Die Analysten haben 36 Schlüssel-Technologien untersucht und wollten wissen, welche davon noch reifen müssen, welche sich im Moment durchsetzen und welche wie schnell vom Mainstream übernommen werden. Dabei haben sie die drei Mega-Trends genauer unter die Lupe genommen und sagen im Einzelnen Folgendes voraus:
Web 2.0
Das große Plus von Web 2.0 besteht in der Einbindung der Nutzer. Gartner nennt vier konkrete Entwicklungen:
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Mit Social Network Analysis (SNA) können Unternehmen die Informationen und das Wissen vieler Menschen und deren persönlicher Netzwerke in Gewinn umwandeln, weil Zielgruppen identifizierbar und Projekt-Teams besser zusammengestellt werden können. SNA wird in den nächsten zwei Jahren deutlich reifen.
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Ajax stellt eine Sammlung von Techniken bereit, mit denen Web-Entwickler den Nutzern den Umgang mit Browsern und Web-Anwendungen erleichtern. Beispiele sind die aktuelle Version des Internet Explorer, Firefox, Mozilla, Safari oder Opera. In den nächsten zwei Jahren wird Ajax immer öfter zum Einsatz kommen.
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Collective Intelligence beschreibt den Ansatz, geistige Inhalte wie Codes, Dokumente oder Indexierungen aus der Zusammenarbeit mehrerer Mitarbeiter ohne zentrale Autorität zu erstellen. Collective Intelligence wird sich in den nächsten fünf bis zehn Jahren durchsetzen. Unternehmen versprechen sich davon einen kostengünstigen Weg, Content, Metadaten und Software zu produzieren.
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Als Mashup bezeichnet Gartner die leichtgewichtige Integration von Anwendungen aus verschiedenen Quellen - zum Beispiel öffentlichen Web-Sites - in ein einzelnes Angebot. Der Vorteil ihrer einfachen Entwicklung wird allerdings durch ihre hohe Verletzbarkeit geschmälert. Die Analysten gehen trotzdem davon aus, dass sich Mashup binnen zwei Jahren zum Mainstream entwickelt.
Real World Web
Das Real World Web holt das Internet aus der rein virtuellen Ecke heraus, weil es mit seiner Umgebung interagieren kann. Konkret geht es um drei Technologien:
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Über Local-aware technologies wie Global-Positioning-Systeme (GPS) in Handys und anderen Endgeräten können deren Nutzer lokalisiert werden. Gartner sagt voraus, dass sich diese Technologien in den kommenden zwei Jahren deutlich entwickeln, so dass der Wirtschaft eine ganze Reihe standardisierter Anwendungsschnittstellen zur Verfügung stehen werden.
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Location-aware applications werden sich in den nächsten fünf Jahren durchsetzen. Immer mehr Anbieter entwickeln Anwendungen für GPS-fähige Geräte, die zum Beispiel in Logistik und Transport eingesetzt werden. Im Vergleich mit den USA ist Europa ein ganzes Stück voraus - die mobilen Netzwerke hier sind leistungsfähiger und stärker standardisiert.
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Sensor Mesh Networks bilden ad hoc dynamische Peer-to-Peer-Netze mit Netzwerk- und Computing-Fähigkeiten. Der Markt dafür ist noch sehr unreif und stark fragmentiert, die entsprechenden Lösungen sind bisher eigentlich nur für echte IT-Freaks interessant. Gartner erwartet aber, dass Sensor Mesh Networks ab 2015 auch für den Massenmarkt interessant werden, Investitionen in diesen Bereich sind daher als taktische Frage zu sehen.
Applications Architecture
Auf der SOA-Welle segeln drei Technologien mit:
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Event-driven Architecture (EDA) bezeichnet einen Ansatz für dezentralisierte Anwendungen mit bestimmten diskreten Funktionen, die in einzelne Module verpackt sind. Dabei können Event-Objekte direkt von der Applikation generiert werden oder von einem Agenten, der zum Beispiel Nachrichten oder die Header von Nachrichten untersucht. Obwohl EDAs ihren Durchbruch erst in fünf bis zehn Jahren haben werden, arbeiten einzelne Branchen wie Finanzen, Energie oder Telekommunikation schon jetzt damit.
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Model-driven Architecture ist ein eingetragenes Warenzeichen der Object Management Group (OMG) für den Ansatz, Business-Level Funktionalitäten von der Technik des Implementierens zu trennen. Hintergrund ist der Gedanke, Business-Level Funktionalitäten nach Standards wie etwa Unified Modeling Language (UML) zu modellieren, damit sie unabhängig von den Erfordernissen der jeweiligen Plattform laufen.
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Corporate Semantic Web verwendet semantische Web Technologien wie Web Ontology Language oder Resource Description Framework für den Inhalt von Unternehmens-Websites. Obwohl die massenhafte Nutzung von Corporate Semantic Web noch fünf bis zehn Jahre auf sich warten lassen dürfte, haben einzelne Sparten wie Life Sciences bereits damit begonnen, um Kosten zu senken und die Datenqualität zu verbessern.
Für Gartner-Analystin Jackie Fenn liegen die aufgeführten Entwicklungen im allgemeinen Trend zur Publikums-Orientierung der Informationstechnologie. So habe das Phänomen Web 2.0 das Internet für den Konsumenten neu definiert. Unternehmen müssen ihre Unternehmens-IT an solchen Entwicklungen ausrichten, um Nutzen daraus zu ziehen, so Fenn.
Letztlich aber gelte bei allem Hype immer noch: Jeder CIO muss abwägen, welche Lösungen für sein Unternehmen erforderlich sind.