IT-Kennzahlen

Jeder 6. IT-Mitarbeiter arbeitet extern

31.08.2010 von Rolf Röwekamp
Jeder sechste IT-Mitarbeiter eines Unternehmens arbeitet inzwischen extern bei einem Dienstleister, Tendenz steigend. Auch die Allianz hat ausgelagert und musste deshalb die interne Mitarbeiter-Qualifikation deutlich verbessern. Von Kosten pro betreutem PC hält Kurt Servatius allerdings nichts.
Laut der Datenbank der International IT Benchmark Association (IITBA) beträgt das Verhältnis von externen zu internen IT-Mitarbeitern 1:5.

Die Mitarbeiter sind immer noch die wichtigste Ressource in Unternehmen. Personalbezogene IT-Kennzahlen sollten deshalb Bestandteil jedes guten Benchmarkings sein. Das gilt vor allem für die internen IT-Personalkosten, die in der Regel den höchsten Fixkostenanteil an den IT-Gesamtkosten ausmachen.

Laut der Datenbank der International IT Benchmark Association (IITBA) beträgt das Verhältnis von externen zu internen IT-Mitarbeitern 1:5. Das bedeutet, dass im Durchschnitt jeder sechste IT-Mitarbeiter eines Unternehmens ein Externer ist, Tendenz steigend.

"Die Auslagerung von IT-Aufgaben ist für Unternehmen oft die einzige Möglichkeit, die Anforderungen zu bewältigen", unterstreicht Professor Helmut Krcmar vom Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik der Technischen Universität München. Das schafft aber mitunter Probleme, wie Professor Gerold Riempp vom Institute of Research on Information Systems der European Business School ergänzt. "Beim Outsourcing lassen sich mögliche Ineffizienzen durch Leverage-Effekte gut verstecken, wenn ein erheblicher Teil der IT-Leistungen durch Externe erbracht wird."

Die Allianz SE verfolgt beim Outsourcing ein klares Ziel: "Die IT ist unser operatives Rückgrat, und wir sind als Allianz-Konzern nie leichtfertig damit gewesen, Mitarbeiter und ihre Themen nach außen zu geben", sagt Kurt Servatius, Executive Vice President bei der Allianz SE und unter anderem verantwortlich für die eHR-Projekte. Trotzdem hatte die Allianz 2007 einen großen Outsourcing-Deal abgeschlossen und die Bereiche Netz, Telekommunikation und Endgerätegerätebetreuung in Deutschland zusammen mit den Mitarbeitern übergeben. "Das war ein ganz bewusster, lange überlegter und stringent umgesetzter Prozess."

Bei steigender externer Vergabe gilt es, die internen Mitarbeiter sehr viel höher zu qualifizieren, da sie die Externen vielfach auch steuern müssen, ergänzt Servatius. Das tritt in mittelgroßen Unternehmen mit nur wenigen IT-Mitarbeitern besonders deutlich hervor. "Hier müssen Sie oft Super-Generalisten haben."

Zur frühzeitigen Identifikation von potenziellen Qualifikationslücken setzt die Allianz bereits seit einiger Zeit auf einen innovativen Ansatz. Mit "Strategic Workforce Planning" lassen sich Entwicklungsverläufe in der Qualifikation der Mitarbeiter analysieren und unter dem Eindruck des demografischen Wandels simulieren, um künftige Lücken früh zu erkennen und gegensteuern zu können, zum Beispiel durch eigene Ausbildung oder den Zukauf von Externen.

Bevor jedoch externe Mitarbeiter eingebunden werden, sucht die Allianz zunächst die interne Zusammenarbeit. "Vom Führungsthema her ist es immer meine Erfahrung gewesen, dass man für IT-Mitarbeiter ein passendes Fachkarrieremodell umsetzen muss", erläutert Servatius. "Denn neben dem Hierarchieaspekt lassen sich IT-Mitarbeiter sehr gut am Thema selbst motivieren. Sie brauchen kein Lametta und keine große Strategie." Da seien die Aufgabe sowie das Thema, und am Ende zähle, dass man etwas geschaffen habe. Diesen Geist in der Mannschaft zu haben sei wichtig.

Kennzahlen kritisch betrachten

Pauschal kann festgehalten werden, dass die langfristigen Qualifikationen im eigenen Unternehmen entwickelt werden müssen, während die kurzfristigen eher herausgegeben werden können. Das spiegelt sich auch in der Erfahrung der beiden Professoren und IITBA-Vorstände Riempp und Krcmar wider. Sie betonen, dass bei der Erbringung von IT-Leistungen durch Outsourcing-Dienstleister insbesondere die Kennzahlen, die leistungs- und kostenbezogene Aussagen über interne IT-Mitarbeiter erfassen, einer kritischen Betrachtung zu unterziehen sind. Hier ist ein enges Zusammenspiel mit der Personalabteilung gefordert, um die benötigten Informationen zu erhalten.

Eine in diesem Kontext häufig anzutreffende Kennzahl ist die Anzahl der betreuten PCs pro IT-Mitarbeiter. "Von der halte ich ehrlich gesagt überhaupt nichts", bemerkt Servatius. Relevant seien nicht die Kosten pro Kopf oder die Betreuungsquoten, sondern das Preis-Leistungs-Verhältnis des zugehörigen Service, über den dann erst die Mitarbeiter verrechnet werden.

Jetzt anmelden - Der IITBA-Benchmark

Die International IT Benchmark Association (IITBA) ist auf IT-orientierte Vergleichsstudien zum Nutzen der teilnehmenden Organisationen spezialisiert. Initiatoren sind Professor Helmut Krcmar (Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik, TU München) und Professor Gerold Riempp (Institute of Research on Information Systems, European Business School). Eine Teilnahme am aktuellen Benchmark ist noch möglich (Anmeldung unter www.iitba.org).

Die Runde beginnt mit einem gemeinsamen Workshop der teilnehmenden Entscheider. Das Ausfüllen der Fragebögen durch die Teilnehmer und die anschließende Auswertung erstrecken sich laut IITBA über einen Zeitraum von vier bis zwölf Wochen - je nachdem, wie detailliert Unternehmen ihre Performance bereits messen und daher schon Daten für die Analyse haben. Neben einer jährlichen Konferenz zur Vorstellung und Diskussion der anonymisierten Ergebnisse bietet die IITBA auf Wunsch einen individuellen Abschluss-Workshop und eine ergänzende Beratung oder weitergehende Analysen an.

Die Teilnahmegebühr richtet sich danach, welche Dienst-
leistungen in Anspruch genommen werden. Wer zum Beispiel ausschließlich seinen Status quo mit anderen vergleichen will, muss mit etwa 4.000 Euro für einen Durchlauf rechnen. Weitere Informationen finden Sie unter www.iitba.org