"Ich wette, dass IT In zehn Jahren der entscheidende Schlüssel zur individuellen Mobilität sein wird. Dies schließt auch die IT im Fahrzeug ein. IT wird deshalb einen erheblichen Beitrag zur Wertschöpfung der Automobilhersteller beitragen."
Vor 125 Jahren hat Carl Benz mit der Erfindung des Automobils das Fundament für individuelle Mobilität gelegt. Der Besitz eines Traumwagens galt Jahrzehnte als das Non-Plus-Ultra. Doch Megatrends wie die fortschreitende Globalisierung, eine stetig steigende Verkehrsdichte in Städten, Umweltschutz und Klimapolitik oder der Wunsch nach Individualisierung verändern dies massiv. Hinzu kommt die Durchdringung der Gesellschaft mit mobilem Internet, was die zunehmende Vernetzung von Menschen, Fahrzeugen und Infrastruktur vorantreibt.
Mit zwei Effekten: Einerseits ändern sich die Anforderungen der Kunden. Die "Always-on"-Generation erwartet allzeit Zugang zu Informationen und mobilen Services, das Auto wird Teil des erweiterten Wohnraums. In ihrem digitalen Lifestyle will sie permanent mit ihrer Umwelt vernetzt sein, ob zu Hause, unterwegs, im oder außerhalb des Fahrzeugs. Kundenprofile mit Vorlieben und persönlichen Daten sollen fahrzeug-, orts- und geräteübergreifend abrufbar sein. Andererseits entstehen neue Marktbedarfe: Dass 30 Prozent der jüngeren Generation schon heute kein Auto mehr besitzen wollen, zeigt eine weitere Facette sich verändernder Käuferschichten.
Die flexible Nutzung wird wichtiger als der Besitz. Mobilitätsangebote müssen um attraktive Mehrwertdienste erweitert werden, und wir brauchen Infrastrukturen, die jederzeit mobil verfügbare, individuell abgestimmte Informationen zum Kontext des Kunden bereitstellen. Kurz, individuelle Mobilität funktioniert künftig nach eigenen Regeln. Wie bei einem Fingerabdruck steht sie für die eigene DNA mit unterschiedlichen Mobilitätsstilen, Spontaneität und Unabhängigkeit.
In beiden Fällen wird IT zum wettbewerbsdifferenzierenden Faktor und wird bis 2020 einen Quantensprung individueller Mobilität realisieren: in der Verkehrsinfrastruktur, bei der kontextsensitiven Unterstützung des Fahrers durch Assistenzsysteme und bei der Insassenunterhaltung. Die flexible Nutzung unterschiedlicher Verkehrsmittel, also Intermodalität, erlaubt durch neue Mobilitätskonzepte problemlos den Umstieg vom Halter zum Nutzer. Neue Geschäftsmodelle ergänzen diese Entwicklung. So wird nicht mehr das Fahrzeug, sondern die Art und Weise der Nutzung versichert. Pay-As-You-Drive (zeitbezogene Nutzung), zum Beispiel, oder Pay-How-You-Drive (Fahrstil) konzentrieren sich rein auf die individuellen Mobilitätsansprüche.
Seamless Integration und Kontextmanagement
Damit dies gelingt, werden heute absehbare Entwicklungen durch IT zur Normalität: Seamless Integration und Kontextmanagement. Allzeit verfügbare, nahtlos integrierte Daten ("seamless") bilden die Grundvoraussetzung für individuelle Mobilität, unabhängig von Endgerät (Device), Ort oder aktueller Infrastruktur. Informationen jeglicher Art werden kommunikativ aufbereitet und entsprechend dem Kontext zur Verfügung stehen.
Ein Beispiel: Lieblingsmusik zu Hause ist über Apps jederzeit auf dem Smartphone abrufbar und steht im gemieteten car2go-Smart ebenfalls zur Verfügung. Die technische Verbindung der Devices zum Backend, aber auch deren Durchgängigkeit (PC - Smartphone - Fahrzeug - Smartphone) stellen dabei nur eine Herausforderung dar. Sicherheitsaspekte sind zu bewältigen, wie der Schutz persönlicher Daten in einer Cloud oder die Sicherstellung von Fahrzeugfunktionen wie Bremsen. Und für die unterschiedlichen Entwicklungszyklen von Fahrzeug und mobiler Technologie sind im Sinne "time-to-business" und "time-to-market" ebenfalls noch Lösungen zu finden.
Für das Kontextmanagement wird IT in zehn Jahren die Aspekte Ort, Identität und Zustand intelligent verknüpft haben. Location Based Services (zum Beispiel lokale Serviceaktionen meines Mercedes-Benz Händlers) stehen individuell zur Verfügung. Die Verbindung lokaler Informationen mit persönlichen Bedürfnissen erhöht so deutlich den Komfort für Fahrzeug und Fahrer. Die Autorisierung und Identifikation von Nutzer/Fahrer, Fahrzeug und Umgebung wird den Zugang zum Fahrzeug oder die Weitergabe korrekter Daten, zum Beispiel bei Bezahlvorgängen, sicherstellen.
Das Management des persönlichen Zustands rundet den Leistungshub ab: Wie fühle ich mich? Was habe ich noch vor? Je nach Zustand werden mir im Fahrzeug kontextsensitive Hinweise auf einem geteilten Bildschirm für Fahrerinformation oder Insassenunterhaltung angeboten.
IT wird das Rückgrat jedes Dienstleistungsmodells sein. Perfekt integrierte Backends werden Informationen aus vielfältigen Quellen und diversen Partnern vorhalten, managen und im richtigen Kontext für den Kunden unsichtbar, aber wirksam zur Verfügung stellen. IT wird so zum Manager der Konnektivität. Sie übernimmt neben der rein technologischen Entwicklung eine zunehmend größere Verantwortung für den Geschäftserfolg.
IT wird Teil der Kernprozesse und neuer Geschäftsmodelle
In diesem Sinne geht mit der aktuellen Entwicklung ein Rollenwechsel der IT einher - vom Support zum Enabler. Erst IT ermöglicht Datenintegrität und -konnektivität und wird so der entscheidende Schlüssel zur Bewältigung der Anforderungen an individuelle, zukunftsorientierte Mobilität sein. Sie wird Lösungen entwickeln, die ein sicheres, effizientes Autofahren ermöglichen und ökonomisch als auch ökologisch sinnvolle Flottensteuerung sowie die Vernetzung von Verkehrssystemen unterstützen. Damit wird IT Teil der Kernprozesse ‚Fahrzeug’ und ‚Infrastruktur’ und schafft Potenziale für neue Geschäftsmodelle. IT trägt deshalb maßgeblich zur Wertschöpfung im Unternehmen bei!
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