Kommunikation und Kontakte sicher über trendige Endgeräte abrufbar zu machen wird seit langem vorrausgesetzt. CIOs selbst haben diese Erwartung vor über zehn Jahren über die zentrale Verteilung des Blackberry erfüllt. Doch dieser reicht in Verbindung zum Laptop längst nicht mehr aus, um den Anforderungen von Nutzern in Bezug auf mobile Zusammenarbeit und Vernetzung über Social Media gerecht zu werden. Das Chart 1 zeigt den Übergang von der ersten in die zweite Welle von Mobile Enterprise, der Ablösung des PCs. Diese hat mit der Einführung von iPads als Arbeitsgerät für Top Executives in Unternehmen begonnen und erreicht nun über die massive Einführung von einer Mischung aus Android, Microsoft und iOS Geräten zurzeit vornehmlich von Samsung und Apple den Höhepunkt.
Obwohl diese Entwicklung nicht völlig überraschend kommt hinterlässt sie nun deutliche Spuren. Grössere Anbieter werden auf kaltem Fuß erwischt. Die jüngsten Quartalsergebnisse von klassischen PC Herstellern sprechen eine deutliche Sprache. Während Samsung in einem einzigen Quartal sechs Milliarden Euro Gewinn in der Elektroniksparte einfährt stehen bei HP, Fujitsu und Dell harte Sanierungsmaßnahmen in der PC Sparte an.
Die Vielfalt von Endgeräten muss nicht zwangsläufig abnehmen. Bei einer Betrachtung der reinen Marktanteile und deren jüngster Entwicklung kommt der Eindruck auf, dass Samsung als ernste Alternative zu Apple das Rennen bestimmt. Gerade weil die innovativen und druckvollen Südkoreaner auch die zwei populärsten Mobile-Apps-Plattformen neben iTunes abdecken: Google Android und Microsoft mit Windows 8.
Doch solche Tendenzen im Device-Umfeld können sich sehr schnell drehen. Vor nicht einmal zehn Jahren wurde Nokia als marktbeherrschender Anbieter mit über 40 Prozent Marktanteil sehr aufmerksam von den Wettbewerbshütern aus Brüssel beobachtet. Vor zwei Jahren war Apple der unangefochtene Innovationsführer.
Sicher ist, dass das Smartphones den PC ersetzen - und das mit sehr hoher Geschwindigkeit. Für CIOs ist das eine gravierende Veränderung. Über kurz oder lang werden Geschäftsreisende ganz auf mobile Endgeräte verzichten die mehr als 700 Gramm wiegen. Die Anwendungsszenarien, in denen man sich nur auf sein Smartphone oder Tablet verlässt, um damit produktiv zu arbeiten nehmen ständig zu.
Funktionalität wird zum Erfolgsfaktor
Die mobile Revolution trifft IT-Abteilungen keineswegs unvorbereitet. Die Anforderung, Vorstände und andere wichtige Entscheidungsträger mit mobilem VIP Support auszustatten, ist nicht neu. Doch wenn der Laptop als Backup ganz verschwindet, reicht eine sichere Kommunikationslösung über Smartphones und Pads als Mobile Solution einfach nicht mehr aus.
IT-Abteilungen stehen unter hohem Druck Endgeräte mit verschiedensten Betriebssystemen nicht nur sicher zu verwalten, sondern auch als Arbeitspferd für alles nutzbar zu machen was im Unternehmenskontext erforderlich ist.
Durchgängige Mobilisierung des Arbeitsplatzes bei voller Funktionsfähigkeit
Jetzt ist der Moment, das Potenzial der Smartphones und Tablets für wirkungsvolle Prozessabläufe zu heben. Dafür müssen nun eine Reihe von wichtigen Entscheidungen getroffen werden. Ein zentraler Baustein der IT-Strategie zur Unternehmensmobilisierung ist die mobile Platform aus der Cloud. Es gilt, fundamentale Entscheidungen darüber zu treffen, wie Unternehmensanwendungen künftig auf die verschiedensten Endgeräte gespielt werden.
