Allerorten mag von Globalisierung die Rede sein - Informatik-Studenten zieht es nicht ins Ausland. Wichtiger ist ihnen ein sicherer Job, der eine ausgewogene Work-Life-Balance bietet. Das geht aus einer Umfrage von Universum Communications hervor. Der Kölner Berater befragte insgesamt 20.000 Nachwuchs-Akademiker, und zwar neben Informatikern auch Ingenieure, Natur- und Wirtschaftswissenschaftler.
Dabei zeigen sich teils deutliche Unterschiede zwischen ITlern und den anderen Studenten. So erklärt im Schnitt jeder Zweite eine ausgewogene Work-Life-Balance zu seinem obersten Karriereziel. Bei den Informatikern sind es zehn Prozent weniger. Damit erreicht dieser Punkt aber immer noch Platz Eins der Liste.
Die Karriereziele zwei und drei sind nahezu deckungsgleich: Die jungen Leute wollen intellektuell herausgefordert sein (Informatiker: 37 Prozent, Durchschnitt: 40 Prozent). Wichtig ist ihnen ein sicherer und beständiger Job (Informatiker und Durchschnitt: jeweils 37 Prozent der Nennungen).
Während im Schnitt aller Befragten aber 25 Prozent eine internationale Laufbahn wünschen, sind es unter den ITlern nur 18 Prozent. Außerdem untermauert die Umfrage das Tekkie-Klischee: 28 Prozent der ITler geben an, "Technischer oder Fachexperte" sein zu wollen. Im Durchschnitt sagen das nur 18 Prozent.
Die Autoren der Umfrage wollten außerdem wissen, in welchen Firmen die jungen Menschen am liebsten arbeiten wollen. ITler zieht es zu Google - das Unternehmen liegt mit 25 Prozent der Nennungen klar vorn. Mit je 16 Prozent folgen IBM und Microsoft vor SAP (15 Prozent) und Apple (zwölf Prozent).
Bei dieser Frage lohnt eine Betrachtung nach Studienfächern, denn die Antworten weichen stark voneinander ab. So wollen Naturwissenschaftler sehr gern bei der Max-Planck-Gesellschaft (29 Prozent) oder der Fraunhofer-Gesellschaft (21 Prozent) arbeiten. Mit deutlichem Abstand folgen Bayer (15 Prozent), BASF (elf Prozent) und Roche (neun Prozent).
Wirtschaftswissenschaftler und Ingenieure dagegen sehen sich in der Automobilbranche. Als Top-Arbeitgeber nennen sie Audi. Dahinter rangieren aus Sicht von Wirtschaftswissenschaftlern Lufthansa, BMW, Porsche und McKinsey. Ingenieure nennen Porsche, BMW, Siemens und Volkswagen.
Zum Vergleich: Audi erreicht bei den ITlern nur Platz neun, BMW Rang elf und Porsche Platz 15. Umgekehrt liegt Google bei der Arbeitgeberwahl von Wirtschaftswissenschaftlern nur auf Platz sieben - und schafft es bei Ingenieuren und Naturwissenschaftlern überhaupt nicht unter die Top 50.
Die Jugend will ein freundliches Arbeitsumfeld
Doch egal, wo der Nachwuchs hin will und was er studiert - die Zeiten rohen Ehrgeizes scheinen vorbei. Unter den Stichworten "Mensch und Kultur" sollten die Umfrageteilnehmer Eigenschaften des idealen Arbeitgebers nennen. Knapp jeder Zweite (49 Prozent) nennt wiederum als erstes "eine gute Work-Life-Balance" (ITler: 45 Prozent). 41 Prozent wollen "ein freundliches Arbeitsumfeld" (ITler: 42 Prozent).
Dagegen sagen im Schnitt nur 38 Prozent, sie bevorzugten "Führungskräfte, die meine Entwicklung fördern". Hier stechen Informatiker wieder einmal deutlich heraus - denn von ihnen legen nur 31 Prozent wert auf solche Förderung.
Elite ohne Glanz
Gleichzeitig fühlen sich nur wenige als Elite. Dass der potenzielle Arbeitgeber "nur die besten Studenten rekrutiert", lockt nur acht Prozent der Befragten. Informatiker liegen mit zwölf Prozent etwas höher.