Outsourcing-Studie

Jeder zweite Manager will sich selbst entlasten

05.07.2013 von Bettina Dobe
Schrumpfende IT-Budgets und mangelnde Fachkompetenz im Konzern: Einige CIOs müssen Prozesse auslagern, um zu überleben. Die Konzentration aufs Kerngeschäft wird vielen Managern wichtiger.

Der Druck auf Manager wird immer höher. Wollten sich 2011 noch 32 Prozent der Führungskräfte durch Outsourcing entlasten, stieg diese Zahl nun erheblich an: Laut einer aktuellen Studie der Beraterfirma Steria Mummert Consulting sind es nun 43 Prozent der Unternehmen, die sich mit Outsourcing mehr auf das Kerngeschäft konzentrieren wollen. Für die Studie befragten die Berater 200 IT-Führungskräfte, Vorstände und CIOs.

Darum wollen Unternehmen auslagern.
Foto: Steria Mummert

Fast jeder zweite der befragten Manager (47 Prozent) sagte, dass er auf eine Entlastung hoffe. Vor allem das mittlere Management fühlt sich extrem unter Druck: Vorgesetzte und Mitarbeiter erwarten von ihnen besonders viel. Große Hoffnungen auf Entlastung können sich vor allem IT-Unternehmen laut Studie aber nicht machen. Fast zwei Drittel, 61 Prozent, der IT-Entscheider glauben, dass sie fast nichts mehr auslagern können. Zu fortgeschritten ist wohl schon die Praxis, einige Geschäftsmodelle in die Cloud oder Offshore zu verlagern. Aufgrund der Datenschutzbedenken bevorzugen die Firmen dabei meist Onshore-Outsourcing.

Der wichtigste Grund für Unternehmen, Prozesse auszulagern, liegt laut Studie nach wie vor im Preis: Mehr als die Hälfte (54 Prozent) der Unternehmen will - oder muss - Kosten einsparen. Das Einsparungspotenzial ist nach Meinung der Manager gewaltig: 60 Prozent der Befragten gaben an, damit bis zu 20 Prozent weniger ausgeben zu müssen. Obwohl Sparen den Firmen sehr wichtig ist, erwarten die meisten Unternehmen nicht unbedingt, dass sie Schnäppchen machen können. Nur ein Drittel erwartet sehr günstige Konditionen. Viel wichtiger sind den Unternehmen Fachkompetenz und Datensicherheit.

Bye bye, Busines Process

Kosten senken mit BPO.
Foto: Steria Mummert

Die Unternehmen setzen auf die Konzentration aufs Kerngeschäft: Am wichtigsten stufen die befragten Manager das Business Process Outsourcing ein (BPO). Mit dem Auslagern von - trotz allem geschäftsrelevanten - Business-Prozessen kann das Unternehmen eine Menge Geld bei den Personalkosten sparen. Dadurch ist es ihnen möglich, sich mehr auf das Kerngeschäft zu konzentrieren und die eigenen Manager zu entlasten. In der IT-Branche sind die Business-Prozesse bereits zu 54 Prozent ausgelagert, bei Banken und Versicherungen sogar schon zu 57 Prozent. Das BPO-Geschäft wächst rasant und wandelt sich stark: Die Anbieter setzen auf Best-Practice-Lösungen und bringen den Anwendern mehr Flexibilität.

Application Management wird immer stärker ausgelagert.
Foto: Steria Mummert

Laut der Studie "Erfolgsmodelle Outsourcing" lagern Firmen vermehrt aus, da einerseits das IT-Budget vieler Firmen knapp ist und sie sich durch Outsourcing mehr Fachkompetenz erhoffen. Gleichzeitig, so die Studie, fehlten die Experten, um einige spezialisierte Leistungen zu erbringen. Für Weiterbildungen fehlte einigen in den letzten Jahren das Geld. Das erkläre auch, warum das lange stiefmütterlich behandelte Application Management (AM) in vielen Firmen demnächst ausgelagert wird. Wegen der geschrumpften IT-Budgets kenne sich niemand mehr mit der Betreuung von Anwendungssystemen aus und müsse dieser Bereich komplett ausgelagert werden. Die Anwender achteten laut Studie daher beim Outsourcing auf Anwendungsentwicklung, Pflege und Wartung zur Sicherstellung des laufenden Anwenderbetriebs und Optimierung und Transformation von Anwendungen der Anbieter. Besonders interessant fanden Anwender die Anwendungs-Anbieter, die Services für SAP, Microsoft und Oracle anboten.

Überleben nur wegen Outsourcing

Wie wichtig Outsourcing tatsächlich ist, wurde am 1. Sourcing-Day in München der Computerwoche, an dem CIOs über intelligentes Sourcing diskutierten deutlich. Die knappen IT-Budgets sind dafür verantwortlich, dass sich die CIOs immer mehr auf Anbieter verlassen. "Die Provider helfen uns, am Leben zu bleiben", sagte Randstadt-CIO Werner Schultheis im Rahmen der Veranstaltung. Mit knappen Budgets können IT-Abteilungen nicht innovativ bleiben. Schultheis geht sogar davon aus, noch mehr Prozesse auf Provider auszulagern, um mit den Innovationen Schritt zu halten. Dieser Meinung schloss sich auch der Unternehmensberater Thomas Lünendonk an. Mindestens für Spezialaufgaben muss der CIO von heute auf Outsourcing zurückgreifen, wenn sie nicht sogar auf alles aus einer Hand zurückgreifen.

Dass Outsourcing für Unternehmen in den letzten Jahren immer wichtiger geworden ist, zeigt auch diese Zahl: 86 Prozent der befragten Unternehmen gaben in der aktuellen Steria-Mummert-Studie an, dass für sie Outsourcing sehr wichtig sei. In der Befragung vor zwei Jahren waren es noch einige Prozent weniger, die Auslagern für wichtig erachteten.