Work-Life-Balance verbessert

Jeder zweite Manager wechselbereit

08.11.2011 von Andrea König
Führungskräfte sind sehr wechselwillig, wie eine Mercer-Studie zeigt. Trotzdem wollen die meisten bei ihrem Arbeitgeber langfristige Karriereziele erreichen.

Jeder dritte Arbeitnehmer in Deutschland denkt ernsthaft darüber nach, das Unternehmen zu wechseln. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Unternehmensberatung Mercer, für die im ersten Halbjahr 2011 rund 30.000 Angestellte aus 17 Ländern zu verschiedenen Aspekten des Mitarbeiterengagements befragt wurden, darunter 2.000 Personen aus Deutschland. Die folgenden Zahlen beziehen sich jeweils nur auf die Umfrageteilnehmer aus Deutschland.

Besonders wechselwillig sind Manager: 47 Prozent von ihnen sind wechselbereit, bei den übrigen Arbeitnehmern sind es nur 27 Prozent. Unterscheidet man bei der Wechselbereitschaft nach dem Alter, sind die Umfrageteilnehmer bis einschließlich 34 Jahre besonders wechselwillig. Unter den bis 24-Jährigen würden fast 50 Prozent den Arbeitgeber wechseln und bei den 25- bis 34-Jährigen etwa 40 Prozent. Bei den 55- bis 64-Jährigen liegt die Wechselbereitschaft bei 21 Prozent.

Viele deutsche Manager glauben, beim Arbeitgeber Karriereziele erreichen zu können und sind trotzdem wechselwillig.
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Den Wechselabsichten zum Trotz sind mehr als zwei Drittel der Befragten mit ihrem Arbeitgeber zufrieden. 71 Prozent der Arbeitnehmer sind mit dem Unternehmen insgesamt und 75 Prozent alles in allem mit ihrer Arbeit zufrieden. 58 Prozent sind stolz darauf, in ihrem Unternehmen zu arbeiten und 65 Prozent würden ihre Firma anderen als guten Arbeitgeber weiterempfehlen.

An den Ergebnissen fällt auf, dass gerade die Gruppe der bis 24-Jährigen, die die stärkste Wechselbereitschaft zeigt, am zufriedensten ist. Das muss kein Widerspruch sein, erläutert Fridtjof Helemann, der Vorsitzende der Geschäftsführung von Mercer in Deutschland, Österreich und der Schweiz: "Die Vorstellung, ihr ganzes Berufsleben in ein und demselben Unternehmen zu verbringen, die bei ihren Eltern vielfach dem Ideal entsprach, passt nicht zu ihren Lebensentwürfen - sie wollen verschiedene Unternehmen und Kulturen kennenlernen."

Zufriedener - aber weniger Indentifikation mit dem Arbeitgeber

Rückläufig ist allerdings die Zahl derer, die sich mit ihrem aktuellen Arbeitgeber identifizieren. Nur 55 Prozent fühlen sich ihrem Unternehmen sehr verpflichtet - das sind 30 Prozentpunkte weniger als im Jahr 2004, als die Umfrage schon einmal durchgeführt wurde. Zurückgegangen ist auch die Zahl derer, denen die Arbeit ein Gefühl von Selbstverwirklichung gibt. Der Anteil ist in den vergangenen sieben Jahren von 69 auf 58 Prozent gesunken.

Beim Thema Gehalt spaltet sich die Meinung der Befragten: 52 Prozent von ihnen sind mit ihrem fixen Grundgehalt zufrieden, die übrigen sind es nicht. 46 Prozent glauben, dass Sie entsprechend ihrem Beitrag für das Unternehmen gerecht bezahlt werden. Im Jahr 2004 dachten so nur 39 Prozent der Befragten. Jeder Zweite findet, dass er im Vergleich zu Kollegen mit ähnlichen Tätigkeiten angemessen bezahlt wird. Vor sieben Jahren sahen das nur 45 Prozent der Umfrageteilnehmer so.

Unterschiede zwischen Managern und Nicht-Managern

Auch die Work-Life-Balance hat sich im Vergleich zu den Umfragewerten von 2004 verbessert. Heute sagen 61 Prozent der Befragten von sich, dass sie in ihrem Job ein gesundes Gleichgewicht zwischen Arbeit und Privatleben halten können. Sieben Jahre zuvor waren es nur 49 Prozent. 59 Prozent der Befragten berichten beispielsweise davon, dass ihr Arbeitgeber ihnen heute flexible Arbeitszeiten bietet.

