Internet-Nutzung

Jeder dritte Deutsche ein digitaler Außenseiter

23.03.2010 von Christiane Pütter
Im Hinblick auf die Nutzung digitaler Medien läuft ein Riss durch Deutschland. 35 Prozent digitalen Außenseitern stehen 32 Prozent Trend- oder Berufsnutzer und digitale Profis gegenüber. Das geht aus einer Studie der Initiative D21 hervor.

"Die allerbesten Dinge passieren noch immer analog", trällert der Münchner Sänger Ringsgwandl. Mehr als jeder Dritte scheint ihm Recht zu geben: 35 Prozent der Bundesbürger gelten als digitale Außenseiter. Das geht aus der Studie "Digitale Gesellschaft" hervor, die TNS Infratest für die Initiative D21 durchgeführt hat. TNS Infratest-Geschäftsführer Robert Wieland spricht von einer "neuen digitalen Spaltung" des Landes.

Analyse von TNS Infratest
Digitale Profis
In der digitalen Welt zu Hause: Digitale Profis
Digitale Avantgarde
So sieht die Zukunft aus: Digitale Avantgarde

Dabei geht es nicht nur um Hardware-Ausstattung und Internet-Zugang. Mindestens ebenso gravierend sind die Unterschiede zum Wissen rund um die digitale Welt und die Einstellung der Menschen dazu.

Insgesamt identifizieren die Forscher in Deutschland sechs Nutzer-Typen:

1. Digitale Außenseiter: Sie stellen mit 35 Prozent die relative Mehrheit. Digitale Außenseiter sind im Schnitt knapp 63 Jahre alt. Zwei Drittel von ihnen sind Frauen. Sie liegen von Bildung und Einkommen her unter dem Bundesdurchschnitt.

2. Gelegenheitsnutzer: Unter diese Gruppe fallen weitere 30 Prozent der Deutschen. Sie sind typischerweise knapp 42 Jahre alt, 55 Prozent sind Frauen. Bildung und Einkommen entsprechen etwa dem Durchschnitt.

3. Berufsnutzer: Zu ihnen zählt TNS Infratest neun Prozent der Bundesbürger. Sie sind meist 42 Jahre alt, das Geschlechterverhältnis ist mit 48 Prozent Frauen und 52 Prozent Männern fast ausgewogen. Sie verfügen über einfache bis mittlere Bildungsabschlüsse und verdienen etwas höher als der Durchschnitt.

4. Trendnutzer: Elf Prozent der Deutschen gelten als Trendnutzer. Ihr Altersdurchschnitt liegt bei knapp 36 Jahren. Digitale Trends ziehen vor allem Männer an - sie stellen 78 Prozent - und junge Menschen, denn der Schüleranteil ist mit dreizehn Prozent der höchste in allen Kategorien. Trendnutzer sind tendenziell gebildeter und verdienen gut.

5. Digitale Profis: Digitale Profis stellen zwölf Prozent der Deutschen. Sie sind in der Regel 36 Jahre alt. Zwei Drittel sind Männer, ein Drittel Frauen. Mit vierzig Prozent Akademikern verfügt diese Nutzer-Gruppe über eine überdurchschnittlich hohe Bildung. Auch das Einkommen liegt über dem Schnitt.

Die Digitale Avantgarde ist jung, allein und verdient schlecht

6. Digitale Avantgarde: Sie kommen zwar nur auf drei Prozent, weisen aber in die Zukunft - digitale Avantgardisten sind mit durchschnittlich knapp 31 Jahren die jüngsten Nutzer. Rund jeder Zehnte geht noch zur Schule. Sechzig Prozent sind Männer, meist mit hoher Bildung. Dennoch bleibt ihr Einkommen unter dem Bundesdurchschnitt. Auffallend in dieser Gruppe: Gut jeder Vierte (26 Prozent) ist Single.

Über diese Steckbriefe hinaus haben die Forscher nach Wissen und Einstellung rund um das Internet gefragt. Auch dabei zeigt sich die "digitale Spaltung". So lehnen Digitale Außenseiter den Satz "Ein Leben ohne Internet hätte negative Auswirkungen für mich" fast komplett ab. Trendnutzer, Digitale Profis und vor allem die Digitale Avantgarde stimmen erwartungsgemäß zu. Gelegenheitsnutzer und auch Berufsnutzer dagegen zeigen sich unentschlossen.

Der Blick in die Zukunft jedoch eint die Deutschen: Alle Befragten sind sich weitgehend einig, dass PC und Internet in die Schulen gehören. Dass es im Beruf heute nicht mehr ohne digitale Kompetenz geht, gilt ebenfalls als selbstverständlich.

Stichwort Wissen: Nur 16 Prozent der Digitalen Außenseiter könnten erklären, was ein Betriebssystem ist. Bei den Gelegenheitsnutzern sind es dagegen stolze 76 Prozent. Mit dem Begriff Homepage können nur 21 Prozent der Außenseiter etwas anfangen, unter den Gelegenheitsnutzern sind es 74 Prozent.

Der Digitale Außenseiter und das Tracking-Cookie

Immerhin wissen 42 Prozent der Außenseiter, was eine E-Mail ist. Unter den gelegentlichen Nutzern sind es 94 Prozent. Und: Einer von hundert Digitalen Außenseitern könnte nach eigener Einschätzung erklären, was es mit einem Tracking-Cookie auf sich hat. Da können selbst bei den digitalen Avantgardisten nur 43 Prozent mithalten.

TNS-Infratest-Geschäftsführer Wieland fordert nun "gezielte Maßnahmen" zur Stärkung der bereits "angekommenen" Gruppen und zur Verkleinerung der passiven Gruppen. Nur so ließen sich die Herausforderungen der digitalen Welt wirtschaftlich und gesellschaftlich erfolgreich meistern.

TNS Infratest hat für die Initiative D21 mehr als 1.000 Deutsche befragt. Die Ergebnisse der Studie sind repräsentativ für die Gesamtbevölkerung. Die Analyse "Digitale Gesellschaft: Die digitale Gesellschaft in Deutschland - sechs Nutzertypen im Vergleich" wurde unterstützt von Wolters Kluwer, The Interreg IVB North Sea Region Programme und dem Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie.