Es tut sich was in Sachen SOA: Aktuell geben 47 Prozent von 111 Unternehmen an, mit einer Service-orientierten Architektur zu arbeiten. 2008 waren es noch elf Prozent weniger. Das geht aus dem "SOA Check 2009" von Analyst Wolfgang Martin in Zusammenarbeit mit dem Wirtschaftsingenieur Julian Eckert (Technische Universität Darmstadt) hervor. "SOA lebt", jubeln denn auch die Autoren.
Allerdings: Von einer einheitlichen Definition kann keine Rede sein. Auf die Frage, was unter SOA zu verstehen ist, nennen 43 Prozent die IT-Architektur. 24 Prozent nennen die Unternehmens-Architektur und 21 Prozent Technologie für Schnittstellen.
Bei den Zielen, die mit Service-orientierten Architekturen verbunden sind, dominieren die Steigerung der Flexibilität (27 Prozent) vor Prozessoptimierung (21 Prozent) und der Verkürzung der Time-to-Market-Spanne (14 Prozent).
Die Ziele haben sich in den vergangenen zwei Jahren verschoben: 2007 hatten noch 15 Prozent der Befragten angegeben, mit SOA Kosten senken zu wollen. Jetzt sind es nur noch fünf Prozent. Vor zwei Jahren hielten außerdem dreizehn Prozent SOA für ein Mittel der Produktivitäts-Steigerung, jetzt sind es nur noch sieben Prozent.
An der Bedeutung von SOA wird offenbar nicht gerüttelt. Insgesamt 53 Prozent der Befragten messen Service-orientierten Architekturen in ihrem Unternehmen große bis sehr große Bedeutung bei. Das ist seit zwei Jahren in etwa konstant. Gleichzeitig ist die Zahl derer, die dem Thema geringe oder sehr geringe Wichtigkeit zugestehen, von 28 auf 14 Prozent zurückgegangen.
Die Analysten wollten wissen, wie weit der SOA-Einsatz gediehen ist. 43 Prozent sehen sich mitten auf dem Weg der Umsetzung einer unternehmensweiten SOA, 25 Prozent noch in der Anfangsphase. 17 Prozent sind noch nicht so weit, sie planen noch. 15 Prozent wiederum haben bereits die Endphase der Umsetzung erreicht.
Bei SOA hapert es am Change Management
Schwachpunkte sehen die Autoren der Studie beim Change Management. Nur gut jeder Dritte (35 Prozent) erklärt, die Fachabteilungen per Change Management grundsätzlich in SOA-Projekte einzubeziehen, 31 Prozent sparen sich das. 24 Prozent sehen SOA ohnehin als reines IT-Thema.
Dennoch ist die IT nicht mehr der wichtigste Treiber. 2007 hatten noch 58 Prozent der Befragten den CIO als "SOA Sponsor" genannt, jetzt sind es nur noch 29 Prozent. Im Gegenzug hat sich die Geschäftsführung von 13 auf 26 Prozent gemausert.
Ein weiteres Ergebnis: Nicht jeder, der mit Service-orientierten Architekturen arbeitet, nutzt Service Level Agreements (SLAs). Nur 49 Prozent geben an, grundsätzlich SLAs festzulegen (2008: 45 Prozent). 31 Prozent vereinbaren SLAs nur für extern bezogene Servcies und 20 Prozent überhaupt keine.
IBM und SAP vorn - Oracle profitiert nicht von BEA-Übernahme
Wichtigste Player bei SOA bleiben SAP und IBM, die seit 2007 an der Spitze stehen. Gleich dahinter rangieren allerdings Eigenentwicklungen - was aus Sicht der Studienautoren daran liegt, dass der Markt noch so jung ist. Weitere etablierte Player sind IDS Scheer, Microsoft und die Software AG.
Oracle hat in Sachen Marktsichtbarkeit nicht von der BEA-Übernahme profitiert, so die Analysten. Oracle hatte den Spezialisten Anfang 2008 im zweiten Anlauf für 8,5 Milliarden US-Dollar geschluckt.
Analyst Wolfgang Martin und Julian Eckert von der TU Darmstadt haben für den "SOA Check 2009" 111 Entscheider befragt. Fazit der Autoren: SOA habe weitere Fortschritte gemacht. "Das Thema ist gesetzt, der Hype ist weg", schreiben sie.