Die Studienergebnisse zeigen, dass sich die Antworten von Managern und Nicht-Managern in mehreren Punkten unterscheiden. 66 Prozent der Manager und nur 40 Prozent der übrigen Arbeitnehmer sind der Meinung, dass sie die Informationen und die Unterstützung erhalten, die für ihre Karriereplanung notwendig sind. 64 Prozent der Manager und nur ein Drittel der Nicht-Manager sind zuversichtlich, dass sie bei ihrem Arbeitgeber ihre langfristigen Karriereziele erreichen. 57 Prozent der befragten Manager glauben, dass bei ihrem Abreitgeber stets die qualifiziertesten Mitarbeiter befördert werden. Unter den übrigen Angestellten denkt nur ein knappes Drittel so.

Für die Mercer-Studie "What’s Working" wurden im ersten Halbjahr 2011 rund 30.000 Mitarbeiter aus 17 verschiedenen Ländern, darunter über 2.000 Angestellte aus Deutschland, zu verschiedenen Aspekten des Mitarbeiterengagements befragt wurden. Die Umfrage wurde 2004 schon einmal durchgeführt. Die Unternehmensberatung Mercer hat ihren Hauptsitz in New York City, in Deutschland ist sie mit mehr als 600 Mitarbeitern an den Standorten Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Leipzig, Mülheim an der Ruhr, München und Stuttgart vertreten.

Karriere: Die häufigsten Irrtümer
In Sachen Bewerbung ...
... kann man viele Fehler machen, wie Karrierecoach Martin Wehrle in seinem "Lexikon der Karriere-Irrtümer" zeigt. Klicken Sie sich durch weiterverbreitete Fehleinschätzungen.
1. Je mehr Bewerbungen man schreibt, desto höher der Erfolg
Blinde Schüsse mit der Schrotflinte, auch „Blindbewerbung“ genannt, bringen wenig. Eine Topbewerbung ist ein maßgeschusterter Aschenputtel-Schuh: Sie darf nur an den Fuß dieser einen Firma passen.
2. Wenn gewünscht, sollte ich meine Gehaltsvorstellung im Anschreiben nennen.
Wer eine Gehaltsspanne von 30.000 bis 40.000 Euro angibt, verrät dem Unternehmen zweierlei: Erstens wären Sie bereit, den Job für 30.000 Euro zu machen- warum sollte man Ihnen dann mehr bieten? Zweitens scheinen Sie im Vorfeld schlecht recherchiert zu haben; sonst wären Sie in der Lage, ein konkretes Gehalt zu nennen.
3. E-Mails dürfen formlos sein
E-Mails vermitteln Botschaften unübertroffen schnell – auch die Botschaft, dass der Absender keine Manieren hat! Unhöflichkeit bleibt Unhöflichkeit, Fehler bleibt Fehler. Und wie steht es damit, kleine Schludrigkeiten durch Smilies zu entschuldigen? Keine gute Idee, denn die Emoticons haben in Geschäftsmails nichts verloren.
4. Ständige Erreichbarkeit wird als Zeichen für hohes Engagement gewertet
„Wenn der Chef mich anruft, stehe ich dreißig Sekunden später bei ihm auf der Matte.“ Gut, Sie sind schnell zur Stelle. Aber daraus lassen sich auch andere Schlüsse ziehen. Zum Beispiel der, dass Sie nicht viel zu tun haben, womöglich den ganzen Tag auf Kommandos des Chefs warten.
5. Fortbildungswillige Mitarbeiter sind gern gesehen
Der Bewerber war so oft auf Fortbildung, dass seine Qualifikation nur eine winzige Frage offen lässt: Wann hat der Kerl eigentlich gearbeitet? Fortbildungswille ist äußerst gern gesehen, aber nur nach Feierabend, wenn er die Firma keinen Cent und keine Minute kostet. Ansonsten werden Weiterbildungen oft nach den Notarzt-Prinzip vergeben: Man operiert erst, wenn es nicht mehr anders geht.
6. Der autoritäre Führungsstil hat ausgedient
Doch unter dem demokratischen Deckmantel verbergen sich oft die Ellbogen autoritärer Führung. Zwar dürfen die Mitarbeiter den Speiseplan in der Kantine und den Bildschirmschoner ihres Computer bestimmen – aber keiner fragt sie, wenn wesentliche Entscheidungen anstehen, etwa ein Umzug, eine Fusion, eine Änderung der Geschäftsstrategie.
7. Manager haben einen sichern Job
Was haben Militärpiloten und Topmanager gemeinsam? Den Schleudersitz! CEO´s sind nicht nur Meister im Entlassen sondern auch im Entlassenwerden! Im Jahr 2006 räumte weltweit fast jeder siebte CEO seinen Sessel, in Europa sogar jeder sechste – eine Hälfte „unfreiwillig“, die anderen im gegenseitigen Einvernehmen.