Acronis gehört zu den kleineren, unabhängigen Anbietern von Datensicherung, die sich ihren Platz im hart umkämpften Speichermarkt erhalten konnten. Das Ponemon-Institut hat nun in seinem Auftrag erneut eine international ausgerichtete Umfrage zum Einsatz von Backup- und Disaster-Recovery-Lösungen in kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMUs) durchgeführt. Dabei ging es ganz zeitgemäß auch um die Datensicherung in virtuellen und Cloud-Umgebungen.
Um das doch recht überraschende Ergebnis vorwegzunehmen: Im Unterschied zu rein physikalischen Umgebungen werden bei virtuellen Maschinen (VMs) weit seltener Backups durchgeführt. Das bedeutet ganz schlicht, dass die IT-Abteilungen noch weniger als eh schon üblich der Datensicherung ein geringeres Gewicht einräumen, als es notwendig wäre. Sie sind vielleicht auch deshalb so nachlässig, weil sie die Übersicht über die in VMs installierten Applikationen verloren haben.
Laut Umfrage virtualisieren kleine und mittelständische Unternehmen ihre IT-Infrastruktur mit steigender Tendenz: Rund 29 Prozent ihrer Server sollen bis zum Ende des Jahres 2012 auf diese Technologie umgestellt sein. Im Augenblick sind es erst 24 Prozent. Diese Angabe entspricht anderen Umfragen von Gartner oder IDC, die ebenfalls von einem niedrigen Durchsetzungsgrad ausgehen. Die Entwicklung geht also insgesamt langsam voran. Umso bedeutender sind Einschätzungen über den Umgang mit der Server-Virtualisierung und ihren unmittelbaren Folgen.
Die Gründe für Server-Virtualisierung
Als Hauptgründe für die Virtualisierung der Server-Infrastruktur nennen die befragten Unternehmen die erwartete höhere Effizienz und Flexibilität der Server. Neben der Auslastung der vorhandenen Server, die bisher nur selten voll in Anspruch genommen werden, spielt auch die schnellere Bereitstellung zusätzlicher Ressourcen eine Rolle. Ein oder mehrere virtualisierte Server haben in der Regel genug Luft, um sofort VMs für neue Applikationen oder Test- und Entwicklungsszenarien bereit zu stellen. Umständliche, lang dauernde Genehmigungs- und Implementierungsprozesse entfallen, auch muss nicht jedes Mal ein neuer physikalischer Server bereitgestellt oder gekauft werden.
Die Acronis-Untersuchung liefert konkrete Angaben darüber, wie viel Prozent der befragten Unternehmen sich in ihren virtualisierten Umgebungen um die Bereiche Backup und Disaster Recovery kümmern:
Backup und Disaster Recovery sträflich vernachlässigt
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Ein Drittel der Befragten (33 Prozent) sagte, dass bei VMs seltener als bei physikalischen Servern ein Backup durchgeführt wird.
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Mehr als die Hälfte (61 Prozent) führen bei VMs nur unregelmäßige Backups durch. Manche machen dies sogar nur einmal pro Woche oder nur einmal pro Monat.
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Lediglich 37 Prozent führen ein tägliches Backup bei ihren VMs durch.
Die Befragung zeigt auch einen offensichtlichen Widerspruch im Anwenderverhalten auf: Denn trotz dieses überwiegend nachlässigen Verhaltens, das Ausfälle der IT in Kauf nimmt, halten sich viele der mittelständischen Unternehmen gerade wegen der befürchteten Einschränkungen der Datensicherheit bei Cloud-Lösungen zurück.
Erst rund ein Fünftel der IT-Infrastruktur ist laut Umfrage Cloud-basiert. Noch 2010 hatten 87 Prozent der Befragten allerdings angegeben, dass sie ein deutliches Wachstum bei den Cloud-Installationen planen würden.
Externes Backup durch Cloud-Provider kaum genutzt
Bei Acronis heißt es dazu: „Als Gründe dafür, dass dieser Zuwachs geringer als erwartet ausgefallen ist, werden genannt: Bedenken im Hinblick auf die Wiederherstellung von Daten im Disaster-Fall, Sicherheitsrisiken und mangelndes Vertrauen in den Cloud-Provider.“
Ein externes Backup per Cloud-Provider wird lediglich von 21 Prozent der Befragten genutzt. Dies steht in Kontrast dazu, dass immerhin 42 Prozent der Befragten nach wie vor auf die Aufbewahrung von Tapes oder Disks außerhalb des Unternehmens setzen.
Für Michael Hon-Mong, Geschäftsführer von Acronis, wächst langfristig gesehen der Anteil jener Unternehmen, die sich Virtualisierung ihrer IT-Infrastruktur oder für Cloud-Services entscheiden. Für ihn ist es „aber doch mehr als erstaunlich, dass das Thema Backup virtueller Maschinen dabei schon fast sträflich vernachlässigt wird. Das erinnert etwas an russisches Roulette. Wenn es nicht gut geht, kann es ernsthafte Konsequenzen für die Unternehmen zur Folge haben.”
Russisches Roulette bei virtualisierten Servern
Die Befragung wurde im September und Oktober 2011 bei rund 6000 IT-Managern in kleinen und mittelständischen Unternehmen mit maximal 1000 Beschäftigten durchgeführt. Folgende 18 Länder nahmen teil: Deutschland, Australien, Brasilien, China, Frankreich, Großbritannien, Hongkong, Indien, Italien, Japan, Niederlande, Norwegen, Russland, Saudi-Arabien, Schweden, Schweiz, Singapur und USA. In Deutschland beteiligten sich 520 Unternehmen an der Studie. Auf Grund dieser Zahlen kann die Studie als repräsentativ gelten.