"Wenn man ganz bewusst acht Stunden täglich arbeitet, kann man es dazu bringen, Chef zu werden und vierzehn Stunden täglich zu arbeiten", sagte einst der vierfache Pulitzerpreisträger Robert Frost. Ein Blick auf die Zahlen des Statistischen Bundesamtes scheint das zu bestätigen. Die Statistiker haben jetzt den Bericht "Qualität der Arbeit" vorgelegt.
Demnach war 2009 jeder Zehnte ein "Erwerbstätiger mit überlangen Arbeitszeiten". Überlang heißt: 48 Stunden pro Woche und mehr. Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit lag voriges Jahr bei 35,8 Wochenstunden. Dieser Wert sagt allerdings nicht viel aus, denn die Wirtschaftskrise hat zu Kurzarbeit und dem Abbau von Überstunden geführt.
Zu den Vielarbeiten zählen rund vier von zehn Führungskräften (39 Prozent). Da haben White-Collar-Worker etwas mit Landwirten gemein: Jeder dritte Bauer (33 Prozent) ist länger als 48 Stunden pro Woche beschäftigt. Außerdem arbeiten 17 Prozent der Akademiker oft länger.
Chefs sind meist keine Youngsters mehr, daher erklärt sich, dass vor allem ältere Beschäftigte lange Arbeitszeiten aufweisen. In der Altersgruppe 25 bis 34 Jahre sind es dagegen nur knapp acht Prozent.
Die Statistiker haben sich außerdem angesehen, wie es um psychische Belastungen am Arbeitsplatz steht. Leider gibt es repräsentative Zahlen dazu nur aus dem Jahr 2007 - diese Daten würden nur alle fünf Jahre erhoben, erklärte ein Forscher auf Anfrage von CIO.de. Als sicher könne aber gelten: Zurückgegangen sind die psychischen Probleme nicht, vor allem nicht angesichts der Krise. 2007 klagten darüber zwölf von hundert Beschäftigten.
Auch dabei liegen Akademiker mit 19 Prozent und Führungskräfte mit 17 Prozent vorn. Sie umschreiben ihre Beschwerden meist mit Zeitdruck und Arbeitsüberlastung. Mobbing oder Belästigungen nennen sie dagegen selten.
Zusammenhang zwischen Arbeitsdruck und Depression
Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) bestätigt in einem Forschungsbericht, dass hohe Arbeitsdichte Depressionen verursachen kann. Die Studie konzentriert sich jedoch grundsätzlich auf den Zusammenhang zwischen Arbeitsbedingungen und psychischen Störungen. Neuere Zahlen legt die BAuA nicht vor.
Aktuellere Zahlen gibt es zum Stand der Krankmeldungen. Waren Beschäftigte 2007 durchschnittlich 6,9 Tage krank geschrieben, stagniert dieser Wert 2008 und 2009 bei 7,3 Tagen. Allerdings werden nur Krankmeldungen von mehr als drei Tagen erfasst. Faktisch dürften mehr Krankheitstage zusammenkommen.
Unter dem Stichwort "Ausgleich von Beruf und Privatleben" haben die Studienautoren außerdem ermittelt, wie viele Erwerbstätige am Wochenende arbeiten. Ein Langzeitvergleich mit Daten von 1992 zeigt einen Anstieg. So haben 1992 rund 21 Prozent Samstags gearbeitet, 2009 waren es 25 Prozent. Sonntags waren zehn Prozent (1992) beziehungsweise dreizehn Prozent (2009) beschäftigt. Die Statistiker sehen das unter anderem in der Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten begründet.
Ein weiteres Ergebnis bezieht sich auf unfreiwillig Teilzeitbeschäftigte in Deutschland. 2009 hat mehr als jeder Fünfte - 22 Prozent - als Notlösung teilzeit gearbeitet. 1992 waren es nur sechs Prozent. Meist konnten diese Arbeitnehmer keine Vollzeitstelle finden. Einige von ihnen steckten aber auch in einer Aus- oder Weiterbildung.
Jeder Zehnte mit Zeitvertrag
Rund jeder Zehnte (neun Prozent) hatte im vergangenen Jahr einen befristeten Arbeitsvertrag. Knapp die Hälfte dieser Beschäftigten (46 Prozent) musste die Befristung akzeptieren, weil es keine Dauerstellung gab.