2 Wege der Integration mobiler Endgeräte und Anwendungen
Die Integration mobiler Endgeräte und Anwendungen in die Unternehmensprozesslandschaft kann dabei grundlegend auf zwei Arten realisiert werden:
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1. Virtualisierung des Desktops - Ansteuerung über mobile Endgeräte
Jahresabschlussberichte über Excel zu generierien, Sitzungsprotokolle für den Vorstand aufzubreiten und wissenschaftliche Studien zu kommentieren, gehören zu Tätigkeiten für die auch heute noch fast ausschliesslich der klassische PC verwendet wird. Heute denken die wenigsten Menschen daran dafür ein Smartphone zu verwenden. Doch dieses Ausmaß der Funktionalität muss erreicht werden bevor der letzte Controller im Unternehmen seinen Laptop abgibt.
Dafür bietet sich der Weg über Virtualisierung des Desktops an. Der Cloud-basierte Desktop kann über jedes Device mit einem Webbrowser angesteuert werden. Klassische Office-Funktionalitäten wie Word und Excel können genauso virtualisiert werden wie Unternehmensanwendungen die nicht von Alt-Systemen abhängig sind.
Derzeit ist das allerdings noch keine universelle Lösung, weil ein Großteil an kritischen Anwendungen nur mit hohem Aufwand virtualisierbar ist. Bevor man diesen Weg einschlägt muss ein gründliches Audit der elementaren Unternehmensanwendungen sowie der Lizenzmodelle durchgeführt werden.
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2. Appetizierung von kritischen Anwendungen - auch wenn sie nicht virtualisierbar sind
Grundsätzlich können alle Anwendungen appetiziert werden, egal wo sie laufen. Als Appetizer versteht man kleine verdaubare Häppchen, die in der Absicht dargeboten werden Lust, auf mehr zu generieren. Genauso lassen sich kritische Funktionen aus komplexen Unternehmensanwendungen mobil aufbereiten.
Über mobile Apps können Frontends für häufig gebrauchte Kernfunktionen aus komplexen Altsystemen neu zusammengeschnitten und über ein mobiles Cockpit managementtauglich aufbereitet werden. In den allermeisten Fällen sind es wenige Funktionen die mobil gebraucht werden.
Anwendungen auf mobile Geräte zuschneiden
Anwendungen müssen auf die mobile Nutzung zugeschnitten werden. Niemand möchte von unterwegs auf der Screen in der Größe eines Bierdeckels im klassischen CRM-System herumstochern, um die Maske zu finden, welche die Reisefreigabe für einen Mitarbeiter ermöglicht. Gerade bei älteren Applikationen, für die eine Bedienbarkeit im Sinne von Web 2.0 nicht möglich erscheint, muss eine Alternative zur mobilen Nutzung geschaffen werden.
Für die Bedienung von mobilen Anwendungen gelten drei Regeln: Einfachheit, Einfachheit und Einfachheit. Mobile Anwender sind es gewohnt E-Mails mit dem Daumen zu verfassen und Bilder mit zwei Fingern groß zu ziehen.
In der Personalwirtschaft sind es beispielsweise Urlaubs- und Reisekostenfreigabe, Teamverwaltung, Training und Reports über Kosten. Die am häufigsten verwendeten Funktionen von Unternehmensanwendungen von Managern und Mitarbeitern lassen sich über Nutzerumfragen im eigenen Unternehmen schnell ermitteln.
Appetization beinhaltet in der Regel aufwendige Integrationsprojekte. Damit es sich lohnt ist ein guter Audit über wichtige Prozesse genauso unabdingbar wie eine Konzentration auf die wichtigen Funktionalitäten die wirklich gebraucht werden.
Checkliste: Mobile Audit mit Fachabteilungen
Das Nutzererlebnis muss dem von gängigen Smartphones entsprechen. Dies ist wohl die größte Herausforderung von allen. Es geht nicht nur um die Unterstützung der neuen Generation von Endgeräten, und das sobald sie vom Band läuft. Nutzer stellen zudem hohe Anforderungen an Social Media, geteilte Cloud-Services und die Möglichkeit neue nützliche Dienste selbst zu beschaffen und zu konfigurieren.
Die Unternehmens-IT wird auch zukünftig die finale Entscheidung über die richtige Architektur und die unterstützten Endgeräte treffen, wenn sie sich an diesen Anforderungen misst und eins berücksichtigt: Jetzt ist die Zeit gekommen in der Formfaktor und Möglichkeiten der mobilen Endgeräte maßgeblich vom Endanwender selbst bestimmt werden.
Henning Dransfeld ist Senior Analyst bei Forrester Research.