscheinlichkeit der Umsetzung von IT-Strategien durch geeignete Governance-Strukturen signifikant gesteigert werden. Dabei gilt es eine Reihe von Einflussfaktoren zu berücksichtigen. CIOs sollten sich zunächst vor allem auf drei grundlegende Ansätze aus dem Bereich Governance konzentrieren.
Der Lösungsansatz – Governance
Im Kern zielt Governvance darauf ab, die IT-Strategie aus den Zielen des Gesamtunternehmens abzuleiten und koordiniert-gesteuert mit ihnen in Einklang zu bringen. Die Notwendigkeit hierfür kann im Wesentlichen auf eine Vielzahl an Projekten zurückgeführt werden, die - wenn auch in unterschiedlicher Form - einen IT-Bezug aufweisen. Diese Projekte besitzen jeweils eigene Ziele, werden allerdings von übergeordneten Unternehmenszielen und der Unternehmenspolitik überlagert, die häufig nur in bedingtem Maße Einfluß auf die Projekte und deren Ziele und Risiken nimmt.
Um diesen Zustand zu ändern und die IT-Strategie bis auf jedes einzelne Projekt herunter zu brechen, sind klare Strukturen sowie Prozesse und Entscheidungskompetenzen notwendig. Mit deren Hilfe werden die Ausrichtung der IT festgelegt und die Umsetzung und Risiken gesteuert.
CIO-Fokus 1 –Beteiligung des Business
Häufig liegt die Erstellung der IT-Strategie in der Verantwortung des CIOs. Bei der Initialisierung ist die Fachseite meist noch beteiligt, im Zuge der weiteren Ausarbeitung wird ihre Einbindung aber stark reduziert. Das ist jedoch nicht zufriedenstellend, da zentrale IT-strategische Fragestellungen alle Bereiche des Unternehmens betreffen und diese nicht zuletzt hohe Investitionen aus Gesamtunternehmenssicht nach sich ziehen.
Aus diesem Grund sollte gerade bei der Aufnahme von Anforderungen an die IT-Strategie eine möglichst intensive Beteiligung der Fachseite zum Beispiel durch Workshops oder Interviews erfolgen. Dadurch ist der Grundstein für den Erfolg der IT-Strategie gelegt.
CIO-Fokus 2 – Nachhaltigkeit gewährleisten
Auch bei einer Beteiligung von Managern und Experten der Fachseite muss anschließend sichergestellt werden, dass die aufgenommenen Anforderungen umgesetzt und Ziele eingehalten werden. Gerade diese Steuerungsfunktion nimmt jedoch Zeit in Anspruch.
Manager und Experten der Fachseite müssen somit längerfristig mitarbeiten und die IT-Strategie nicht als zeitlich begrenztes "Projekt" erachten (s. auch CIO-Fokus 3).
Durch die Nachhaltigkeit wird erreicht, dass es zu einer "gelebten" Integration der IT-Strategie in die Geschäftsstrategie kommt. Darüber hinaus kommt der IT-Strategie im Unternehmen eine höhere Aufmerksamkeit und ein höherer politischer Stellenwert zu. Die Umsetzung der IT-Strategie in die Praxis kann damit deutlich beschleunigt werden.
CIO-Fokus 3 – Prozesse und Strukturen implementieren
Die nachhaltige Beteiligung der Fachseite an der Formulierung und Steuerung der IT-strategischen Ziele kann nur durch die Implementierung von Governance-Instrumenten in Form von Strukturen, Prozessen und festgelegten Entscheidungsbefugnissen funktionieren.
Sie begünstigen nicht nur die Koordination und Zustimmung der Fachseite zu zentralen Zielen und Maßnahmen der IT. Sie ermöglichen durch eindeutige Entscheidungswege und -befugnisse sowie die Umsetzung der gesteckten Ziele vor allem in den IT-Projekten. Darüber hinaus wird durch die auf Dauer angelegten Organisationseinheiten und Prozesse der Erfolg des IT-Einsatzes und insbesondere von IT-Investitionen sichergestellt.
Häufig wird in Beratungsgesprächen nach einem geeigneten Governance-Modell gefragt oder nach Benchmarks im Hinblick auf "Best-of-Best-Governance". Es lässt sich aber kein allgemeingültiges oder gar optimales Modell definieren, da IT-Governance stark von geschäfts- und IT-spezifischen Faktoren wie dem jeweiligen Geschäftsmodell, dem Branchenumfeld oder auch der Sourcing-Strategie abhängig ist. Dennoch können einige Empfehlungen, die für alle Governance-Strukturen gelten, zusammengefasst werden.
Empfehlungen für Governance-Strukturen:
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Klare Zielsetzung für alle Governance-Organisationseinheiten und -Prozesse sowie eine Festlegung im Hinblick auf deren Zusammenspiel.
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Fokussierung auf die wichtigsten Aufgabenstellungen der Governance-Gremien - hierzu zählt aufgrund der starken Interdependenz zur IT-Strategie zwingend das IT-Projektportfolio-Management.
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Eindeutige Zuordnung von Entscheidungs- und Handlungsbefugnissen sowie von Verantwortlichkeiten - beispielsweise im Zuge von Anpassungen an IT-strategische Vorgaben.
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Unterstützung der Governance-Prozesse, etwa in Bezug auf die Verfügbarkeit von relevanten Daten oder Auswertungen.
Fazit
IT-Governance ist einerseits ein zentraler Erfolgsfaktor für die Einführung einer IT-Strategie. Andererseits stellt sie sicher, dass die IT-Strategie auf Langfristigkeit und Nachhaltigkeit ausgerichtet wird und operativ in den einzelnen IT-Projekten auch "ankommt". Den CIOs stehen wenige vergleichbare Hebel zur Verfügung, die so wirksam auf eine Wertsteigerung der IT abzielen.
Peter Ratzer ist Partner im Bereich Business IT Stategy bei Deloitte.