Die Zusammenarbeit läuft ja bereits. Im vergangenen Jahr hatten sich CIOs aus dem CIO-Circle offen gegen die Preispolitik der SAP gestemmt. Mit beteiligt war auch die Deutschsprachige SAP Anwendergruppe (DSAG). Anstatt weiter in Einzelkämpfermanier gegen den Weltkonzern anzutreten, beschlossen die IT-Chefs damals, ihren Widerstand weiter unter dem Dach der Anwendervereinigung auszufechten. Immerhin vertritt diese allein im deutschsprachigen Raum mit mehr als 26.000 Personen annähernd 2200 Unternehmen und wirft damit bereits ein ordentliches Gewicht in die Waagschale.
Weitere Verhandlungsmacht besitzt der Verband außerdem durch die enge Verbindung zu anderen nationalen Anwendergruppen, etwa die Americas' SAP Users' Group (ASUG). Alle zusammen sind in der Dachorganisation SAP User Group Executive Network (SUGEN) vertreten. Auf deren Konto geht das jüngst mit SAP vereinbarte Benchmarken von Supportdiensten, das für die weltweite SAP-Kundschaft ausgehandelt werden konnte.
Mit der nun erfolgten Etablierung eines neuen Gremiums will die DSAG der bislang informellen Beziehung zu den obersten IT-Strategen feste Strukturen geben: "Der CIO-Beirat hat zum Ziel, die Zusammenarbeit zu institutionalisieren", erklärt DSAG-Vorstand Karl Liebstückel. "Das heißt, es werden Verantwortlichkeiten benannt und Kommunikationswege festgelegt." Nicht zuletzt verbindet sich damit die Hoffnung, den Argumenten der Anwendervereinigung eine zusätzliche Schlagkraft verleihen: "CIOs besitzen nun mal eine ökonomische Macht", stellt Liebstückel klar. Immerhin sind sie diejenigen, die in ihren Unternehmen über die Anschaffung der Software und die Umsetzung von Projekten entscheiden.
Insgesamt sieben Mitglieder wurden Ende September in Bremen gewählt: Stefanie Kemp von der Vorwerk & Co. KG, Marco Lenck, Rhein Chemie Rheinau GmbH, Michael Nippel, Viega GmbH & Co. KG, Simone Rehm, Trumpf GmbH & Co. KG, Werner Schwarz, Gerolsteiner Brunnen GmbH & Co. KG, Thorsten Steiling, Ejot Holding GmbH & Co. KG sowie Johannes Truttmann, Krombacher Brauerei Bernhard Schadeberg GmbH & Co. KG.
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Wie das Gremium genau arbeiten soll, ist bislang noch nicht festgelegt. Einzelheiten sollen auf der nächsten DSAG-Vorstandssitzung Mitte November geklärt werden. An Themen jedenfalls wird es den frischgebackenen Beiräten nicht fehlen: Ganz oben auf der Wunschliste an SAP steht unter anderem die Forderung nach der Vereinfachung des Lizenzmodells sowie einem optionalen Wartungsmodell. Im Bereich ERP gilt es zudem darauf zu achten, dass die Roadmap aktualisiert und eingehalten wird.
Genug Diskussionsstoff
Auch die Integration von Anwendungen in Netweaver ist ein Thema. "Manche Applikationen wie das Master Data Management sind zwar unter dem Dach von Netweaver angesiedelt", erklärt Liebstückel, "aber die Kunden fordern, dass sie ein richtiger Bestandteil der Middleware werden." Eine weitere Frage, die die CIOs umtreiben dürfte, ist die des Investitionsschutzes der BI-Lösung Business Objects (BO). "Für die heutige Kundschaft muss gewährleistet werden, dass sie ihre Investitionen ins Business Warehouse nicht verlieren, falls ein Wechsel erfolgen muss."
Inwieweit der CIO Beirat helfen kann, diese zum Teil schon lange diskutierten Fragen zu einem für die Kunden zufriedenstellenden Abschluss zu bringen, wird sich zeigen. Mit den neuen Gesichtern und dem Rückhalt aus der CIO-Gemeinde könnten sie auf jeden Fall eine neue Runde in der Kommunikation zwischen SAP und seinen Kunden einläuten.
Damit allein wird es jedoch nicht getan sein - das wissen auch die neu gewählten Mitglieder. Für CIO-Beirat Johannes Truttmann ist klar, dass der Austausch nicht einseitig sein kann: "CIOs müssen, salopp gesprochen, auch den Hintern hochheben, ihre Meinung sagen und dadurch der DSAG konsolidiertes Feedback für die Gespräche mit der SAP geben."