Das Internet ist mittlerweile zum wichtigsten Kanal für Großunternehmen avanciert, um freie Stellen zu besetzen. 72,6 Prozent der Firmen schreiben sie auf der eigenen Web-Seite aus, gut die Hälfte (50,2 Prozent) nutzt externe Stellenbörsen im Internet. In Print-Medien wird dagegen nicht einmal mehr jede vierte freie Stelle beworben (22,9 Prozent).
Dass die Online-Ausschreibung auch ein erfolgreicher Weg ist, um neue Mitarbeiter zu gewinnen, zeigt eine weitere Zahl. Mehr als die Hälfte der Einstellungen geht mittlerweile auf eine Stellenausschreibung im Web zurück (56,2 Prozent). Nur 18,7 Prozent der freien Stellen werden dagegen an Kandidaten vergeben, die sich auf eine Anzeige in gedruckten Medien hin beworben haben.
Eine Vorreiterstellung bescheinigt die Studie in beiden Fällen Deutschland. Hier schreiben die Firmen bereits fast zwei Drittel ihrer Vakanzen im Internet aus. Auch resultieren zwei von drei Neuanstellungen aus einer Stellenanzeige im Netz.
Bei den Bewerbungen setzen große Firmen ebenfalls mehr und mehr auf elektronische Verfahren. Innerhalb der letzten Jahre ist die Bedeutung von elektronischen Bewerbungen unablässig gestiegen. Fast zwei Drittel aller Bewerbungen trudeln über digitale Anwendungen bei den Firmen ein (62,2 Prozent). Deutschland liegt etwas unter dem europaweiten Durchschnitt. Gut die Hälfte der Anwärter auf einen Job schicken hier ihre Bewerbung auf elektronischem Wege (51,3 Prozent). Bis 2011 rechnen die befragten Firmen damit, dass der Anteil der E-Bewerbungen auf 78,5 Prozent steigen wird.
Der Mehrzahl der Unternehmen gefällt diese Entwicklung. 55,8 Prozent gaben an, lieber elektronische Formulare über die eigene Homepage oder ein Job-Portal zu erhalten als Papier-Bewerbungen per Post. Einen der Hauptvorteile sehen die Unternehmen darin, dass sie Bewerbungen in digitaler Form ohne weiteren Zwischenschritt direkt bearbeiten können. Vorbereitete Formulare auf der eigenen Web-Seite oder einem Karriere-Portal ziehen dabei die meisten einer Bewerbung via E-Mail vor.
Kampf um die besten Köpfe steht bevor
Der Wettbewerb um Talente wird nach Ansicht vieler Befragter in den kommenden Jahren deutlich härter werden. Als Ursache sehen viele Firmen die zunehmende Knappheit von Arbeitskräften wegen demographischer Veränderungen an. Als Reaktion auf diese Entwicklung gewinnt die Suche nach Arbeitskräften über Ländergrenzen hinweg an Bedeutung. 45,5 Prozent der Befragten sehen dies als eher wichtig oder sehr wichtig an. In Deutschland dagegen ist es nur gut jedes vierte Unternehmen, das der internationalen Rekrutierung für die nächsten Jahre hohe Bedeutung beimisst.
Auf ausländische Stellen-Portale greifen bisher nur drei von zehn Unternehmen zurück, um neue Mitarbeiter zu gewinnen. (29,4 Prozent) Knapp ein weiteres Fünftel plant dies für die Zukunft (18,8 Prozent). Doch gut die Hälfte befasst sich überhaupt nicht mit Internet-Stellenbörsen im Ausland. Von den Firmen, die über die Grenzen hinweg im Netz nach geeigneten Kandidaten suchen, veröffentlichen 41,5 Prozent oft oder sehr oft Stellenanzeigen auf ausländischen Karriere-Seiten. Nur 16,7 Prozent hingegen durchsuchen auf diesen Seiten aktiv die Lebensläufe möglicher künftiger Angestellter.
E-Recruiting spart Zeit und Geld
Bewerbungen über digitale Anwendungen zu bearbeiten, hat für viele Firmen offenbar auch geldwerte Vorteile. 82,4 Prozent der großen Firmen gaben in der Umfrage an, dass Systeme zum Bewerber-Management die Gewinnung neuen Personals beschleunigt hätten. Mehr als zwei Drittel der Befragten konnten dadurch die Kosten der Rekrutierung senken. Mehr als drei Viertel gaben an, die Gewinnung geeigneter Mitarbeiter koste sie nun weniger, als andere Firmen derselben Größe im Durchschnitt dafür ausgeben müssten. 58,1 Prozent sagten, sie fänden mithilfe eines Management-Systems nun bessere Bewerber als zuvor.
Durchgeführt hat die Befragung "Recruiting Trends 2007 - European Union" das Centre of Human Resources Information Systems (CHRIS), ein Forschungsprojekt der Universitäten Frankfurt/Main und Bamberg. Auftraggeber war das Karriere-Portal Monster. Im Sommer 2006 wurden für die empirische Untersuchung die 1.000 größten Firmen in der Europäischen Union angeschrieben. 102 schickten verwertbare Fragebögen zurück.
Gefragt wurden die Firmen nach den Anforderungen an einzustellende Mitarbeiter und nach den verschiedenen Kanälen, über die sie Personal rekrutieren. Zudem wurde unter anderem nach dem Anteil und der Bedeutung von elektronischen Bewerbungen gefragt. Im Rahmen der Untersuchung wurde zudem eine Fallstudie zum Thema E-Recruitment bei der Bertelsmann AG durchgeführt.